HP und Microsoft kontern T-Systems-Vorstoß für europäische Cloud-Zertifikate

Die Deutschland-Geschäftsführer von Hewlett-Packard und Microsoft haben sich heute auf einer Veranstaltung im Presseclub München gegen Initiativen für europäische Cloud-Zertifikate ausgesprochen. Ein solcher Vorschlag war Ende vergangener Woche von T-Systems gekommen. Bei Dienstleistern mit einem derartigen Zertifikat sollen Unternehmen ihre Daten von der US-Regierung abschirmen können, wie Bloomberg berichtete.

„Amerikaner sagen: ‚Egal was passiert, ich händige die Daten an die Regierung aus, wenn ich dazu gezwungen werde – unabhängig davon, wo sie liegen'“, sagte Reinhard Clemens, Vorsitzender der Geschäftsführung von T-Systems gegenüber Bloomberg. „Einige deutsche Unternehmen wollen aber nicht, dass andere Zugriff auf ihre Systeme haben.“ T-Systems sei daher in einer guten Position, wenn es als europäischer Provider in einem europäischen Rechtsraum gewährleisten könne, dass Amerikaner nicht an die Daten kommen können. „Eine deutsche Cloud“ sei eine „sichere Cloud“.

„Kein deutscher Geschäftsführer darf und muss auf Anordnungen von US-Stellen reagieren“, entgegnete jetzt Volker Smid, Deutschlandgeschäfsführer bei HP. Die von ihm geleitete Organisation schließe als deutsche GmbH Verträge mit anderen deutschen GmbHs. Damit gelte deutsches beziehungsweise europäisches Recht. Ihm sei auch kein Fall bekannt, in dem US-Stellen Zugriff auf Daten gefordert hätten.

Auch Ralph Haupter, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland, versicherte, dass er bisher keine aus dem Patriot Act abgeleitete Anforderungen von US-Regierunsgstellen erhalten habe. Er wies außerdem darauf hin, dass die von Clemens geschilderten Rahmenbedingungen auch für deutsche Firmen mit Niederlassungen in den USA gelten. Zudem könnten sich deutsche Unternehmen schützen, indem sie auf die Aufnahme des sogenannten EU Model Clause in das Vertragswerk bestünden.

T-Systems Clemens zufolge könnte der TÜV Clouddienste auf Basis von vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ausgegebenen Richtlinien zertifizieren. Die Behörde sei im Gespräch mit Vertretern der Europäischen Union, um Standards für die gesamte EU zu entwickeln. Daraus könne sich ein europäisches Zertifikat ergeben, sagte Clemens.

„Dass deutsche Unternehmen daraus Argumente für sich ableiten, ist okay“, sagte Smid gegenüber Pressevertretern. „Aber wir sind ein internationales Unternehmen mit internationalen Kunden und wollen das nicht besonders betonen.“ Allerdings sieht auch Smid einige Standortvorteile für Cloud-Computing-Angebote aus Deutschland. Dazu zählt er die politische Stabilität, die gute Infrastruktur und die hohe Qualifikation des Personals ebenso wie die strengen Datenschutzrichtlinien. Allerdings sei das eben nicht nur für deutsche Anbieter, sondern für alle Unternehmen mit Standort in Deutschland gut.

ZDNet.de Redaktion

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