Am 6. Dezember findet wieder der alljährliche Nationale IT-Gipfel statt. Nach Stationen in Potsdam, Hannover, Darmstadt, Stuttgart und Dresden ist 2011 erstmals München Gastgeber des stets hochrangig besuchten Treffens. Endlich, sagen viele, schließlich sei München und sein Umland das Herz der IT-Branche in Deutschland.
Jahrelang stand das zwar vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog erfundene, aber erst durch den bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber populär gemachte Bild von „Laptop und Lederhose“ ikonenhaft für Stadt und Region. Kein Wunder, dass beides auch bei der Verabschiedung Stoibers aus der Landespolitik im Mittelpunkt stand – wobei der Laptop ein Mac war.
Das ist inzwischen vier Jahre und mehrere Krisen her. Dazu zählen die Schwierigkeiten der CSU in Bayern und ihrer Suche nach einem neuen Profil, bei dem die zur Schau getragene Verbundenheit zur Technologie eine wesentlich geringere Rolle spielt als früher. Aber auch die durch die Lehman-Pleite ausgelöste Bankenkrise und die daraus hervorgegangene Wirtschaftskrise haben ihre Spuren hinterlassen.
Die IT-Branche hat sich verändert
Außerdem hat sich die IT inzwischen dramatisch verändert: Stand 2007 ein Laptop noch für Innovation, Fortschritt und moderne Technologie, lugt heute auch in Bayern ein Smartphone aus der Gesäßtasche der meisten Krachledernen – zumindet wenn der Träger unter 60 Jahre alt ist. iPad-Taschen aus Filz gibt es ebenfalls schon; die erste mit Edelweiß-Applikation lässt sicher nicht mehr lange auf sich warten.
Andererseits haben auch in der Öffentlichkeit wenig beachtete Entwicklungen zu einem Wandel der IT geführt: IT-Technolgie wächst inzwischen nicht nur mit Unterhaltungselektronik zusammen, sondern hält auch in anderen Bereichen Einzug, sei es im Maschinenbau, der Medizintechnik oder – wie jüngst auf der IAA zu sehen – beim Automobilbau. Das Stichwort dafür ist „Embedded Systems“. Dies beschert vielen Anbietern zwar gute Umsätze, trägt aber dazu bei, dass IT nicht mehr so im Vordergrund steht: Sie wird vielfach eher als selbstverständliche Technologie wahrgenommen, die im Hintergrund Dinge möglich macht: Warum sollte man im Auto auf den Touchscreen verzichten, wenn er doch beim Smartphone selbstverständlich ist?
Schließlich haben auch neue Impulse dazu geführt, dass auf Innovationsmessen und bei Innovationspreisen heute Solartechnologie, Windräder oder Elektroautos bestaunt und ausgezeichnet werden. IT gehört dagegen einfach dazu, hat aber den Charme des Neuen und Faszinierenden etwas verloren. Computer und Mobiltelefone werden in China gebaut, Monitore in Korea oder der Slowakei, Software in Indien entwickelt und innovative Angebote im Web in Kalifornien ausgedacht. So zumindest der erste Eindruck.
Vor diesem Hintergrund ist ZDNet auf die Suche nach „Laptop und Lederhose“ gegangen. Lebt der Geist in München weiter? Existiert das Klischee in den Köpfen noch? Und wenn ja, bringt es dann den im Raum München ansässigen IT-Firmen eher Vor- oder eher Nachteile? Und wie haben sich die harten Fakten verändert? Ist München überhaupt noch Deutschlands IT-Hauptstadt?
Fakten zum IT- und Medienstandort München
Die aktuellsten Fakten zu diesen Fragen hat Ende 2010 die IHK München und Oberbayern gemeinsam mit dem Referat für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München in einer großangelegten Umfrage erhoben. Die Ergebnisse wurden in der Studie „IuK- und Medienstandort München 2010 (PDF)“ veröffentlicht. Sie lässt sich gut mit einer 2007 durchgeführten, gleichartigen Umfrage der beiden Organisationen vergleichen.
Laut der Studie gab es Ende 2010 im Großraum München etwas über 29.000 Unternehmen mit rund 230.000 Beschäftigten in der Informations- und Kommunikationsbranche (IUK) sowie der Medienbranche. Das sind rund 1700 beziehungsweise sechs Prozent mehr als 2007. Allerdings wurde auch ein Umsatzrückgang von 3,7 Prozent verzeichnet. Die Unternehmen blickten jedoch otimistisch in die Zukunft: Zum Zeitpunkt der Befragung Ende 2010 schätzten fast 90 Prozent die aktuelle wirtschaftliche Lage als befriedigend oder gut ein, die große Mehrheit erwartete für das eigene Geschäft Wachstum beziehungsweise Stabilität.
Die Zunahme bei der Zahl der Unternehmen ist vor allem auf Neugründungen in den Bereichen Werbung, Marktkommunikation und Marktforschung zurückzuführen. In diesem Segment kamen über 1300 Unternehmen dazu. Allerdings handelt es sich oft um Kleinstunternehmen, gegründet von Mitarbeitern, die in der Krisenzeit die großen Firmen verlassen haben.
Fasst man den Fokus etwas enger, und betrachtet nur IT-Unternehmen, also Firmen, die sich mit Software, Daten- und IT-Services, E-Commerce, Netzbetrieb oder -bereitstellung sowie Bauteilen und Komponenten beschäftigen, ist deren Zahl um rund 200 auf gut 10.000 geschrumpft. Allerdings kann dazu auch eine veränderte Brancheneinteilung beigetragen haben: In der Studie gibt es 2010 rund 900 Distributionsunternehmen mehr im Großraum München als noch 2007. Aber gerade in diesem Segment hat München mit den Niederlassungen der beiden weltweit umsatzstärksten IT-Distrubutoren Ingram Micro und Tech Data, aber auch vielen kleineren, spezialisierteren Firmen ein starkes Standbein.
Was macht einen IT-Standort aus?
23 Prozent der Beschäftigten in der Münchner IuK- und Medienbranche arbeiten für Firmen, die sich mit Software, Daten- und IT-Services oder E-Commerce beschäftigen. Ihre Zahl ging im Vergleich zu der Studie aus dem Jahr 2007 nur um ein Prozent zurück. Und im Gegensatz zum Bereich Medien und Kommunikation kam es in diesem Segment vor allem bei kleineren Unternehmen zum Mitarbeiterabbau: Fast alle Großunternehmen aus der Softwarebranche beschäftigten 2010 mehr Menschen als noch 2007. Glaubt man den Firmen, könnten es sogar noch mehr sein, denn fast ein Drittel klagt über Probleme, geeignete Fachkräfte zu finden.
Was macht München als Standort für IT-Firmen nun aber so einzigartig? Warum haben sich so viele angesiedelt und wie werden sie sich in Zukunft weiterentwickeln? ZDNet sprach darüber für die Serie zum IT-Standort München mit Kurt Kapp, dem stellvertretenden Leiter des Wirtschaftsreferats der Stadt München. Er erklärt, was aus seiner Sicht die wichtigsten Studienergebnisse sind und welche Rahmenbedingungen eine Stadt überhaupt schaffen kann.
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