Toshiba Qosmio F750 im Test: 3D-Filmgenuss ohne Brille?

Wer schon einmal einen 3D-Film gesehen hat, kann sich einer gewisse Faszination nicht entziehen. Zwar ist das Thema auch in der IT-Welt nicht ganz neu – TVs und Notebooks sind schon seit einiger Zeit im Handel – die Verbreitung dürfte aber noch gering sein. Denn störend ist nach wie vor, dass man für das 3D-Erlebnis je nach Verfahren eine Shutter- oder Polarisationsbrille benötigt. So will aber eigentlich niemand vor dem Notebook oder PC sitzen.

Schon seit einiger Zeit ist davon die Rede, dass die Lösung mit der Brille nur ein Zwischenschritt ist. Auf Messen werden immer wieder Fernseher gezeigt, die auch ohne Brille auskommen. Im Handel – zumindest in Europa – ist davon aber noch nichts zu sehen. Toshiba macht mit dem Qosmio F750 nun ernst und bringt das erste Notebook auf den Markt, dass brillenloses 3D ermöglichen soll. Aber hält die Lösung was der Hersteller verspricht? ZDNet hat das Gerät getestet.

Design

Das Toshiba Qosmio F750 hat ein Chassis aus weißem Kunststoff. Der Deckel ist mit Hochglanzlack überzogen, durch den feine Linien schimmern, die die recht große Fläche auflockern. Anders als bei einem schwarzen Gerät sieht man Fingerabdrücke auf dem Gerät nur schwach. Der Displaydeckel gibt schon bei leichtem Druck deutlich nach. Weiße LEDs werten das Gerät optisch deutlich auf. Edle Materialien wie Alu sind aber nicht zu finden.


Toshiba Qosmio F750

Mit einem Gewicht von 3,2 Kilo und Abmessungen von 38,4 mal 26,3 mal 3,06 bis 3,6 (Vorderseite) Zentimeter ist das Toshiba sicher kein Notebook, mit dem man ständig auf Achse ist. Trotzdem ist es noch kompaket und leicht genug, um es ab und zu mitzunehmen.

Tastatur und Touchpad

Toshiba bringt im F750 eine Tastatur mit Ziffernblock unter. Schon bei leichtem Druck gibt sie etwas nach. Die Tasten haben ausreichenden Hub und einen gut definierten Anschlag. Alle Tasten verfügen über eine glatte Oberfläche, die dem Finger keinen Halt gibt. Eine leicht konkave Form, wie man sie beispielsweise bei Lenovos Thinkpads findet, führt die Finger ein wenig besser. Das wäre beim Toshiba besonders nützlich, da es sich nicht um eine Chicklet-Tastatur handelt, sondern die Tasten direkt nebeneinander angeordnet sind. Insgesamt lässt es sich mit dem F750 aber komfortabel tippen. Das Touchpad ermöglicht eine präzise Steuerung des Mauszeigers.

Schnittstellen

Das Qosmio verfügt über zahlreiche Schnittstellen: Auf der linken Seite findet man USB 2.0 und USB 3.0. Zudem sind dort VGA und HDMI untergebracht. Rechts sitzen Mikrofoneingang und Audioausgang sowie zwei USB-Ports. Auf der Rückseite sind der Gigabit-Ethernet-Port, der Strom- und Antennenanschluss platziert. Firewire oder eSATA hat das Toshiba nicht. Leider sind die HDMI- und USB-Schnittstellen zu weit vorne auf Höhe der Handballenauflage positioniert, eingesteckte Kabel – die etwa zum Monitor führen, den sind also den Händen im Weg.

Vorne auf auf der linken Seite hat Toshiba einen Kartenleser für die Formate SDXC (bis 64 GByte), Memory Stick, Memory Stick Pro und MMC integriert.

Komponenten

Als CPU kommt ein Intel Core i7-2630QM mit vier Rechenkernen zum Einsatz. Der Chip arbeitet mit 2 GHz, übertaktet mittels Turbo Boost einzelne Kerne auf bis 2,9 GHz und hat 6 MByte L2-Cache. Hyperthreading macht aus den vier echten Rechenkernen acht virtuelle. Das sorgt für eine bessere Auslastung der Ausführungseinheiten und letztlich für eine höhere Geschwindigkeit. Intelgriert ist die Video-Encoding-Einheit Quick Sync, die für deutlich mehr Geschwindigkeit beim Umrechnen von Videos in andere Formate oder Auflösungen sorgt. Hardwarebeschleunigung für AES-Verschlüsselung bietet der als Quad-Core-Einstieg positionierte 2630QM nicht. Davon würden Verschlüsselungsprogramme wie Truecrypt oder Winzip 14 beim Packen verschlüsselter Archive profitieren.

Neben der in die CPU integrierten Intel-Grafik vom Typ HD 3000 ist im Toshiba eine Nvidia Geforce GT 540M mit 2 GByte eigenem Speicher verbaut. Bei anspruchsvollen Anwendungen, etwas 3D-Spielen oder CUDA-Anwendungen wie Photoshop, wird per Nvidia Optimus automatisch auf die 540M umgeschaltet. Im Office-Betrieb, wenn keine 3D-Höchstleistungen verlang werden, kommt die stromsparendere Intel-Grafik zum Einsatz.

