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48 Stunden mit Windows Phone Mango: ein Erfahrungsbericht

Seit Mitte April gehöre ich mit meinem Samsung Omnia 7 zum nach wie vor sehr kleinen Kreis der Windows-Phone-Nutzer. Ausschlaggebend für den Kauf war die schicke, und innovative Oberfläche, die das meiner Meinung nach mittlerweile etwas angestaubte iPhone-Interface und die zusammengebastelten Android-Skins ästhetisch deutlich hinter sich lässt. Aber Schönheit entsteht ja im Auge des Betrachters und so mancher mag mir in diesem Punkt massiv widersprechen.

Unstrittig ist dagegen, dass Windows Phone in der ersten Version in Sachen Features deutlich hinter den beiden Hauptkonkurrenten zurückliegt. Ohne das schon damals in Aussicht gestellte Mango-Update, das tatsächlich die größten Funktionslücken schließt, hätte ich mir das Omnia 7 auch nicht gekauft.

Um es vorwegzunehmen: Das Smartphone hat mir in den vergangenen Monaten gute Dienste geleistet. Windows Phone 7 läuft absolut stabil und die Nutzung des OS macht einfach Spass. Trotzdem habe ich dann vor zwei Tagen dem Mango-Update etwas auf die Sprünge geholfen. Die Installation auf meinem ungebrandeten Omnia 7 klappte einwandfrei und nach gut einer Stunde bootete das Gerät erstmals mit Mango.

Wie Mango offiziell richtig heißt, weiß keiner so genau. Sicherlich auch Microsoft nicht. Zwar ist immer wieder von Windows Phone 7.5 die Rede – was angesichts der zahlreichen neuen Features mehr als gerechtfertigt wäre, in den Einstellungen des Geräts und auch für Entwickler ist es aber die Version 7.1. Deswegen nennen wir es doch einfach weiter Mango. Nachfolgend ein Erfahrungsbericht mit dem neuen OS.

Homescreen und Live Tiles


Beispiel Evernote: Auch Notizen lassen sich festpinnen.

Nach dem Start erscheinen die Live Tiles, die den Homescreen zieren, in Rot – unabhängig davon, was man vorher eingestellt hat. Ich kehre über die Einstellungen lieber wieder zur hellblauen Optik zurück, die auf dem AMOLED-Display sehr gut aussieht. Wichtiger als die Farbe ist aber die verbesserte Performance: Tippt man ein Tile an, werden sowohl OS-eigene Anwendungen wie E-Mail als auch Fremdanwendungen schneller geladen – zumindest gefühlsmäßig. Es kann natürlich auch sein, dass Microsoft an den Animationen geschickt gedreht hat. Aber auch andere Mango-Nutzer berichten von einer höheren Geschwindigkeit.

Nach dem Update hat das Live Tile von Foursquare wieder funktioniert, das heißt darauf wurde nicht nur das Logo, sondern auch eine Rangliste meiner Freunde angezeigt. Das hat zwar zwischenzeitlich schon geklappt, in den letzten Wochen aber nicht mehr – ein bekanntes Problem. Microsoft hat anscheinend die Implementierung der Live Tiles verändert und den Update-Mechanismus robuster gestaltet. Bleibt zu hoffen, dass dies langfristig Früchte trägt.

Praktischerweise können jetzt auch Apps von Fremdentwicklern mehrere Tiles auf dem Homescreen platzieren. Sehr praktisch ist das beispielsweise bei Evernote, das schon in der Mango-optimierten Version 2.0 vorliegt. So lässt sich jede beliebige Notiz festpinnen und man kann sie ohne Umwege öffnen. Gleiches gilt für Vorlagen. Hoffentlich nutzen in Zukunft weitere Programmierer dieses Feature. Praktisch wäre es beispielsweise, wenn man sich bestimmte Twitter-Suchen einfach festpinnen könnte. In der neuen Ebay-App funktioniert das angeblich bereits – natürlich mit Produktsuchen -, ich habe es aber noch nicht getestet.

In meiner immer länger werdenden Applikationsliste, die durch einen Wisch von rechts nach links neben dem Homescreen erscheint, kann ich jetzt einfacher navigieren. So ist die Suche nach Apps möglich und man kann über einen Screen zu den Anfangsbuchstaben springen – sehr praktisch.

Taskswitcher


Mango beherrscht den schnellen Wechsel zwischen maximal fünf Apps.

Mango bringt endlich auch ein Oberfläche für den schnellen Programmwechsel: Anstatt immer über den Homescreen zu gehen, kann man durch längeres Drücken des Zurück-Pfeils seine fünf zuletzt aufgerufenen Programme anzeigen. Tippt man auf das Thumbnail, das den zuletzt gespeicherten Zustand anzeigt, wechselt Windows Phone zum jeweiligen Programm.

Richtig gut funktioniert das aber nur bei den OS-eigenen Anwendungen wie Mediaplayer und bei Apps von Drittherstellern, die vom Entwickler bereits als Mango-Version veröffentlich wurden. Facebook und Twitter gehören bislang nicht dazu. Sie werden neu initialisiert, wenn man zu ihnen springt. Insgesamt ist der Taskswitcher aber eine willkommene Neuerung.

