Die Form folgt der Funktion – es gibt wohl nur wenige Notebooks, für die dieser Satz so sehr gilt wie für das Dell Latitude E6420 XFR. Der 14-Zöller gehört in dei Riege der Full-Ruggedized-Laptops, die für spezielle Einsätze besonders robust ausgelegt sind.
Anders als Semi-Ruggedized-Maschinen sind sie nicht nur für Tätigkeiten unter Dach, etwa bei der Montage, sondern insbesondere für Aufgaben unter freiem Himmel konzipiert. Also dort, wo die Elemente der Natur auf das Gerät treffen können. ZDNet hat das Latitude 6420 XFR einem ausführlichen Test unterzogen.
Schutzklassen
Dell gibt im Datenblatt des XFR die Zertifizierung nach MIL-STD-810G und IP-65 an. Dahinter verbergen sich eine Reihe von Tests, die laut Dell von unabhängigen Prüfinstituten mit dem Gerät durchgeführt wurden. Es soll unter anderem folgende Belastungen schadlos überstehen:
Zudem kann man mit dem Notebook in Temperaturbereichen zwischen -29 und 63 Grad Celsius arbeiten. Ausgeschaltet sollen zwischen -51 und 71 Grad Celsius möglich sein. Eine komplette Auflistung aller Belastungstests befindet sich auf der Dell-Website.
Chassis
Beim E6420 ist die Hauptaufgabe des Chassis, die darin eingebauten Komponenten vor Beschädigungen zu schützen. Das Design dürfte dagegen eher eine untergeordnete Rolle spielen.
Mit Abmessungen von 38,9 mal 30,8 mal 6,7 Zentimeter – die Gummidämpfer an den Ecken sind darin bereits enthalten – ist das Dell für einen 14-Zöller sehr groß. Das Gehäuse besteht aus einem Material, das Dell PR-72 nennt. Es soll deutlich stabiler sein als eine Magnesium-Legierung.
Jede Schnittstelle sowie der Akku sind mit einer Klappe samt Arretierung versehen, die Wasser und Staub fernhalten soll. Alles wirkt äußerst Robust. Ein Verschluss sorgt dafür, dass der Deckel wirklich nur dann geöffnet wird, wenn man es möchte.
Die Gummidämpfer an den Ecken schützen das Gerät bei einem Sturz. Einige Falltests aus einem Meter Höhe hat das Dell dann auch unbeschadet überstanden.
Für einen 14-Zöller ist das Notebook sehr schwer, aber doch etwas leichter als es das klobige Gehäuse vermuten lässt: 4,4 Kilo. Dank des integrierten Griffs kann man es einigermaßen bequem mit sich herumtragen.
Tastatur und Touchpad
Im XFR kommt die von anderen Latitude-Modellen bekannte Tastatur zum Einsatz. Leicht konkave Tasten geben dem Finger ordentlichen Halt. Auch ansonsten tippt es sich auf dem Gerät komfortabel. Ein schwammiges Schreibgefühl ist nicht festzustellen. Allenfalls die Tatsache, dass die Tastatur ein wenig höher liegt als normal, ist gewöhnungsbedürftig.
Das Touchpad könnte ein wenig größer sein, ermöglicht aber eine präzise Steuerung des Mauszeigers. Der Finger gleitet ohne Probleme darüber. Auch die Bedienung der Maustasten gibt keinen Anlass zur Kritik. Das etwas angeraute Material fühlt sich griffig an.
Display
Der 14-Zoll-Screen löst 1366 mal 768 Pixel auf, also nicht höher als die meisten 13,3-Zoll-Displays. Das Panel ist nicht komplett matt, sondern hat einen leichten Glanz. Trotzdem treten keine störenden Reflexionen auf.
Die Anzeige hat einige Besonderheiten: Es handelt sich um einen Touchscreen, der aber nicht wie der von modernen Smartphones kapazitiv, sondern resistiv – also mit Druck – arbeitet. Auch ein Stift befindet sich um Lieferumfang, für den es vorne am Gehäuse eine Halterung gibt.
