Mit dieser Resonanz haben beide Unternehmen nicht gerechnet: Über 160 IT-Spezialisten besuchten vergangenen Monat eine Roadshow in Walldorf, Köln und München, bei der Microsoft und SAP das gemeinsame neue Produkt Duet Enterprise vorgestellt haben. Die Software verknüpft Microsofts Collaboration-Plattform Sharepoint 2010 und Office 2010 mit den Geschäftsanwendungen von SAP, genauer gesagt mit SAP Netweaver 7.02 und damit auch mit der SAP Business Suite. Aber auch ältere SAP-Releases werden unterstützt. Anwender können somit innerhalb von Sharepoint und Office auf SAP-Prozesse und -Informationen zugreifen und diese weiterverarbeiten.
Als Beispiel für Aufgaben, die Nutzer auf Basis von Duet Enterprise erledigen können, nennt Microsoft das Bearbeiten von SAP-Daten in einer Sharepoint-Liste und das Zurückschreiben der Änderungen in das SAP-System. Aber auch die Anzeige von SAP-Informationen, die als externe Inhaltstypen in Sharepoint Server integriert sind, in Form von Kontakten, Aufgaben, Kalendern und Beiträgen in Outlook 2010, sei möglich.
Unter Sicherheitsaspekten gibt Single Sign-on den Nutzern die Möglichkeit, sich nach einer Anmeldung in beiden Software-Welten zu bewegen. Auch die entsprechenden Zugriffsrechte und Anwenderrollen erstrecken sich über beide Systeme.
Analysten zeigen sich von der Software, die auf der diesjährigen CeBIT vorgestellt wurde, überzeugt: „Grundsätzlich gibt es einen großen Bedarf an einer Integration von ERP-Software und Office“, sagt Frank Niemann, Analyst beim Beratungsunternehmen Piere Audoin Consultants. IDC-Analyst Rüdiger Spies fügt hinzu: „Bei Duet Enterprise haben die beteiligten Partner Microsoft und SAP jeweils strategische Produkte eingesetzt.“
Heiko Henkes, Senior Analyst beim Beratungsunternehmen Techconsult, betont: „Das erklärte Ziel von Duet 2.0 ist es, den Kunden mehr Flexibilität in der individuellen Anwendungsgestaltung bei einer stetig steigenden Anzahl vorkonfigurierter Business Packs an die Hand zu geben.“ Als Vorteile des Produktes sehen die Analysten einhellig einen beschleunigten Workflow in den Unternehmen sowie die Tatsache, dass Duet Enterprise auf Standardschnittstellen basiert.
Beschleunigte Workflows, mehr Produktivität
Aus Sicht der Anbieter SAP und Microsoft erhöht der Einsatz von Duet Enterprise die Produktivität, da Anwender einen einheitlichen Blick auf Daten und Aufgaben bekommen. Das unterstütze sowohl einzelne Mitarbeiter als auch ganze Projektteams. Der Wert der Investments werde durch Duet Enterprise erweitert, weil das Produkt für einen breiteren Einsatz sowohl von SAP-Lösungen als auch von Sharepoint im Unternehmen sorge.
Schließlich versetze Duet Enterprise Unternehmen in die Lage, als Antwort auf neue geschäftliche Anforderungen schnell entsprechende Lösungen zu entwerfen. Letzteres sieht auch PAC-Analyst Niemann als Vorteil: „Bei Duet Enteprise handelt es sich nicht um eine Lösung beziehungsweise Applikation, sondern um ein Framework. Es gestattet Anwendern wie auch Partnerfirmen, eigene Lösungen für bestimmte Branchen- und Prozessanforderungen zu implementieren.“
In diesem Rahmen haben SAP und Microsoft parallel zur Produkteinführung eine Partnerinitiative namens Unite aufgesetzt. „Ziel ist es erstens, die Partner zu qualifizieren, damit sie die Lösung umfassend unterstützen können“, so Spies. „Zweitens sollen sie motiviert werden, auf der Basis einer integrierten Entwicklungsumgebung eigene Lösungen zu entwickeln.“ Den Alltag dieser Partnerinitiative allerdings sieht Heiko Henkes, Senior Analyst bei Techconsult, eher kritisch. Er verweist darauf, dass die Zahl der Partner bislang lediglich bei rund 18 liegt.
