ESET Smart Security 5: kaum Einfluss auf die Performance

Als ESET im März 2009 zum letzten Mal seine beiden Antivirenlösungen auffrischte, war die Sicherheitslandschaft noch eine andere: Anonymous existierte kaum, Stuxnet war der Öffentlichkeit noch unbekannt und Anwender dachten beim Wort „Ransomware“ eher an Science-Fiction als an gefährliche Erpresser-Software.

ESET Smart Security (zum Download) ist in der Version 5 ein solider, kreativer Versuch, ein Produkt zu erschaffen, das in der Lage ist, sich an die rapide verändernde Bedrohungssituation im Internet anzupassen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt die Suite auf heuristische Methoden und generische Signaturen zur Erkennung von Bedrohungen, wobei die Virensuche und Erkennung sowohl mit Hilfe von Cloud-Technologie als auch lokal gespeicherten Daten erfolgt. Methoden, auf die sich inzwischen viele andere Produkte ebenso verlassen.

Installation

Die Installation von ESET könnte schneller sein. Eine Unzahl von Abfragen und Eingabebildschirmen verlangsamt den Prozess unnötig. Der Anwender muss nicht nur das Programm während der Installation registrieren, sondern sich zudem auch bereits festlegen, ob er den Schutz vor möglicherweise unerwünschten Programmen, sogenannten PUPs, aktivieren möchte.

PUPs können fraglos ein Sicherheitsrisiko sein, aber es sollte nicht notwendig sein, die Installation durch eine entsprechende Abfrage zu verlangsamen. Alternativ ließe sich beim initialen Scan des Systems kontrollieren, ob solche Programme existieren und fragen, ob diese Prüfung zukünftig automatisch durchgeführt werden soll.

Positiv zu vermerken ist jedoch, dass die Registrierung innerhalb der Suite erledigt werden kann und es nicht notwendig ist, zu einem Browser zu wechseln. Es ist außerdem nicht notwendig, das System nach der Installation neu zu starten.

Die Installation verläuft insgesamt problemlos, allerdings sollte ESET den Vorgang in unter einer Minute zu erledigen. Das schaffen andere wie Trend Micro oder Norton auch.

Benutzeroberfläche

Bis auf kleine Details ist das Layout von ESET 5 identisch zur Version 4, obwohl die Bedienung des Programms nicht so leicht fällt, wie es eigentlich der Fall sein sollte. Die Startseite des Programms zeigt den aktuellen Sicherheitsstatus des Rechners in der oberen Mitte an, wobei der Normalfall durch eine grüne Schrift und den Text „Maximaler Schutz“ signalisiert wird.

Unterhalb dieser Anzeige gibt es detaillierte Statusmeldungen für folgende Bereiche: Computer, Netzwerk, Kindersicherung sowie Web und E-Mail. Leider ist jedoch auf den ersten Blick nicht klar erkennbar, dass es sich bei diesen Statusmeldungen gleichzeitig auch um Links handelt. Das Anklicken eines Links bringt den Anwender zu den Einstellungsdialogen für den gewählten Bereich, wo er Sicherheitsfunktionen differenzierter einstellen oder deaktivieren kann.

Ein Abschalten von sicherheitsrelevanten Funktionen, etwa der Firewall, führt dazu, dass der aktuelle Sicherheitsstatus von „Maximaler Schutz“ auf „Maximaler Schutz ist nicht gewährleistet“ wechselt, was auch durch eine Warnung und rote Schriftfarbe signalisiert wird.

Die Navigation auf der linken Seite erlaubt es, auf verschiedene Funktionen zuzugreifen. Hierzu gehören: Computer prüfen, Update, Einstellungen, Tools und Hilfe/Support. Das Layout ist zwischen den einzelnen Funktionen konsistent, was die Benutzung deutlich vereinfacht. Des Weiteren gibt es nützliche Tooltips für die einzelnen Funktionen. Auf diese Weise wird dem Anwender beispielsweise der Unterschied zwischen verschiedenen Scan-Methoden erklärt.

Einige wichtige Funktionen, zum Beispiel das Fenster für die erweiterten Einstellungen, sind nur schwer zu finden. Hinzu kommen einige redundante Menüpunkte. Selbst erfahrene Anwender benötigen höchstwahrscheinlich viel Zeit, sich in der Umgebung zurecht zu finden.

Funktionen und Support

Die Kernfunktionen der ESET Smart Security 5 Suite lassen die Software in der Oberliga der Sicherheitssuites mitspielen. Die umfangreiche Funktionssammlung ist zwar nicht revolutionär, aber extrem gut implementiert. Was dem Produkt fehlt, sind moderne, ergänzende Funktionen, die einen höheren Preis rechtfertigen würden.