Der Arbeitsspeicher ist mit 8 GByte (DDR-1333) überdurchschnittlich groß. Das Qosmio 750 ist eines der wenigen Notebooks mit Hybrid-Festplatte: Im Gehäuse des 500-GByte-Laufwerks, das mit 7200 Umdrehungen pro Minute ohnehin schon sehr flott arbeitet, sitzen 4 GByte Flash-Speicher – also eine kleine SSD. Aufgrund der hohen Lesegeschwindigkeit fungiert der Speicher als Cache: Der Festplattencontroller legt darin Daten ab, auf die häufig zugegriffen wird. Anders als bei einer echten SSD hat der Nutzer darauf aber keinen Einfluss. Gecached werden nur Lesezugriffe, Schreibzugriffe erfolgen immer auf die langsamere Festplatte.

Das Notebook verfügt über zahlreiche Verbindungsmöglichkeiten: Neben Gigabit-Ethernet sind WLAN nach 802.11b/g/n sowie Bluetooth 3.0 an Bord. 802.11a, das dem Anwender in funkverseuchten Stadtwohnungen bessere Verbindungen ermöglichen würde, unterstützt das WLAN-Modul leider nicht.

Auch die Entertainment-Qualitäten kommen nicht zu kurz: Im Qosmio ist ein Blu-ray-Brenner eingebaut, der die Silberscheiben liest und beschreibt. Im Verbindung mit dem HD-Display bekommt man dem Gerät ein tragbares Heimkino. Zudem ist ein Hybrid-TV-Tuner (analog/DVB-T) integriert. Als TV-Software dienet Windows Media Center. Zum Umschalten muss man icht einmal aufstehen – die Fernbedienung befindet sich um Lieferumfang.

Performance

Im PC Mark Vantage, der Performance des Gesamtsystems abbildet, erreicht das Toshiba sehr gute 7875 Punkte. Die 3D-Benchmarks 3D Mark 06 (DirectX 9), 3D Mark Vantage (DirectX 10) und 3D Mark 11 (Direct X11) weisen 8150, 4550 beziehungsweise 1032 Punkte aus. Fazit bis hierher: Das Qosmio bringt nicht nur eine hohe Anwendungsleistung, sondern eignet sich auch für moderne 3D-Spiele. In nativer Display-Auflösung läuft Colin McRae Dirt 2 flüssig. Der Crystal Diskmark 3.0 zeigt für die Festülatte um etwa 20 Prozent höhere Werte als bei einem 5400er Laufwerk.

Display

Besondere Beachtung beim Toshiba verdient der Screen: Es handelt sich nämlich derzeit um das erste und bislang Notebook auf dem Markt, das eine dreidimensionale Wahrnehmung der Display-Inhalte ermöglicht. Die störende Brille, egal ob aktiv oder passiv, ist nicht mehr nötig. Um die Funktionsweise des Toshiba-Displays zu verstehen, nachfolgend ein kurzer Überblick über die unterschiedlichen 3D-Technologien.

Um räumliches Sehen auf einer dreidimensionalen Fläche zu ermöglichen, muss jedes Auge ein leicht versetztes Bild sehen. Das Gehirn setzt sie zu einem dreidimensionalen Bild zusammen. Letztlich müssen also gleichzeitig zwei Filme gezeigt werden, von denen jedes Auge nur einen sehen sehen darf. Eine Polarisationsbrille, wie man sie aus dem Kino kennt, lässt jeweils nur das Licht einer Schwingungsebene passieren, während das Licht des anderen Films herausgefiltert wird.

Beim Prinzip der Shutterbrille, das heute bei den meisten TVs zum Einsatz kommt, werden beiden Filme leicht zeitversetzt abwechselnd gezeigt. Wenn beispielsweise ein für das linke Auge bestimmtes Bild gezeigt wird, wird das rechte Glas der Shutterbrille auf lichtundurchlässig geschaltet.

Brillenloses 3D gibt es schon heute, beispielsweise bei Smartphones wie dem HTC Evo 3D. Auch Fernseher dieser Art wurden bereits demonstriert. Microlinsen sorgen dafür, dass jedes Auge nur das jeweilige Bild zu sehen bekommt. Das Problem dabei ist, dass die dreidimensionale Wahrnehmung nur dann funktioniert, wenn man in einem bestimmten Winkel vor dem Gerät sitzt – schon leicht von der Seite kommt es zu Geisterbildern und Dopplungen. Es gibt auch Lösungen mit mehreren Blickwinkeln, die den 3D-Effekt beispielsweise alle 20 Grad ermöglichen, dabei verringert sich aber die Auflösung.

Toshiba umgeht das Problem durch eine Schicht verstellbarer Linsen: Die HD-Webcam (1280 mal 800 Pixel) erfasst ständig die Position der Augen und justiert entsprechend nach. Dieses Verfahren funktioniert allerdings nur mit einer Person, was bei einem Notebook in den meisten Fällen aber keine große Einschränkung sein dürfe.

