Oracle hat im Streit um den Itanium-Support Gegenklage gegen Hewlett-Packard eingereicht. Es will damit verhindern, dass HPs Antrag, die Akte unter Verschluss zu halten, stattgegeben wird.
In der Klageschrift (PDF) steht zu lesen: „Dieser Fall ist ein Missbrauch des Justizsystems – ein Publicity-Stunt in einer breiteren Kampagne, um Oracle die Schuld für den Bruch in die Schuhe zu schieben, wenn HPs Itanium-basiertes Servergeschäft unweigerlich zum Erliegen kommt.“ HP selbst habe sich in eine ungute Situation manövriert, indem es an einer Jahrzehnte alten Mikroprozessorarchitektur festhalte, die keine Zukunft habe: Intels Itanium-Linie.
Für HP sei das Ende von Itanium ein geschäftliches Desaster, weil es einen Gutteil seiner Einkünfte aus Support-Verträgen für Itanium beziehe. „Anstatt also seinen Kunden die Wahrheit über Intels Pläne zu sagen, das Itanium auslaufen lassen will, und ihnen zu helfen, auf Alternativen wie Xeon umzusteigen, hält HP den Mythos aufrecht, dass es eine Zehn-Jahres-Roadmap für die Entwicklung von Itanium gäbe.“
Oracle argumentiert, es gebe keine rechtlich bindende Partnerschaft mit HP, die es dazu zwingen würde, die Entwicklung von Software für Itanium fortzusetzen. Es will das Gericht anscheinend um jeden Preis davon überzeugen, dass HP ihm mit seiner Klage Unrecht getan hat – und zwar mit einer Rhetorik, die an eine Scheidung erinnert.
Ende März hatte Oracle seine Entscheidung bekannt gegeben, keine Anwendungen mehr für die Itanium-CPU zu programmieren. Zuvor hatten schon Microsoft und Red Hat den Support der Plattform eingestellt.
„Nach zahlreichen Gesprächen mit dem Intel Senior Management hat sich Oracle dazu entschieden, die gesamte Software-Entwicklung für den Itanium-Mikroprozessor abzubrechen“, hieß es damals in einer Mitteilung. „Das Intel-Management hat deutlich gemacht, dass der strategische Fokus auf den x86-Mikroprozessoren liegt und der Itanium sich seinem Ende nähert.“
HP forderte Oracle daraufhin in einem Brief auf, seine Entscheidung rückgängig zu machen. Diese stelle einen illegalen Versuch dar, HPs Integrity-Kunden auf die eigenen Plattformen zu zwingen. HP behauptete, Oracle sei rechtlich dazu verpflichtet, Itanium weiter zu unterstützen – und drohte mit rechtlichen Schritten. Mitte Juni machte es seine Drohung wahr.
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