Zu den Basisfunktionen der Suite gehören zwei Standard-Scans: eine „Smart-Prüfung“ und das benutzerdefinierte „Prüfen mit speziellen Einstellungen“, das unter anderem erlaubt, festzulegen, welche Objekte geprüft werden und welches Profil verwendet werden soll.

ESET hat zudem in der aktuellen Version die Arbeitsweise seiner Antivirus- und Antispyware-Engines verbessert. Sie können nun nicht nur wie bisher Bedrohungen erkennen, sondern auch verhindern, dass Dateien auf dem Rechner beschädigt werden, wodurch sich Bedrohungen aktiv vermieden lassen.

Eine Wechselmedien-Funktion erlaubt es, den Anschluss externer Speichermedien über benutzerdefinierte Regeln zu kontrollieren und auf diese Weise den Zugriff auf externe Laufwerke oder USB-Sticks einzuschränken, oder sogar vollkommen zu verbieten. Das kann pro Benutzer und Gerät geschehen.

Ein Gamer-Modus versetzt die Software automatisch in einen Silent-Modus, wenn ein Programm im Vollbild-Modus ausgeführt wird. Diese Funktion ist sehr hilfreich beim Anschauen von Filmen und Präsentationen und kann jederzeit im System Tray aktiviert werden.

ThreatSense, die Cloud-basierte Erkennung von ESET, ist nicht neu, wurde allerdings in Version 5 um eine reputationsbasierte Analyse erweitert. Die umfangreiche Smart Security Suite kommt zusätzlich mit einer Kindersicherung, Antispam und einer smarten Firewall, die sehr schnell lernt, wie der Computer auf das Internet zugreift.

So gibt es beispielsweise viele Firewalls, die die Firefox Entwicklerversion „Aurora“ nicht kennen und aus diesem Grund den Anwender fragen, ob die Anwendung legitim ist. ESET erkennt diese hingegen sofort und erlaubt dem Programm den Zugriff durch die Firewall ohne eine weitere störende Abfrage.

Die Browser-Wächter von Smart Security funktionieren mit jedem Webbrowser und brauchen keine spezielle Erweiterung. Es gibt zwar keine Sicherheitsbewertung der Suchresultate, aber ESET ist im ZDNet-Test in der Lage, beim Anklicken eines Links in der Ergebnisliste zu erkennen, dass es sich hierbei um eine bekannte, gefährliche Webseite handelt, und blockiert den Zugriff erfolgreich.

Die erweiterten Einstellungen der Firewall sind auch weiterhin die Stärke von Smart Security. Das Verhalten der Firewall lässt sich extensiv einstellen, jedoch ist dies nicht zwingend notwendig. Es gibt fünf Standardeinstellungen: automatischer Modus, automatischer Modus mit benutzerdefinierten Ausnahmen, interaktiver Modus, regelbasierter Modus und einen Trainingsmodus.

Über ein aufgeräumtes, einfach zu bedienendes Menü ist es möglich, Sicherheits-Zonen zu definieren, den Remote-Desktop-Zugriff zu konfigurieren und das System zur Erkennung von Angriffen (IDS) zu verwalten. Es ist möglich, im gleichen Einstellungs-Fenster zwischen den erweiterteren Einstellungen aller Smart Security Tools zu wechseln, ohne den Umweg über die Startseite gehen zu müssen. Die erweiterten Einstellungen der Firewall sind leider auf den ersten Blick etwas versteckt, da sie als Unterpunkt in den erweiterten Einstellungen für das Netzwerk zu finden sind.

Der Antispam-Filter ist ähnlich effizient und konfigurierbar. Das Programm kann beispielsweise Empfängeradressen von ausgehenden Nachrichten automatisch als sicher markieren, globale Adressbücher zulassen und Adressen aus eigenen Konten automatisch zu einer Ausnahmeliste des Benutzers hinzufügen. Smart Security benötigt überraschend wenig System-Ressourcen und braucht während eines aktiven Scans nur rund 15 MByte RAM.

ESET verzichtet auf viele ergänzenden Funktionen, die sich oft in hochwertigen Suites finden lassen, zum Beispiel Passwort-Verwaltungs-Tools, kostenloser Online-Speicher, File-Syncing und Schutz von Mobilgeräten. Allerdings ist das Produkt im Vergleich zu den meisten Internet-Suiten auch kostengünstiger.

Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass ESET im Support-Bereich führend ist. So existiert neben der Hotline, den Internet-Foren und einer Wissensdatenbank sogar ein Lernmodul, dass es sonst von keinem anderen Anbieter von Internet-Suites gibt.