Dass man geöffnete Programme nicht über eine Schaltfläche schließen kann, ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber zum Gesamtkonzept von Windows Phone. Apps sind darauf vorbereitet, bei knappem Hauptspeicher aus dem RAM entfernt zu werden. Bislang hat das, auch jetzt mit dem Taskswitcher, offenbar gut geklappt.

Mediaplayer


Über den rechten Button können Videos jetzt im Vollbild abgespielt werden.

Sehr häufig nutze ich mein Omnia 7 morgens bei der halbstündigen Fahrt mit dem ÖPNV zur Arbeit als Video-Player. Meistens nutze ich mit Save.TV aufgenommene Inhalte. Damit gab es bislang zwei Probleme: Einerseits wurden die Filme nicht bildschirmfüllend angezeigt und konnten auch nicht skaliert werden, andererseits war es nicht möglich, über den Fortschrittsbalken vor- oder zurückzuspulen. Man musste dazu immer die Buttons verwenden.

Beide Mankos sind jetzt beseitigt: Per Fortschrittsbalken kann man schnell zum gewünschten Punkt springen, über einen Button lässt sich der Bildschirminhalt auf Vollbild skalieren. Leider merkt sich Windows Phone die Einstellung nicht, das heißt bei einer Unterbrechung des Videos und Nutzung einer anderen Applikation muss man den Vollbild-Button erneut anklicken – das ist aber zu verschmerzen. Videos aus dem Zune Marketplace lassen sich übrigens noch immer nicht leihen oder kaufen. Das funktioniert nur mit Musik. Auch die Musik-Flatrate hat es bislang aus den europäischen Nachbarländern nicht bis nach Deutschland geschafft.

Auch bei der Musikwiedergabe hat Microsoft eine Schwachstelle beseitigt: Die Steuertasten für Play sowie Vor und Zurück, die bei der Betätigung des Lautstärkereglers eigeblendet werden, wenn man in einem anderen Progrmm ist, sind jetzt größer. Damit kann man sie mit dem Finger problemlos treffen.

Browser


Leider sind Funktionen wie Registerkarten und Favoriten nur über das Menü zu erreichen.

Beim Thema Surfen bringt Mango zahlreiche Neuerungen, die aber nicht alle überzeugen, zum Teil sogar nervig sind. Aber beginnen wir mit dem Positiven: Auf der Haben-Seite steht zweifelsohne die Internet-Explorer-9-Engine, die die veraltete IE-7-irgendwas-Codebasis ersetzt. Sowohl das Surfen per WLAN als auch per 3G laufen gefühlt deutlich schneller und flüssiger. Zudem sehen Sites wie Google Mail auf dem HTML-5-kompatiblen Browser deutlich besser aus. Zusammen mit der IE9-Engine kam auch eine neue, deutlich schnellere JavaScript-Engine. Damit ist es möglich, beispielsweise Galerien flüssig darzustellen. Bislang hat sich das Bild nur zögerlich geöffnet.

Aus meiner Sicht völlig daneben liegt Microsoft bei der Oberfläche des Browsers: So bringt der Wegfall einer Leiste zwar mehr Platz auf dem kleinen Smartphone-Screen, im übriggebliebenen Element am unteren Rand sind aber nur die Adressbar sowie der Reload-Button zu finden. Die von mir häufig genutzten Buttons für den Aufruf der Favoriten und zur Anzeige alle geöffneten Tabs sind nur über ein Menü erreichbar – man braucht also einen Klick mehr. Microsoft begründet das mit den (angeblich und hoffentlich) anonym erhobenen Daten, die zeigen, dass beide Buttons kaum genutzt wurden. Leider gilt das für mich nicht und ich muss mit dieser deutlichen Einschränkung der Usability leben.

Tethering

In den letzten Wochen hat sich herausgestellt, dass Mango entgegen früheren Aussagen von Microsoft doch Tethering unterstützt, also die Bereitstellung der Internetverbindung für andere Geräte. Auf meinem Omnia 7 ist davon aber nichts zu sehen. Einige neue Smartphones von HTC und Samsung enthalten die Funktionalität bereits. Laut den Redmondern hängt das Feature von bestimmten Treibern für das Funkmodul und dem Willen des Netzbetreibers ab. Derzeit zeichnet sich ab, dass Tethering möglicherweise per Software-Update nachgerüstet wird. Eine klare Kommunikation fehlt aber. Fest steht jedenfalls, dass ich das Feature gerne hätte und mein Netzbetreiber O2 hier nichts zu melden hat, da es sich um ein ungebrandetes Gerät handelt. Ich bin gespannt, wie die Sache weitergeht.

Zwischenfazit

Abgesehen vom Layout des Browsers hat Mango in den ersten beiden Tagen überzeugt. Die Software zeigt sich bislang vollkommen stabil. Viele Features bringen einen deutlichen Fortschritt. Fortsetzung folgt …

P.S.: Leider hat es Microsoft noch immer nicht geschafft, eine Möglichkeit zur Aufnahme von Screenshots einzubauen – aus Sicht eines Redakteurs ein dickes Minus. Daher müssen die Bilder vom Display abfotografiert werden.

ZDNet.de Redaktion

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