Zunächst sieht man von den 3D-Künsten des Toshiba nichts: Der 15,6-Zoll-Screen löst 1920 mal 1080 Pixel (Full HD) auf. Kontrast und Helligkeit sind auf einem guten Niveau. Die spiegelnde Beschichtung sorgt aber für störende Reflexionen. Positiv macht sich die aufgrund der hohen Auflösung hohe Pixeldichte bemerkbar. Man sieht ein richtig scharfes Bild.

Die Display-Technik des Notebooks ermöglicht es, 2D und 3D auf einem Screen darzustellen: Eine Tabellenkalkulation in einem und ein 3D-Film in einem anderen Fenster sind also kein Problem. Prinzipbedingt löst die 3D-Darstellung bei Vollbild nur 1366 mal 768 Pixel auf. Auch in einem Fenster ergibt sich also eine verringerte Pixeldichte.

Auf dem Papier klingen die Eigenschaften des Toshiba hervorragend. Aber ist das auch in der Praxis so? Im Lieferumfang finden sich drei kurze Demo-Clips, die in einer Blu-ray-Wiedergabesoftware von Toshiba abgespielt werden. Mit der Software startet das Eye-Tracking-System. In einem kleinen Fenster kann kann man sehen, dass die Kamera die Position der Augen ohne erkennbare Verzögerung verfolgt.

Tatsächlich stellt sich auf dem Display des Notebooks ein 3D-Effekt ein – völlig ohne Brille ist das ansich schonmal beeindruckend. Auch wenn man sich nach rechts oder links bewegt, bleibt der räumliche Effekt erhalten. Das System scheint im Prinzip also zu funktionieren.

So ganz überzeugt das Toshiba aber nicht: Der räumliche Effekt ist nicht so deutlich wie mit der ungeliebten Brille, was man aber mit dem möglichen Verzicht auf sie verschmerzen könnte. Schlimmer: Vor dem 3D-Bild, egal ob im Fenster oder bei Vollbild, zeigt sich ein störendes Raster. Erst mit einem Meter Abstand ist es weniger präsent. Das größte Manko neben dem Rastereffekt ist aber, dass die Darstellung teils erhebliche Schwächen zeigt. Insbesondere bei Bildinhalten, die nahe am Betrachter dran sind, kommt es zu deutlichen Unschärfen und Geisterbildern. Bei manchen Betrachtern stellt sich auch Kopfweh ein. Echter Filmgenuss sieht anders aus.

Toshibas 3D-Technik funktioniert derzeit nur in Verbindung mit der Filmwiedergabe. 3D-Spiele werden trotz der eigentlich vorhandenen 3D-Informationen zweidimensional dargestellt. Ein künftiges Treiberupdate soll Abhilfe schaffen. Noch ist es aber nicht verfügbar. Letztlich gilt: Die räumliche Darstellung des Notebooks ohne Brille ist ein großer Schritt in die richtige Richtung, 3D-Genuss ohne Reue kann man der Lösung zumindest derzeit aber nicht attestieren. Der Rastereffekt und die bei manchen Bildinhalten unscharfen Darstellungen trüben das Bild – im wahrsten Sinne des Wortes – deutlich.


Vor dem gerade abgespielten 3D-Film zeigt sich ein deutlich sichtbares, störendes Raster. 2D-Inhalte wie der Desktop oder die Leiste des Players (sieht standardmäßig nach gelochtem Metall aus) sind davon nicht betroffen.

Software und Akkulaufzeit

Auf dem Toshiba läuft Windows 7 Home Premium in der 64-Bit-Version. Die 8 GByte Haupspeicher werden also voll ausgenutzt. Vorinstalliert sind außerdem McAfee Internet Security (kostenlose Updates für 30 Tage), ein Softwarepaket von Nero und Office 2010 Starter.

Beim Surfen üer WLAN im Web hält der 4400-mAh-Akku etwa drei Stunden. Das ist zwar nicht besonders lange, bei einem doch eher großen Notebook wie dem F750 dürfte das aber für die meisten Käufer eine untergeordnete Rolle.

Fazit

Das Toshiba Qosmio F750 ist zunächst einmal ein schneller 15-Zöller. Der Quad-Core-Prozessor bietet eine hohe Leistung und auch die Geforce-Grafik schlägt sich ordentlich. Für Spiele in Full-HD bei hohen Detailstufen, wie es das Display des Notebooks nahelegt, wäre allerdings eine noch schnellere Grafik nötig. Das Chassis könnte etwas wertiger sein. Dank Blu-ray-Brenner, Harmann-Kardon-Soundsystem und TV-Tuner ist das F750 ein Unterhaltungskünstler.

Das interessanteste Features des Notebooks, die brillenlose 3D-Darstellung, kann aber nicht zu recht überzeugen. Negativpunkte sind das deutlich sichtbare Raster sowie Unschärfen und Geisterbilder bei Inhalten, die in Richtung des Zuschauers gehen.

ZDNet.de Redaktion

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