„Cybersecurity Training“ simuliert eine Stadt, die der Anwender interaktiv erkunden kann und dabei lernt, wie er sich selbst, seine persönlichen Daten und seinen Rechner schützen kann, wenn er online ist. Es wäre wünschenswert, dass auch andere Anbieter einen so fundamentalen Ansatz verfolgen würden, da letzten Endes eigenes Wissen Anwender am besten vor den Gefahren des Internets schützt.

Leistung

ESETs Gesamtleistung belegt, dass es sich um ein zuverlässiges Sicherheitsprodukt handelt. Es ist nicht das effizienteste Programm, die Benchmarks zeigen, dass es durchaus noch Verbesserungspotenzial gibt. Insgesamt betrachtet handelt es sich aber um eine solide, sichere Software mit niedriger Fehlalarm-Quote, welches die Leistung des Rechners nur in geringem Maße negativ beeinträchtigt.

Die Ergebnisse eines Tests auf einem Windows-7-Laptop, den ZDNet für alle praxisnahen Tests von Sicherheits-Suites verwendet, sind etwas verwirrend. Die Scans von ESET sind ausnahmslos langsam und träge. Im Durchschnitt benötigte der erste Scan des Systems fast zwei Stunden und selbst darauf folgende Scans waren nur rund 20 bis 30 Minuten schneller.

Die erzielten Ergebnisse der CNET-Lab-Benchmarks belegen, dass die Leistung von sowohl ESET Smart Security 5, als auch ESET NOD32 5, deutlich über dem Durchschnitt liegen.

Anmerkung: Ein direkter Vergleich der aktuellen Ergebnisse mit denen des Vorjahres ist leider nicht möglich, da das CNET-Testlabor seine Rechner im Laufe des Jahres von Windows 7 (64-Bit) auf Windows 7 SP1 (64-Bit) upgegradet hat.

Smart Security verlängert die Startzeit des Laborrechners im Schnitt um 17,2 Sekunden und ist somit im Mittel 5 Sekunden schneller als alle anderen in diesem Jahr getesteten Produkte. NOD32 schaffte dieselbe Aufgabe sogar in beeindruckend niedrigen 13,9 Sekunden, also nochmals rund 3 Sekunden schneller.

Insgesamt beeinflussen somit beide Programme die Startzeit des Rechners nur minimal. Beide Produkte verzögern das Herunterfahren eines Rechners nur geringfügig und verlängern diesen Vorgang im Vergleich zu einem ungeschützten Computer nur um rund 6 bis 7 Sekunden.

Die CNET-Performance-Tests belegen, dass bei beiden Produkten, mit Ausnahme des Cinebench-Tests, ein aktiver Scan laufende Programme nur extrem gering beeinflusst. Die Ergebnisse von Cinebench sind dagegen eher durchschnittlich. Insgesamt macht sich unter sonst gleichen Bedingungen das laufende ESET-Programm bei der täglichen Arbeit am Computer kaum bemerkbar.

CNET-Labs-Benchmark-Ergebnisse der ESET-5-Produkte*

Sicherheitslösung Boot-
zeit
Shut-
down-
zeit
Scan-
dauer
MS-Office Perfor-
mance
iTunes-
Deko-
dierung
Media-
Multi-
tasking
Cinebench
Ungeschütztes System 40,0 6,0 395 120 342 17.711
Durchschnitt aller getesteten Antivirenprogramme 63,0 15,8 1136 416 125 348 17.112
ESET NOD32 5 53,9 12,0 727 411 124 342 16.946
ESET Smart Security 5 57,2 14,0 658 401 124 343 17.148


*Alle Testmessungen in Sekunden außer Cinebench. Beim Cinebench-Test gilt: je höher die Puntkzahl, desto besser.

Bei unabhängigen Tests zur Bedrohungserkennung und -entfernung behauptet sich ESET zwar, erzielt allerdings nicht in allen Bereichen Bestnoten. In Tests, die im ersten Quartal 2011 von AV-Test.org durchgeführt wurden, erreichte die Vorgängerversion ESET Smart Security 4.2 12,5 von 18 Punkten und befand sich damit nur knapp über den 11 Punkten, die benötigt werden um ein Zertifikat von AV-Test.org zu erhalten. Die Suite erzielte 3 von 6 Punkten für seine Schutzwirkung, 4 von 6 Punkten für seine Reparaturleistung, sowie 5,5 von 6 Punkten für Benutzerfreundlichkeit.

