Léo Apotheker ist bei HP als CEO gescheitert. Das Vertrauen des Verwaltungsrats ist verspielt. Sein Richtungswechsel hätte das Unternehmen stärker umgebaut, als es sich die Investoren gewünscht haben. Insgesamt sank die HP-Aktie in Apothekers Amtszeit um 40 Prozent.
Hinzu kommt, dass seit Januar mit Meg Whitman jemand im Verwaltungsrat sitzt, der nur auf die passende Gelegenheit wartet, sich selbst für Apothekers Job ins Spiel zu bringen. Nach ihrem Rauswurf bei Ebay und ihrem gescheiterten Versuch, Arnold Schwarzenegger als Gouverneur von Kalifornien zu beerben, erklärte sie mehrfach, wieder einen CEO-Job in der IT-Branche anzustreben.
Analysiert man Apothekers Entscheidungen nüchtern, kann man nur zu dem Ergebnis kommen, dass der Ausstieg aus dem Geschäft mit Smartphones und Tablets nicht von vornherein verurteilt werden darf.
WebOS ist ein auf Linux basierendes Betriebssystem für mobile Geräte. Davon gibt es einfach zu viele, als dass alle am Markt bestehen könnten. Neben Android (Google) sind vor allem MeeGo (Intel) und Bada (Samsung) zu nennen. Hinzu kommen iOS (Apple) und QNX (Blackberry) als weitere unixoide Mobilbetriebssysteme.
Sieht man von zahlreichen Details ab und behält das "Big Picture" im Auge, ist es eigentlich egal, welches OS auf einem Handy läuft. Allerdings wird die Entwicklergemeinde nicht auf Dauer jede App für fünf Betriebssysteme entwickeln. Dazu sind die Unterschiede in den Frameworks und APIs zu groß.
Für WebOS ist der Mobility-Zug bereits ohne HP abgefahren
Als HP mit neuen Geräten wie dem Touchpad und HP Veer auf den Markt kam, war der Zug schlicht und einfach bereits abgefahren. An Bord sind Google, Apple und RIM, aber nicht HP. Und bei RIM stellt sich die Frage, ob es nicht an einem der nächsten Bahnhöfe wieder aussteigen muss.
Insofern kann der Rückzug aus einem voraussichtlich aussichtlosen Kampf durchaus die richtige Strategie sein. Doch die Art, wie Apotheker das angepackt hat, kann man nur als wenig geschickt beschreiben.
Seine Entscheidung lautete, die mobile Hardware aufzugeben und WebOS zu behalten. Wenn man das Geschäft schon nicht ganz aufgeben will, wäre es besser gewesen, WebOS einzustampfen und im Hardwaregeschäft zu bleiben. HP hätte versuchen können, mit Bundle-Angeboten für Unternehmen, Client-PCs, Tablets und Smartphones im Komplettpaket anzubieten.
Die mobilen Devices hätten unter Android laufen können. Man hätte sie nach dem Vorbild von HTC Sense mit einem deutlichen Mehrwert ausstatten können. Die meisten anderen Hersteller verkaufen Plain-Vanilla-Android und tauschen lediglich Hintergrundbilder und Icons aus.
Chaos beim Abverkauf der Restposten
Auch wie der Ausstieg durchgeführt wurde war wenig professionell. Einen Tag, nachdem der Rückzug bekannt gegeben wurde, gab es die WebOS-Devices zu Schleuderpreisen. Ein Touchpad mit 16 GByte kostete in Europa nur noch 99 Euro. Nach nicht einmal zwei Stunden waren die Geräte ausverkauft. Noch am selben Tag kamen sie bei Ebay ohne Probleme für 399 Euro unter den Hammer. Es hätte nicht geschadet, ein paar Tage über den optimalen Ausverkaufspreis nachzudenken. 99 Euro war definitiv zu billig. Verramschen hätte man sie auch ein oder zwei Wochen später noch können.
Der nächste GAU war, dass HPs Server unter dem Ansturm zusammenbrachen. Das darf einem Unternehmen, dass sich als High-End-Server-Lieferant mit cloud-tauglichen ausfallsicheren Lösungen positioniert, nicht passieren. Schließlich will uns HP weißmachen, dass es mit seinen Rechenzentrumlösungen jederzeit Hardwareressourcen durch Virtualisierung und Netzwerkmanagement dynamisch mit anderen Aufgaben betrauen kann, so dass jede Lastspitze abgefangen wird. Im eigenen Unternehmen scheint die Implementierung jedoch mit erheblichen Problemen behaftet zu sein.
Dann kam wenige Tage später die Ankündigung, man werde jetzt doch noch einmal eine Charge Touchpads produzieren. Auch wenn kein Preis genannt wurde, wird es schwierig sein, mehr als 99 Euro durchzusetzen – zumindest wenn man seine Glaubwürdigkeit behalten will. Über die Gründe für die erneute Touchpad-Produktion kann man nur spekulieren. Wahrscheinlich existieren Verträge mit Produzenten in China, die HP erfüllen muss.
