Samsung Galaxy Tab 10.1: iPad-Alternative im Test

Vor knapp zwei Wochen hat Samsung die ersten Pre-Production-Samples des neuen Galaxy Tab 10.1 zum Test zur Verfügung gestellt. Pre-Production bedeutet, dass die Produktion anläuft und es dabei anfangs noch zu kleineren Unpässlichkeiten aufgrund der noch nicht perfekten Abstimmung kommen kann. Das könnte sich in ungleichmäßigen Spaltmaßen, nicht perfekten Klebestellen et cetera bemerkbar machen. Das vorliegende Galaxy-Tab-Testgerät scheint unter keinem dieser offensichtlichen Fehler zu leiden. Nur softwareseitig kann man hier und da noch einige Ungereimtheiten entdecken, die Samsung hoffentlich bis zur Auslieferung der finalen Geräte abstellt.

Teile dieses Testberichts basieren auf dem Preview, das bereits vor einigen Monaten zum Prototypen verfasst wurde.

Design

Von oben betrachtet unterscheidet sich das Galaxy Tab 10.1 nicht sonderlich vom iPad 2. Wie denn auch, denn das domierende Element ist das Touchscreen-Display, dessen Größe bei einer Diagonalen von 10,1 Zoll – daher der Name – kaum größer ist als die 9,7 Zoll des Apple-Tablets. Hier wie dort kommt wertiges, echtes Glas zum Einsatz. Nur die mechanische Home-Taste mit dem abgerundeten Viereck, die wir von den Apple-Geräten her kennen, sehen wir hier nicht.

Rings um das eigentliche Display zieht sich ein etwa daumenbreiter, schwarzer Rahmen, der noch von der Touchscreen-Scheibe überzogen ist. Bündig am Glas sitzt ein abgerundeter, angenehm dünner Rahmen, der die Gehäuseaußenseite bildet. Er ist silbern glänzend lackiert und aus Kunststoff gefertigt. Insgesamt wirkt das Gerät damit stabil – so lässt es sich trotz seines fast schon zerbrechlich-dünnen Äußeren nicht verbiegen oder verdrehen. Die hohe Wertigkeit des aktuellen iPads mit seinem Unibody-Alu-Gehäuse erreicht das Samsung-Tablet aber nicht.

Die Rückseite ist komplett aus glänzendem, weißen Kunststoff gefertigt. Sie trägt mittig den Samsung-Schriftzug in Grau. Wer das Gerät im Querformat vor sich liegen hat, sieht oben eine graue Aussparung im weißen Plastik. Das sorgt für attraktive Akzente – und hier verbirgt sich die Linse der 3-Megapixel-Kamera nebst Foto-LED. Auch die Rückseite wirkt sehr stabil. Sie gibt beim festen Drücken mit den Fingern nur minimal nach, ist allerdings gegenüber Fingerabdrücken eher empfindlich. Insgesamt kann sich das Galaxy Tab 10.1 durchaus sehen lassen. Trotz seines Kunststoffgehäuses wirkt es nicht billig, aber eben auch nicht so hochwertig, wie es die Konkurrenz mit Alu-Schalen schafft.

Das Galaxy Tab 10.1 soll übrigens noch in einer zweiten Variante erhältlich sein. Anstelle von glänzend-weißem Plastik kommt hier schwarzer Kunststoff mit Soft-Touch-Finish zum Einsatz. Das könnte den Qualitätseindruck aufgrund des griffigeren Gefühls in der Hand noch etwas steigern und ist darüber hinaus nicht so empfindlich gegenüber Fingerabdrücken.

Beim Blick auf das Tablet von oben gibt es links zunächst den Ein-Aus-Taster zu sehen. Danach folgen der Wippschalter zur Regelung der Lautstärke und weiter rechts die Klinkenbuchse zum Anschluss von Kopfhörern sowie eine kleine Klappe, hinter der sich der SIM-Kartenslot verbirgt. Einen microSD-Kartenleser gibt es ebensowenig wie die Möglichkeit, den Akku auszutauschen. Der SIM-Kartenslot des Testgeräts ist übrigens schwer zugängig. Das ist zwar kein großes Problem, denn schließlich wechselt man den Mobilfunk-Chip eher gar nicht als im Stunden-Takt. Aber in diesem Punkt bleibt der Optimismus, dass das finale Gerät hier besser abschneidet. Schließlich gab es dieses Problem auch beim Prototypen nicht.

Auf der rechten Seite haben die Designer dem Rahmen eine etwa einen Zentimeter lange Aussparung verpasst, hinter der sich der Lautsprecher verbirgt. Gegenüber gibt es eine zweite Box – gemeinsam erlauben sie die Wiedergabe von Audio in Stereo. Ganz unten gibt es mittig einen proprietären Dock-Anschluss. Ein passendes USB-Kabel ist im Lieferumfang enthalten. Dieser Spezial-Anschluss ermöglicht Zubehör, das es später optional geben soll – darunter eine Tastatur, in die das Tablet wie ein Notebook eingesteckt wird. Schade trotzdem, dass nicht auch eine Standard-Micro-USB-Buchse an Bord ist. Neben dem Dock Connector gibt es übrigens noch ein kleines Loch, hinter dem sich ein Mikrofon verbirgt.

Die Hülle aus Kunststoff, in der der Prototyp verpackt war, liegt dem finalen Gerät übrigens nicht bei. Schade, denn sie erinnert ein wenig an das Smart Cover des iPad. Ganz so cool ist sie zwar nicht, da sie das Gerät beim Aufklappen nicht selbsttätig einschaltet. Aber sie ermöglicht es auch, das Galaxy Tab in zwei Winkeln aufzustützen und dient dann als Standfuß. Und im Gegensatz zu Apples Smart Cover bedeckt diese Hülle auch die Rückseite, ohne dabei aufzutragen. Sie ist vorne aus weichem und hinten aus hartem Kunststoff gefertigt. Das ist durchaus ansprechend, Preise hat Samsung allerdings noch nicht genannt.

