Neue White-Space-Funkstandards veröffentlicht

Das Normungsgremium des IEEE hat in den USA neue Funkstandards für die „White Spaces“ veröffentlicht – zuvor ungenutzte TV-Frequenzen. Die Standards 802.22.1 und 802.22.2 gehören zu IEEE 802.22 und definieren, wie drahtlose Breitbandsysteme potenziell noch mehr Spektrum für sich öffnen können, indem sie sich zwischen andere Signale schieben.

Der Standard für die „weißen Flecken“ im Spektrum ist vor allem dafür gedacht, entfernte ländliche Gebiete flächendeckend mit Internetdiensten in Form von Wireless Regional Area Networks (WRANs) zu versorgen. Diese haben eine theoretische Reichweite von bis zu 100 Kilometer bei Geschwindigkeiten bis zu 22 MBit/s. Da jede Zelle maximal 12 Nutzer unterstützt, könnte sie bei maximaler Reichweite ein extrem dünn besiedeltes Gebiet mit einem Nutzer je 82 Quadratkilometer versorgen – das schottische Hochland ist 650-mal dichter besiedelt.

802.22 arbeitet im Spektrum zwischen 54 und 698 MHz und damit überwiegend im TV-Spektrum. Der Standard sieht vor, die benutzten Kanäle anhand einer Datenbank bekannter Sender zu ermitteln und die eigenen Sendesignale anzupassen, um Störungen zu vermeiden.

Nicht alle Unternehmen in diesem Bereich begeistern sich für die neuen Standards. Der britische White-Space-Pionier Neul, der einen eigenen Standard namens „Weightless“ entwickelte, will 802.22 zunächst nicht übernehmen und erst einmal abwarten, ob er sich erfolgreich umsetzen lässt.

Neul argumentiert, dass sich solche Standards als wirklich nützlich erweisen, wenn sie die Interoperabilität zwischen Geräten verschiedener Herstellern sichern. Das aber sei nicht wirklich von Bedeutung bei ländlichem Breitband, da bei den meisten Installationen Access Point sowie die Ausrüstung vom gleichen Hersteller kommen.

Neul hält jedoch 802.22 und den eigenen Standard für gut verträglich: „802.22 wurde für das ländliche Breitband entwickelt: große Bandbreite, Endgeräte mit hoher Empfangsleistung und relativ wenige Nutzer je Basisstation. Der Weightless-Standard zielt ganz auf M2M („machine to machine“): geringe Bandbreite, Empfangsgeräte mit extrem geringer Leistung und viele Tausend Geräten je Basisstation. Die Standards konkurrieren nicht miteinander. Wir haben einen Modus für hohe Bandbreite, der sich für ländliches Breitband eignet. Er bietet bereits eine ähnliche Leistung, wie sie 802.22 verspricht. Wir glauben an offene Standards für Funkgeräte und werden 802.22 vielleicht übernehmen, wenn er sich als erfolgreich erweist.“

Der Markt für ländliches Breitband allein gebe es zudem nicht her, die erforderlichen speziellen Chips zu entwickeln, sagt Neul. M2M werde in jedem Fall zusätzlich benötigt, um den Markt für eine sinnvolle kommerzielle Erschließung groß genug zu machen.

ZDNet.de Redaktion

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