Alles in allem, kann man den Ausverkauf von WebOS-Geräten nur als chaotisch bezeichnen. Das hätte Apotheker besser steuern müssen.
Das weiß jeder BWLer: Verkaufe nie Dein profitables Kerngeschäft
Wenig nachvollziehbar ist die Entscheidung, das Geschäft mit Client-Computern auszugliedern und zu verkaufen. Hier kann man nur vermuten, dass Apotheker keine Idee für die Zukunft des wenig rentablen Bereichs hatte, und deswegen einfach IBM imitierte, das das PC-Geschäft schon vor Jahren an Lenovo verkauft hatte.
Aber HP ist nicht IBM. IBM ist seiner Geschichte noch nie in der Lage gewesen, Privat- und SOHO-Kunden anzusprechen, wenn man einmal von der Kugelkopfschreibmaschine absieht. Für HP hingegen gehört der Client-Markt zum profitablen Kerngeschäft, das man nicht einfach ausgliedert und anschließend verkauft, selbst wenn die Rendite gering ist.
Für diese Schnapsidee ist Apotheker dann offensichtlich vom Verwaltungsrat zurückgepfiffen worden. Einige Tage später hieß es, man wolle nur eine eigene Firma gründen, diese aber doch nicht verkaufen.
Dieses Vor- und wieder Zurückrudern deutet auch darauf hin, dass Apotheker zu wenig mit dem Verwaltungsrat zusammenarbeitet. Ein CEO hat zwar weitreichende Kompetenzen, aber den Verkauf eines ganzen Geschäftsbereiches ohne Segen des Verwaltungsrats anzukündigen, ist allein ein Grund, ihn fristlos zu feuern.
Doch Apotheker ist nicht der einzige, der gefeuert werden sollte. Die Aktionäre sollten den Verwaltungsrat auf der nächsten Hauptversammlung am besten gleich mit austauschen.
Apothekers Vorgänger Mark Hurd musste gehen, weil man mit seiner Strategie nicht einverstanden war. Die Affäre mit einer externen Mitarbeiterin war sicherlich nur ein Auslöser. Wie man ausgerechnet auf Léo Apotheker als Nachfolger kommt, ist nur schwer nachvollziehbar.
Dieser musste seinen Posten bei SAP schließlich räumen, weil er mit seiner Aufgabe überfordert war. Er sollte den Konzern umbauen, scheiterte aber damit. Für genau dieselbe Mammutaufgabe holte ihn der HP-Verwaltungsrat nach Palo Alto. Aber es kam, wie es kommen musste: Apotheker kam auch bei HP mit seinen Aufgaben nicht zurecht.
Er gilt als schwierig und autoritär, kann seine Mitarbeiter nicht motivieren, sondern fällt nicht nachvollziehbare Entscheidungen. Das sind klare Anzeichen von Überforderung, die der Verwaltungsrat vor der Berufung hätte bemerken müssen.
Mit Meg Whitman droht der nächste Missgriff
Jetzt soll Meg Whitman die Sache richten. Doch der Werdegang der Ex-Ebay-Chefin ist alles andere als vielversprechend. Während ihrer CEO-Zeit bei dem Auktionshaus verkündete sie zunächst, dass niemand länger als zehn Jahre einen Chefposten bei einer großen Firma bekleiden sollte. Als ihr zehnjähriges Jubiläum in greifbare Nähe rückte, änderte sie ihre Meinung natürlich.
Bei Ebay musste sie jedoch 2008 nach genau zehn Jahren gehen. Die Übernahme von Skype wurde zum finanziellen Fiasko. Trotz steigender Umsätze im Onlinehandel verkündete das Unternehmen Verluste. Auch gab es unter Meg Whitman einige strategische Fehlentscheidungen, die dazu führten, dass der einstige Platzhirsch im Onlinehandel seine Vormachtstellung verlor und sich den Kuchen jetzt mit Amazon teilen muss, das bis dato als reiner Buch- und CD-Händler auftrat.
Nachdem Whitman es im Januar 2011 nicht geschafft hat, Nachfolgerin von "Gouvernator" Arnold Schwarzegger zu werden, erklärte sie, wieder als CEO arbeiten zu wollen. Ihren jetzigen Posten im Verwaltungsrat bei HP hat ihr vermutlich Marc Andreessen verschafft, der gleichzeitig den Verwaltungsräten von Ebay und HP angehört.
Dass sich Whitman selbst für den HP-CEO-Posten ins Spiel bringt, ist nicht weiter verwunderlich. Sollte sich der restliche Verwaltungsrat darauf einlassen, wäre das allerdings mindestens einfallslos. Schließlich geht es nicht um die Besetzung eines Postens als Frühstücksdirektor.
Um HP wieder auf Kurs zu bringen und die Profitabilität auch in den nächsten Jahrzehnten zu sichern, braucht es jemanden von einem ganz anderen Kaliber. Mein Kollege Jim Kerstetter von CNET hat den richtigen Tipp für Meg Whitman in einem offenen Brief verfasst: Falls das Telefon klingelt und es könnte HP sein: Nicht rangehen, sondern schnell weglaufen.
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