Ausstattung

Zur Kommunikation mit der Außenwelt steht UMTS samt HSPA+ mit Downloadraten von bis zu 21 MBit/s zur Verfügung. Außerdem gibt es WLAN nach dem aktuellen n-Standard, Bluetooth und GPS zur Ortsbestimmung.

In Sachen Fotoaufnahme ist das Galaxy Tab 10.1 – zumindest laut Datenblatt – deutlich besser ausgestattet als das iPad 2. Auf der Rückseite befindet sich hier eine 3-Megapixel-Kamera nebst Foto-LED, vorne hat eine 2-Megapixel-Kamera ihren Platz gefunden. Zum Vergleich, das Apple-Tablet nimmt Fotos hinten mit einer Auflösung von einem Megapixel auf, die vordere Kamera schafft sogar nur VGA – also 0,3 Megapixel. Freilich ist in der Praxis die Bildqualität wichtiger als die nüchternen Zahlen.

Das Gerät arbeitet mit einem 1-GHz-Prozessor vom Typ Tegra 2 aus dem Hause Nvidia. Ihm steht 1 GByte Arbeitsspeicher zur Verfügung. Das ist üblich unter den Honeycomb-Tablets, aber nicht rekordverdächtig. Lange Wartezeiten beim App-Start oder Ruckler gibt es nur selten. Das gelegentlich auftauchende Hakeln im Menü dürfte bis zum Verkaufsstart auch noch verschwinden.

Für Apps, Bilder, Filme, Musik et cetera stehen beim Testgerät insgesamt 16 GByte Speicher zur Verfügung. Später soll eine Ausführung mit 32 GByte folgen. Erweitern lässt sich dieser Wert mangels Speicherkartenslot allerdings nicht – beim Kauf sollte man sich also vorher überlegen, was man mit dem Gerät machen möchte.

Auf dem Galaxy Tab läuft Googles Tablet-Betriebssystem Android 3.0 alias Honeycomb. Die spezielle Tablet-Ausführung macht sich vor allem beim veränderten User-Interface und den an die größere Display-Diagonale und -Auflösung angepassten Apps bemerkbar. Während der Prototyp noch mit dem Standard-User-Interface von Google versehen war, haben die Samsung-Entwickler die Benutzeroberfläche beim finalen Gerät modifiziert. Ein auffälliges Beispiel dafür ist die Leiste im unteren Bereich des Bildschirms. Üblicherweise finden sich hier die Standard-Schaltflächen für Menü, Zurück und die zuletzt geöffneten Programme auf der linken Seite sowie Uhrzeit, Verbindungen und Hinweise auf der rechten Seite – also die Elemente, die bei Android-Smartphones als explizite Tasten und als Notification Bar ausgeführt sind. Samsung legt links noch einen zusätzlichen Button auf die Seite, mit dem der Anwender einen Screenshot anfertigt, der dann in der Galerie gespeichert wird.

Auch der Einstellungen-Dialog auf der rechten Seite wurde verändert. Mit einem Fingertipp unten rechts tauchen nicht nur neue Benachrichtigungen auf, sondern auch große Verknüpfungen für die Grundeinstellungen – WLAN, GPS, Ton, automatisch ausrichten, Bluetooth, Display-Helligkeit und so weiter. Das ist sehr praktisch, allerdings mangelt es zumindest beim Testgerät wieder an den Details. Der Text der automatische Display-Helligkeitsregelung passt nicht mehr in eine Zeile und bricht um. So steht hier: Automati-sch. Dies ist sicherlich nicht schlimm, und jeder weiß auf Anhieb, was gemeint ist. Trotzdem ist die Umsetzung nicht optimal.

Außerdem gibt es mittig in der unteren Leiste einen Pfeil nach oben. Wer hier tippt oder den Finger nach oben zieht, sieht eine Auswahl von sechs Widgets: Uhr, Kalender, Task-Manager, Taschenrechner, MP3-Player und Stift-Memo, eine App, die freihändiges Malen und Zeichnen mit dem Finger ermöglicht. Normale Stifte können aufgrund der verwendeten Touchscreen-Technik hier nicht zum Einsatz kommen. Beim Start eines dieser Widgets legt sich das Mini-Programm über den Homescreen – so, wie sich eine Windows-Anwendung auf dem Desktop verhalten würde. Das ist äußerst ungewöhnlich bei Android, aber gefällt.

Der Akku hat eine Kapazität von knapp 7000 mAh. Das ist fast fünfmal so viel wie ein aktuelles Smartphone zu bieten hat. Bei einem so großen Display ist allerdings ein starker Akku auch nötig.

Schade, dass Samsung an den weiteren Anschlüssen gespart hat – sei es, um die Kosten oder um die Bauhöhe gering zu halten. Und ja, das iPad hat auch keine zusätzlichen Ein- und Ausgänge. Andere Android-Tablets aber schon. Das Acer Iconia Tab A500 zum Beispiel wartet gleich mit Micro-USB auf, um das Tablet mit dem Rechner zu synchronisieren, mit einem USB-Host-Anschluss, um USB-Sticks, Tastaturen oder externe Festplatten zu verbinden und mit HDMI, um den Touchrechner direkt an einen Fernseher oder Monitor anschließen zu können. Immerhin: Für den HDMI-Ausgang wird künftig mit optional erhältlichem Zubehör wie einer Docking Station gesorgt sein.

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ZDNet.de Redaktion

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