In kleinen und mittleren Unternehmen hierzulande sind rund ein Drittel aller produktiven Server virtualisiert. Das geht aus einer Studie des Ponemon Institute vom Herbst 2010 hervor. Im Laufe dieses Jahres soll die Quote auf 50 Prozent steigen. Aber mit der Virtualisierung alleine ist es nicht getan: Notwendiger Bestandteil einer Virtualisierungsstrategie sind Datensicherung (Backup) und Datenwiederherstellung im Notfall (Disaster Recovery).
„Im Zusammenhang mit virtuellen Maschinen ist eine Disaster-Recovery-Strategie noch wichtiger als in althergebrachten IT-Konzepten“, sagt Sandra Adelberger, Director Product Management bei Acronis, einem Anbieter von Lösungen zur Datensicherung. „Denn fällt ein physischer Server aus, sind davon gleich mehrere Betriebssysteme beziehungsweise die darauf laufenden, meist geschäftskritischen Anwendungen betroffen.“
Als wesentliche Herausforderungen bei der Datensicherung virtueller Umgebungen sieht Techconsult-Analyst Stefan Neitzel den höhere Speicherbedarf, die Geschwindigkeit des Backups und insbesondere die gestiegene Komplexität des Backup-Managements. „Mit dem Einsatz von Virtual Machines hat sich die Anzahl der laufenden Systeme erhöht und somit letztlich auch die Anzahl der zu sichernden Daten“, erläutert Neitzel. „Die beliebte Sicherung gesamter Images erlaubt jedoch nicht das zielgerichtete Backup wichtiger Dateien, sondern sichert die gesamte virtuelle Maschine, zum Beispiel inklusive Betriebssystem.“ Dabei werde die Notwendigkeit älterer gesicherter Images nur selten überprüft – in der Folge häufen sich redundante Sicherungen in den Archiven.
IDC-Analyst Rüdiger Spies hebt daher die Bedeutung von Deduplizierung hervor: „Wichtig ist es, bei der Datensicherung Deduplizierungs-Verfahren zu berücksichtigen. Dadurch lassen sich die Zeiten für die Datensicherung verkürzen und der Speicherbedarf verringern.“ Deduplizierung bezeichnet Techniken, die dafür sorgen, dass mehrfach vorhandene Daten nur einmal gespeichert werden. Die redundanten Informationen werden durch Platzhalter ersetzt, die auf den Speicherort des Originals verweisen.
Diese Deduplizierung ist auch Bestandteil von fertigen Lösungen für das Backup virtueller Umgebungen, wie sie eine Reihe von Herstellern anbieten. „Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Komplexität des Backup-Managements verringert sich, idealerweise deckt ein zentrales Tool den gesamten Backup-Prozess im Unternehmen ab“, so Neitzel.
In wenigen Schritten zum Backup
VMware, der „Virtualisierungs-Platzhirsch“, wie Neitzel das Unternehmen nennt, bietet eine solche Deduplizierung im Rahmen von VMware Data Recovery. Die plattenbasierende Lösung für Datensicherung und Wiederherstellung ist als Plug-in für VMware vCenter Server, eine Plattform für Virtualisierungsmanagement, integriert. Die Sicherung virtueller Maschinen erfolgt sowohl vollständig als auch inkrementell, das heißt, dass jeweils nur die Daten gesichert werden, die sich seit dem letzten Backup verändert haben. In Notfällen lässt sich bei virtuellen Maschinen unabhängig vom Betriebssystem das gesamte Image wiederherstellen.
Bei virtuellen Maschinen, auf denen ein Windows-Betriebssystem läuft, ist dies auch auf der Ebene einzelner Dateien und Verzeichnisse möglich. Backup-Jobs lassen sich laut VMware mit Hilfe eines Assistenten in vier einfachen Schritten erstellen, konfigurieren und planen werden: Dazu sind erstens die zu schützenden virtuellen Maschinen und zweitens die Zielspeicherplatte auszuwählen. Danach folgt die Festlegung eines Zeitplans. Als letztes sind Richtlinien für die Datenaufbewahrung zu definieren. Auch EMC, das Unternehmen, zu dem VMware gehört, bietet mit Networker ein Produkt für Backup und Recovery, das auch in virtuellen Umgebungen einsetzbar ist.
Ebenfalls ein einfaches Management des Sicherungs- und Wiederherstellungsprozesses auf virtuellen Maschinen verspricht IBM mit dem Tivoli Storage Manager for Virtual Environments. Diese Lösung lässt sich in Big Blues Speichermanagement-Software zur Automatisierung von Datensicherungs- und Wiederherstellungsfunktionen namens Tivoli Storage Manager integrieren. Der Leistungsumfang bezüglich Sicherungs- und Wiederherstellungsoptionen entspricht dem der VMware-Lösung.