Letztlich bietet das XFR die Möglichkeit einer Bedienung per Touch und Stift. Im Falle von Windows ist das zwar nicht sinnvoll, mit speziellen Anwendungen, etwa zur Datenerfassung, kann man sich das aber gut vorstellen. Der Screen ist nicht wie bei einem Convertible-Tablet drehbar.
Das Display kann auch im Sonnenlicht abgelesen werden, was angesichts des angestrebten Einsatzgebiets natürlich ein entscheidender Vorteil ist. Zudem ist er so ausgelegt, das starker Drück und Stöße nicht zu Beschädigungen führen. Drückt man beispielsweise mit einem Finger so fest wie es geht auf das Display, zeigen sich kaum Verfärbungen und es bleiben keine Spuren. Ein normales Display würde das nicht aushalten.
Schnittstellen
Auf der linken Seite befinden sich ein Einschubschacht für ein 1,8-Zoll-Laufwerk. Im Testgerät ist hier eine 128-GByte-SSD untergebracht. Das Dell ist also für einen schnellen Austausch des Massenspeichers vorbereitet. Weiter hinten sitzen eine VGA- sowie eine serielle Schnittstelle, die für die Steuerung oder Programmierung von Industriemaschinen immer noch nützlich ist.
Rechts findet man den ebenfalls in einem Wechselschacht eingesetzten DVD-Brenner, zwei USB-2.0-Ports, eine USB-2.0-/eSATA-Schnittstelle sowie HDMI. In den Wechselschacht kann alternativ eine weitere Festplatte, ein 2800-mAh-Akku oder ein USB-3.0-Modul eingesetzt werden. Wie alle Latitudes hat auch das XFR von Haus aus nur USB 2.0.
Da das 6420 zur 6000er Serie gehört, verfügt es wie die Standardmodelle über eine Dockingmöglichkeit. Das Zubehör der anderen Modelle lässt sich auch im XFR nutzen. Das gilt nicht nur für die Dockingstation, sondern auch für Netzteil und Wechselmodule.
Auf der Rückseite befinden sich der Stromanschluss sowie ein Schacht, in dem der 60-Wh-Akku untergebracht ist. Frontseitig hat Dell einen SD-Kartenleser platziert.
Komponenten und Leistung
Auch wenn Gehäuse und Display des 6420 weit vom Gewohnten abweichen – im Innern trifft man auf bekannte Komponenten. Für ordentliche Rechenleistung sorgt ein Intel Core i7-2620M mit zwei Rechenkernen und 2,7 GHz Basistakt. Hyperthreading macht aus den beiden echten Kernen vier virtuelle, was die Auslastung der Ausführungseinheiten und letztlich die Peformance steigert. Turbo Boost sorgt für eine automatische Übertaktung einzelner Kerne auf bis zu 3,4 GHz.
Der Core i7 verfügt über eine hardwarebeschleunigte AES-Verschlüsselung. Davon profitieren Programme wie Truecrypt, Winzip 14 beim Packen verschlüsselter Archive oder die Windows-Festplattenverschlüsselung Bitlocker, die allerdings beim vorinstallierten Windows 7 Professional nicht enthalten ist. Dafür muss man zur nur im Rahmen von Volumenlizenzen erhältlichen Enterprise-Variante greifen. Gegenüber einem Core i5 bietet der i7 einen von 3 auf 4 MByte vergrößerten Cache, was für eine höhere Performance sorgt.
Als Chipsatz dient Intels HM 67, der über vPro-Unterstützung verfügt. In vPro sind Möglichkeiten zur verbesserten Fernverwaltung und Inventarisierung sowie die Anti-Theft-Technologie integriert, mit der sich das Gerät über das Internet lahmlegen lässt.
