Zum ersten Mal, seit Apple Smartphones baut, hat ein neues Modell das Licht der Welt – beziehungsweise der Öffentlichkeit – nicht im Juni erblickt. Die zeitliche Verzögerung hat für Aufregung in der Gerüchteküche gesorgt. Prompt erhoffte sich die Mehrheit der Kunden und Medien ein komplett neues Modell: ein iPhone 5 mit größerem Display und mit neuem Design. Damit war eine Enttäuschung bei der Vorstellung des iPhone 4S schon vorprogrammiert. Das soll schon alles sein?
Dennoch gehört das iPhone 4 optisch längst nicht zum alten Eisen. Ein hübsches neues Gehäuse wäre schön gewesen und ein größeres Display wünschenswert. Auf der anderen Seite hätte man es sich fast denken können – schließlich gab es schon einmal nur ein minimales Update der inneren Werte. Wer erinnert sich noch an das iPhone 3GS?
Unterm Strich lässt man sagen, dass das 4S einem ohnehin schon überdurchschnittlich guten Smartphone gesunde Verbesserungen einverleibt. Nun gibt es das von einem Teil der Zielgruppe lang erwartete 64-GByte-Modell, eine bessere Kamera, von der alle etwas haben, einen schnelleren Prozessor und Siri – den persönlichen Assistenten, den Roboter-Freund, den Laufburschen. Dazu gibt es auch ein neues iOS mit vielen frischen Funktionen und Verbesserungen – und davon profitieren auch Besitzer etwas älterer Hardware.
Unterm Strich sollte die Kaufentscheidung vor allem von den Konditionen abhängen. Mindestens 629 Euro will Apple für das Gerät. Für einen Besitzer eines iPhone 4 wird es sich kaum lohnen, nur für ein paar mehr Megapixel und Siri so viel Geld auf den Tisch zu legen. Aber wenn der Vertrag des Providers ohnehin ausläuft, bietet es sich durchaus an, auf die neue Version des iPhones zurückzugreifen. Unabhängig davon sollte man im Hinterkopf behalten: Ein iPhone 5 kommt bestimmt. Vielleicht schon im nächsten Juni.
Design
Optisch lässt sich das neue 4S von seinem Vorgänger nicht unterscheiden. Das ist nicht schlecht, denn das iPhone 4 gehört immer noch mit zu den attraktivsten und wertigsten Geräten. Auch, wenn die Konkurrenz inzwischen flachere Geräte baut, ist der Formfaktor nicht schlecht. Allerdings, und das hört man immer wieder: Das iPhone 3G liegt aufgrund seiner runderen Form angenehmer in der Hand. Die harten Kanten des iPhone 4 stören den einen oder anderen Nutzer.
Man kann auch ohne die Funktionen leben, die die Gerüchteküche für ein iPhone 5 versprochen hat – also ohne einen breiteren, berührungsempfindlichen Home-Button und eine geschwungene Rückseite. Der einzelne Knopf unter der Anzeige erledigt seinen Job seit Jahren gut, und dank des ebenen Rückens liegt das Gerät perfekt und stabil auf dem Tisch. Auch die Glasrückseite sieht gut aus, allerdings wird es dadurch empfindlich gegen einen sogenannten „Todessturz“. Eine Schutzhülle reduziert diese Gefahr gravierend.
Allerdings wirkt die iPhone-Anzeige mit ihren 3,5 Zoll inzwischen einfach ziemlich klein im Vergleich zu den Konkurrenten. Lange Zeit hatte sich bei den Androiden 3,7 Zoll als Standard etabliert, seit einiger Zeit haben die Top-Modelle gar 4,3 Zoll große Displays – und in der vergangenen Woche hat HTC sein erstes Android-Phone mit 4,7 Zoll vorgestellt. Das ist zwar zu viel für den Durchschnittsnutzer, aber nichtsdestotrotz wirkt das iPhone daneben einfach winzig. Und es kostet deutlich mehr.
Unterm Strich beeindruckt das Retina genannte Display aber immer noch. Obwohl sich auch in puncto Auflösung seit über einem Jahr nichts mehr getan hat, ist Apple immer noch Rekordhalter – mit Abstand. 960 mal 640 Pixel gibt es sonst nirgends, und in Kombination mit der vergleichsweise kleinen Diagonale der Anzeige sorgt das für eine äußerst scharfe Darstellung. Allerdings macht es dann doch nur eingeschränkt Spaß, unterwegs einen 90-minütigen Film auf dem kleinen Monitor des Apple-Handys anzusehen.
Einen winzigen Unterschied zwischen dem iPhone 4S und seinem Vorgänger gibt es dann doch noch: Wer genau hinsieht, erkennt beim Edelstahl-Rahmen eine zusätzliche Trennung zwischen den Bestandteilen. Hier ist ja die Antenne integriert, was bei der Markteinführung des ersten Modells schon für Probleme gesorgt hat: Wer sein iPhone 4 auf eine bestimmte Weise in der Hand hält, verschlechtert den Empfang signifikant. Das 4S verfügt nun über zwei Antennensegmente – und die Elektronik entscheidet, welche gerade den besseren Empfang ermöglicht.
Siri
Das neue Killer-Feature ist der sprachgesteuerte Assistent namens Siri. Er ersetzt die derzeitige Sprachsteuerung des iPhones nicht komplett – sie ist weiterhin vorhanden. Aber Siri kann deutlich mehr, als einfach nur einen Anruf per Sprachbefehl starten.