AV-Test.org definiert seine Kategorien dabei wie folgt: Schutzwirkung ist der Schutz gegen Malware-Infektionen, wie Viren, Würmer oder trojanische Pferde. Reparaturleistung beschreibt die Effektivität bei der Säuberung und Reparatur eines mit Malware infizierten Rechners. Die Benutzbarkeit quantifiziert die Auswirkungen der Sicherheitssoftware auf die Benutzbarkeit des gesamten Rechners. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise die Verlangsamung des Computers durch die Software, Fehlalarme, falsche Warnungen und das irrtümliche Blockieren von Anwenderaktivitäten.

In einem weiteren Test von AV-Test.org, der im zweiten Quartal 2011 auf einem Windows XP Rechner durchgeführt wurde, verbesserte sich die Suite minimal um 0,5 Punkte und erhielt insgesamt 13 von 18 Punkten. Während die Benutzbarkeit mit 5,5 Punkten gleich blieb, verbesserte sich die Schutzleistung um einen Punkt von 3 auf 4 Punkte. Die Reparaturleistung fiel dagegen leicht zurück und wurde mit 3,5 von 6 Punkten bewertet.

Für das dritte Quartal liegen bisher keine offiziellen Resultate vor, aber AV-Test.org war auf Anfrage von CNET bereit, vorläufige Ergebnisse, die auf einer Betaversion von ESET 5 basieren, zur Verfügung zu stellen. Den ermittelten Zahlen zufolge scheint es so, als ob sich die Suite im Vergleich zur vorherigen Version 4.2 gravierend verbessert hat. Die Trefferquote für die Erkennung von Malware lag demnach bei 98,5 Prozent, was exakt dem ermittelten Gesamtdurchschnitt aller im Mai 2011 zertifizierten Produkte entspricht.

Dieser Wert liegt zwar über dem ermittelten Durchschnitt von 97,31 Prozent, ist aber niedriger als die Werte einiger Konkurrenzprodukte, zum Beispiel Bitdefender. Das Programm konnte 95,7 Prozent der erkannten Malware entfernen und liegt damit deutlich über dem Industrie-Durchschnitt von 85,7 Prozent.

In einem Zero-Day-Angriffstest von AVTest.org war ESET in der Lage 87,8 Prozent der Angriffe abzuwehren, was zwar über dem Durchschnitt der August 2011 Zertifizierungsergebnisse von 80,5 Prozent liegt, aber nicht an das Resultat von Bitdefender heranreicht, dass in der Lage war, 100 Prozent der Angriffe abzuwehren. ESET löste zudem keinerlei Fehlalarme aus.

Bei dem neuesten „Whole Product Dynamic Test“ von AV-Comparatives.org, in dem insgesamt 17 Sicherheitsprodukte getestet wurden, platzierte sich ESET in der Spitzengruppe. Bei diesem praxisnahen Test wird ein äußerst realitätsnaher Malware-Schutz simuliert, wie ihn ein durchschnittlicher PC-User im wirklichen Leben erfahren würde.

Bei der Schadprogramm-Abwehr kommen hierbei alle integrierten Sicherheitstechnologien zum Einsatz. In einer Langzeitstudie des Labors, die alle Resultate von Januar bis Juni 2011 kumuliert, belegt ESET mit einer Erfolgsrate von 98,2 Prozent den siebten Platz.

Dennis Technology Labs, ein Mitglied der Anti-Malware Testing Standards Organisation (AMTSO), ermittelte im Januar 2011 für ESET Smart Security 4 einen Gesamt-Schutzwert von 134 (PDF), womit die Suite den dritten Platz in dem Internet-Sicherheitstest des Labors belegte.

Fazit

Mit seiner überarbeiteten Version kehrt ESET nach über zwei Jahren in einen Markt zurück, der sich seit der Einführung der vorherigen Version stark verändert hat. Die Sicherheitslandschaft ist rauer geworden, nicht nur in Bezug auf die Konkurrenz, sondern auch aufgrund gewachsener und neuer Sicherheitsbedrohungen, vor denen Anwender beschützt werden müssen. Die Suite kommt mit hochwertigen Sicherheitsfunktionen, die sich nur minimal auf die Performance des Rechners auswirken.

Der Funktionsumfang fällt für eine hochrangige Suite eher dürftig aus, allerdings ist der Listenpreis im Vergleich zu einigen anderen Internet-Suites auch niedriger. Obwohl die Ergebnisse der vorliegenden Benchmarks solide sind, ist die Suite in allen anderen Bereichen verbesserungsfähig.

Aufgrund des vergleichsweise niedrigeren Preises und der guten Benchmark-Ergebnisse ist das Produkt dennoch möglicherweise für Anwender interessant, die mit den anderen Suites unzufrieden sind und mit dem eingeschränkten Funktionsumfang auskommen.

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ZDNet.de Redaktion

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