Von der Partnerinitiative wird es jedoch laut PAC-Analyst Niemann wesentlich abhängen, wie sich das Interesse an Duet Enterprise entwickelt: „Es spielt eine Rolle, wie viele Partner es geben wird und wie gut diese Partner die Office/Sharepoint- und SAP-Welten beim Kunden zusammenführen können.“ Ein weiteres Kriterium seitens der Anwender sei, „wie aufwändig diese Installation ist, was sie kostet und wie flexibel Anpassungen realisiert werden können.“
Referenzkunden in den USA und Schweden
In Deutschland gibt es noch keine Referenzkunden. Laut Michael Reh, Senior Vice President und General Manager PTU Information Worker bei SAP, sind jedoch viele Unternehmen dabei, Duet-Enterprise-Projekte umsetzen. Außerdem erinnert Reh an eine gewisse Anlaufzeit: „Wenige Monate nach der CeBIT sind die Unternehmen in puncto Duet Enterprise im Prozess der Priorisierung. Das heißt, sie legen fest, welche Daten in Duet Enterprise zur Verfügung gestellt und welche Prozesse unterstützt werden sollen.“
Reh weist jedoch auf zwei Referenzkunden im Ausland hin: den internationalen IT-Dienstleister Infosys Technologies und das schwedische Maschinenbauunternehmen Sandvik. Infosys integriert die Daten seines Systems zum Kundenbeziehungsmanagement von SAP in Sharepoint. Dies erfolgt über so genannte ‚collaborative workspaces‘ auf dem Sharepoint Server 2010. Alle am Verkaufsprozess Beteiligten können dort Ideen miteinander teilen, Dokumente bearbeiten und Informationen auf den neuesten Stand bringen. Und Sandvik hat mit Duet Enterprise einen Workflow für das Genehmigungs-Management in der Rechnungsprüfung aufgesetzt. Zentrales Element ist dabei eine Dashboard-Oberfläche im Sharepoint Server. Über eine Ausdehnung auf weitere Geschäftsprozesse wird im Unternehmen gerade nachgedacht.
Altlast Mendocino
SAP und Microsoft gehen selbstredend davon aus, dass viele weitere Unternehmen folgen werden – auch in Deutschland. Beide Konzerne geben sich sehr zufrieden mit den bisherigen Verkäufen. „Wir scheinen mit Duet Enterprise einen Nerv getroffen zu haben“, so Reh. Erste Nutzerzahlen werde SAP Ende Juli veröffentlichen. Und dennoch sehen Anbieter wie Marktbeobachter auch Hindernisse auf dem Weg des Produkts in die Unternehmen. Das erste ist die Altlast des Vorgängerprodukts Duet 1.5. „Das Produkt, das auch noch unter dem Namen Mendocino bekannt ist, ist in erster Instanz gescheitert“, erinnert Henkes. „Daher sind Teile der Kunden und Partner nach wie vor skeptisch.“
Das sieht SAP-Mann Reh freilich anders. Er verweist auf über eine Millionen lizenzierte User. Aber auch räumt ein: „Duet 1.5 beinhaltete vorgefertigte Szenarien. Die Kunden wollten aber vor allem selber Anwendungen entwickeln. Das ist in Duet Enterprise berücksichtigt: Es beinhaltet eine Tool-Box, mit der sich individuelle Lösungen bauen lassen.“ IDC-Analyst Spies fügt hinzu, dass das „alte Produkt nicht wirklich auf Standardschnittstellen beruhte.“
Auf dem Weg in die Cloud
Ein weiterer wichtiger Punkt ist laut PAC-Analyst Niemann „wie ernsthaft SAP und Microsoft die Kooperation sowie ihr gemeinsames Partnerprogramm leben. Beide Unternehmen sind zugleich Partner und Konkurrenten.“
Spies stimmt dem zu. Außerdem erinnert er daran, dass es zwischen der SAP- und der Microsoft-Welt durchaus Überlappungen gibt: „SAP widmet sich immer stärker dem Problem der unstrukturierten Daten, Collaboration-Anwendungen spielen in beiden Welten eine große Rolle, ebenso Enterprise Content Management und Portale. Die Frage bleibt, wie sich Duet Enterprise angesichts dieser Überschneidungen entwickeln wird.“
Mit solchen Überlegungen belasten sich Microsoft und SAP nicht lange: „Es gibt eine solide und nachhaltige Roadmap beider Häuser für die Weiterentwicklung des Produkts“, heißt es dazu von Microsoft. Und aus Walldorf kommt der Hinweis: „Im vierten Quartal will SAP den Duet-Enterprise-Kunden mehr Informationen über die nächste Generation des Produkts zur Verfügung stellen.“ Immerhin verrät Reh ZDNet heute schon: „Im nächsten Release steht im Mittelpunkt, das komplette Angebot auf On-Demand-Basis zur Verfügung zu stellen, also „Duet in the Cloud‘.“ Man darf gespannt sein.
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