Eigene Technologie für Vorsprung im Wettbewerb
In VMware-Umgebungen ist der Snap Manager 2.0 for Virtual Infrastructure zuhause. Laut Hersteller NetApp sorgt er für ein vereinfachtes Management und höhere Produktivität der Backup-, Restore und Disaster-Recovery-Prozesse. Basis ist die Snapshot-Technologie: Diese ermöglicht es laut NetApp, zeitbezogene Kopien von File-Systemen für die Datensicherung zu erstellen, von einzelnen Dateien bis hin zu kompletten Disaster-Recovery-Lösungen. Weitgehend ohne Beeinträchtigung der Performance könne die Technologie Backups während der Ausführung von Applikationen erstellen.
Auch der aus dem Privatanwender- und Home-Office-Umfeld bekannte Anbieter Acronis ist im Bereich Datensicherung und -wiederherstellung für Unternehmen aktiv. Acronis Backup & Recovery 11 unterstützt laut Hersteller alle Umgebungen, also physische, virtuelle und Cloud-Umgebungen sowie alle gängigen Virtualisierungsplattformen, wie VMware, Microsoft Hyper-V, Citrix XenServer und die Red Hat Enterprise Virtualization. Die Lösung ermöglicht es, die Backup- und Recovery-Prozesse für physische sowie virtuelle Maschinen von einer zentralen Stelle aus zu verwalten. Einsparungen bei den Lizenzkosten verspricht Acronis dadurch, dass alle virtuellen Maschinen auf einem Host von einer Lizenz abgedeckt sind – unabhängig von der Anzahl der Hauptprozessoren.
Eine zentrale Steuerung der Datensicherung in physischen und virtuellen Umgebungen von einer Konsole aus bietet auch NetBackup 7.1 von Symantec. Die als neu etikettierte Virtual-Machine-Intelligent-Policy-Technologie erkennt virtuelle Maschinen in VMware-Umgebungen automatisch – ein Feature, das auch andere Hersteller bieten – und setzt laut Symantec gleich entsprechende Richtlinien für das Backup durch. Für ein reduziertes Datenvolumen und damit schnelles Disaster Recovery sorgt die Deduplizierung. Die patentierte Granular Recovery Technologie (GRT) unterstützt die sofortige Wiederherstellung einzelner Dateien oder ganzer Ordner aus gesicherten VMware-Images. Dasselbe gilt auch für Linux-Systeme.
Hinter der Lösung des jungen Unternehmens Veeam namens Backup & Replication v6 steht die eigene vPower-Technologie. Diese besteht eigentlich aus fünf Teilen und wurde insgesamt zum Patent angemeldet. Kern der vPower-Technologie ist die Fähigkeit, eine virtuelle Maschine – entweder in einer Produktionsumgebung oder in einer isolierten Laborumgebung – direkt von einer komprimierten und deduplizierten Backup-Datei aus zu starten. Dies ermöglicht die (Teil-)Technologie Instant VM Recovery. Die U-AIR (Universal Application Item Recovery) erlaubt die Wiederherstellung einzelner Objekte aus jeder virtualisierten Anwendung auf jedem Betriebssystem. Dazu sind keine weiteren Backups, Agenten oder Software-Werkzeuge notwendig.
Für zusätzliche Sicherheit sorgt die SureBackup Recovery Verification: Sie überprüft laut Veeam nach jeder Sicherung automatisch jedes einzelne Backup von allen virtuellen Maschinen auf tatsächliche Wiederherstellbarkeit. Die On-Demand Sandbox dient der Erstellung von virtuellen Maschinen zu Testzwecken von jedem Zeitpunkt eines Backups. So sollen Probleme leichter gelöst und Workarounds, Software-Patches oder neuer Programmcode getestet werden können, ohne dafür eine separate Testumgebung aufzubauen. Und schließlich ermöglicht die Funktion Instant File Level Recovery die Wiederherstellung einer kompletten virtuellen Maschine oder einzelner Dateien von einem Image-Level-Backup für jedes Betriebssystem oder Dateisystem.
Eine stärkere Ausrichtung auf Virtualisierung und Backup in der Cloud kündigt auch CA für die kommende Version seiner Produktfamilie Arcserve an. Release 16 soll am 7. September offiziell vorgestellt werden. In einem Vorgängerprodukt waren Erweiterungen für virtuelle Umgebungen sowie die Datendeduplikation integriert worden. Das Release 15 unterstützte bereits die gängigen Virtualisierungsplattformen.
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