Weiterer Musikverband klagt gegen Lime Wire

Eine Handelsgruppe namens Merlin hat Klage gegen die Tauschbörse Lime Wire eingereicht. Merlin vertritt eine Reihe unabhängiger Plattenfirmen und damit rund 12.000 Bands und Musiker, unter anderem Arcade Fire, Neko Case sowie Frankreichs First Lady Carla Bruni. Der Beschwerde zufolge hat Lime Wire ein Versprechen aus dem Jahr 2008 gebrochen: dass es die Künstler für den durch illegale Kopien entstandenen Schaden entschädigen werde.

Lime-Wire-Gründer Mark Gorton hatte demnach ursprünglich zugestimmt, Merlin-Mitgliedern denselben Betrag zukommen zu lassen, den es in einem Rechtsstreit von 2007 mit den vier großen US-Labels zahlen würde müssen. Mit Universal, Sony, Warner und EMI hat sich Lime Wire mittlerweile in einem Vergleich geeinigt: Es zahlt 105 Millionen Dollar an die Plattenfirmen.

Zuvor soll Gorton den vier großen Labels schon 12 Millionen Dollar zukommen haben lassen, heißt es von Quellen aus der Branche. Es gibt aber noch weitere Vereinigungen, die Schadenersatzansprüche geltend machen könnten, die sich bisher nicht zu Wort gemeldet haben, etwa die American Association of Independent Music (AAIM). AAIM-Chef Rich Bengloff erklärte lediglich, seine Gruppe stelle sich im aktuellen Fall auf die Seite von Merlin.

Merlin erhofft sich eine mit den 105 Millionen Dollar vergleichbare Entschädigung. Frank Scibilia, einer von Gortons Anwälten, bezeichnete die Forderung jedoch als gänzlich unbegründet. Merlin habe Gorton 2008 eine Unterlassungsanordnung zukommen lassen, aber nie Klage eingereicht. Gorton habe Merlin gebeten, den Ausgang des RIAA-Prozesses abzuwarten. Man habe eine Vereinbarung getroffen, der Gorton und Lime Wire jetzt nicht mehr nachkommen wollten. Ein Datum für den Beginn des Prozesses steht noch aus.

2007 hatte die Recording Industry Association of America (RIAA) geklagt, die die vier Major Labels vertritt. Vergangenen Herbst befand ein Gericht Gorton und seine Tauschbörse der Urheberrechtsverletzung für schuldig. Bezirksrichterin Kimba Wood verfügte die Einstellung aller Geschäftsaktivitäten von Lime Wire. In einem Verfahren vom Mai 2011 ging es nur noch um die Höhe der zu zahlenden Strafe.

Die RIAA verlangte Schadenersatz für 9715 illegal kopierte Alben. Dafür hätte das US-Gericht eine Schadenssumme zwischen 7,2 Millionen (4,9 Millionen Euro) und 1,4 Milliarden Dollar (942 Millionen Euro) festsetzen können. Mit einer Strafe von 105 Millionen Dollar kam Gorton also vergleichsweise glimpflich davon.

Lime Wire ist für die Musikindustrie kein kleiner Fisch. Die Tauschbörsen-Software wurde mehr als 150 Millionen Mal heruntergeladen. Es handelte sich um eines der beliebtesten Filesharing-Angebote im Web. Nach Ansicht der RIAA machte illegal kopierte Musik allerdings mehr als 90 Prozent des Traffics aus. Der Schaden für die Musikindustrie geht dem Verband zufolge in die Milliarden.

Nachdem Konkurrenten wie Grokster, Kazaa, BearShare, WinMX oder eDonkey entweder Lizenzabkommen mit der Musikindustrie getroffen hatten oder in der ursprünglichen Form geschlossen worden waren, blieb Lime Wire als letzter großer Filesharing-Dienst übrig. Es steigerte seinen Marktanteil laut einer Studie der NPD Group zwischen 2004 und 2007 von 3 auf fast 80 Prozent. Der jährliche Umsatz kletterte von 6 Millionen Dollar (4 Millionen Euro) 2004 auf 20 Millionen Dollar (13 Millionen Euro) im Jahr 2006.

ZDNet.de Redaktion

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