Das Testgerät kommt mit 4 GByte DDR3-1333-RAM (maximal 8 GByte) sowie einer 128-GByte SSD. Neben der Prozessor-Grafik HD 3000 kommt eine Nvidia NVS 4200 zum Einsatz, auf die dank Optimus-Technik bei erhöhtem Leistungsbedarf umgeschaltet wird. Sie stammt aus Nvidias Profiserie, die für Businessanwendungen zertifiziert ist.
Im PC Mark Vantage, der Performance des Gesamtsystems abbildet, erreicht das Dell hervorragende 13.489 Punkte. Der Festplattenbenchmark Crystal Diskmark 3.0 zeigt eine für SSDs typische Leistung: Die sequentiellen Schreib- und Leseraten liegen bei gut 220 MByte/s, bei 4-KByte-Blöcken werden in beiden Disziplinen immer noch 15 MByte/s erreicht – das 30-fache einer Festplatte.
Deutlich schwächer ist die 3D-Leistung: Der DirectX-11-Benchmark 3D Mark 11 weist nur 569 Punkte aus. Das überrascht nicht, schließlich basiert die GPU auf dem gleichen Kern wie die Geforce GT 520M, die im Einsteigersegment platziert ist.
An Bord ist außerdem ein WLAN-Modul von Intel (Centrino 6205), das neben 802.11b/g/n auch den a-Standard (5 GHz) unterstützt. Damit sind in funkverseuchten Umgebungen möglicherweise bessere Verbindungen möglich. An den Einsatzorten, für die das XFR konzipiert ist, gibt es aber möglicherweise kein WLAN. Für diesen Fall ist ein 3G-Modul integriert, das HSPA unterstützt.
Akkulaufzeit und Garantie
Der beim Testgerät mitgelieferte, wechselbare Akku hat eine Kapazität von 5400 mAh. Beim Surfen per WLAN im Internet hält er ungefähr fünf Stunden durch. Wer nicht allzu anspruchsvolle Anwendungen fährt, dürfte auf einen ähnlichen Wert oder sogar darüber kommen.
Da der Energieverbrauch des Dell je nach Auslastung zwischen 13 und über 60 Watt liegt, sind genauere Angaben nicht möglich. Wem die Laufzeit abseits der Steckdose zu kurz ist, der kann weitere Akkus, beispielsweise für den Wechselschacht oder als Slice-Variante, dazu bestellen.
Dell gewährt für das XFR drei Jahre Garantie mit Vor-Ort-Service am nächsten Arbeitstag. Gegen einen Aufpreis von 204,68 Euro bietet der Hersteller einen Pro-Support, der unter anderem zur Nutzung eines Rund-um-die-Uhr-Telefonsupports berechtigt. Auch Anfragen zu Software von Drittanbietern werden beantwortet. Auf der Dell-Website sind die Optionen detailliert beschrieben. Für 238 Euro steht zudem ein dreijähriger Unfall- und Diebstahlschutz zur Verfügung.
Fazit
Ein Notebook wie das Dell Latitude E6420 XFR kauft man sich nur, wenn man an Orten tätig ist, an denen ein normales Gerät möglicherweise schon nach wenigen Stunden defekt wäre: Im Freien bei Wind und Wetter. Für diesen Zweck hat Dell ein äußerst robustes Gerät auf die Beine gestellt.
Vor diesem Hintergrund relativieren sich der Anschaffungspreis von gut 4600 Euro sowie die im Vergleich zu einem Standard-Modell höheren Werte in den Disziplinen Abmessungen und Gewicht.
Erfreulicherweise zeigt das XFR den Nutzwert eines normalen Notebooks: Dank schneller CPU und SSD erreicht es eine hervorragende Anwendungsleistung. Insgesamt handelt es sich um ein überzeugendes Gesamtpaket.
Für den Einsatz in der Montagehalle wäre das XFR überdimensioniert. Für diese Anforderung führt Dell die XTG-Reihe im Portfolio.
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