Siri führt Befehle aus und beantwortet Fragen. So kann man beispielsweise nach dem Wetter fragen oder sich die Adresse eines Kontaktes vorlesen lassen, eine Erinnerung oder einen Wecker einstellen, eine Route in Google Maps abfragen oder sich für Trivialwissen interessieren. Der Nutzer spricht dabei mit einer Roboter-Frauenstimme, die sich nicht austauschen lässt. Zum Start der Funktion wird der Home-Button einfach lange gedrückt. Für die Funktion ist eine Internet-Verbindung notwendig.
Bei der ersten Bekanntschaft mit Siri zur Vorstellung des iPhone 4S bei Apple in Cupertino hat ZDNet das Handy nach dem Wetter, der Entfernung zwischen zwei Städten und der Hauptstadt von Kanada gefragt sowie eine Erinnerung gesetzt. Die meisten Antworten konnte das System flott und richtig geben, aber Kanadas Hauptstadt war offensichtlich ein Problem für den digitalen Assistenten: Er hatte nicht genug Informationen.
Beim nächsten Versuch soll Siri das beste Fast-Food-Restaurant in der Nähe der ZDNet-Zentrale in San Francisco finden, die Uhrzeit in Hong Kong ansagen und entscheiden, ob CNET.com-Moderator Brian Tong der „coolste Typ auf dem Planeten“ ist. Erwartungsgemäß waren die ersten beiden Punkte für Siri in den USA kein Problem, aber die Frage nach einem Kollegen hat die Software nicht verstanden. Sie war ohnehin nicht gerade ernst gemeint.
Eine konkrete Antwort nach dem besten Essen in der Nähe des Büros gab es auch nicht. Stattdessen zeigt das iPhone dann eine Liste von Fast-Food-Restaurants an, die nach Nutzerwertung geordnet sind. Als Datenquelle dient in den USA Yelp, ein Qype-Konkurrent. Hierzulande ist die Datenbasis von Yelp leider noch nicht so groß, und einen Vertrag mit Qype hat Apple nicht – damit kann der digitale Assistent zumindest derzeit noch nicht auf ein so großes Wissen zurückgreifen wie jenseits des großen Teichs. Aber Apple will die Funktionen mit lokalen Partnern bald nachreichen.
Insgesamt sorgt Siri vor allem am Anfang für Unterhaltung. Man kann ja auch sinnlose Fragen stellen – und bekommt erfreulich oft Antworten, die für einen Lacher sorgen. Auf die Frage nach dem Sinn des Lebens hat Siri gleich mehrere Antworten parat – und ja, eine davon lautet tatsächlich 42. Heiraten will Siri die Mitglieder der ZDNet-Redaktion allerdings nicht, aber immerhin: Die Frage wird verstanden. In der Praxis ist der digitale Assistent tatsächlich eine praktische Hilfe – beispielsweise, wenn man Auto fährt. Wer sich künftig im Büro akustisch ausrechnen lässt, wieviele Euro 500 Dollar gerade sind, wird allerdings wohl schnell von seinen Kollegen des Raumes verwiesen – dafür wird man wohl noch solange auf die Tastatur zurückgreifen, bis das iPhone Gedanken lesen kann.
Derzeit befindet sich Siri noch in der Beta-Phase. Wie gesagt, vor allem hierzulande fehlt es auch noch an Informationsquellen.
Kamera
Bereits die Digicam des iPhone 4 lieferte für ein Handy ausgezeichnete Ergebnisse – insbesondere mit Third-Party-Apps. Aber die im iPhone 4S integrierte Kamera ist deutlich besser. Die 8-Megapixel-Kamera bietet Autofokus, Blitz, F2,4-Objektiv und einen rückseitig belichteten CMOS-Bildsensor, der gegenüber seinem Vorgänger eine 73 Prozent bessere Lichtausbeute ermöglichen soll. Außerdem ist ein sogenannter Hybrid-IR-Filter vor dem lichtempfindlichen Chip angebracht, der laut Apple für akkuratere Farben sorgen soll.
Hinter dem Begriff versteckt sich wohl ein gewöhnlicher kombinierter Antialiasing-und-Infrarot-Filter – also nichts Besonderes. Aber man muss seine Produkte ja gut vermarkten. Das iPhone 4S soll außerdem gegenüber seinem Vorgänger eine um 33 Prozent beschleunigte Auslöseverzögerung besitzen. Der in der A5-CPU integrierte Bildprozessor ermöglicht laut Hersteller einen um 26 Prozent verbesserten automatischen Weißabgleich. Eine Gesichtserkennungsfunktion ist ebenfalls mit von der Partie.
Bereits bei den ersten Fotos stellt man eine deutliche Verbesserung gegenüber der iPhone-4-Kamera fest. Die Farben gelingen strahlender, und die Aufnahmen wirken schärfer und weniger pixelig. Trotz der gesteigerten Auflösung schlägt sich die Kamera in dunklen Umgebungen besser als beim Vorgänger. Allerdings neigt der integrierte Blitz nach wie vor dazu, das Motiv zu intensiv zu beleuchten.
In Sachen Bedienung hat sich an der Kamera eigentlich nichts verändert. Es gibt auf dem Display nach wie vor einen Schieber zum Wechseln zwischen Foto- und Videomodus. Darunter sitzt immer noch der virtuelle Auslöser. Neu hinzugekommen ist eine kleine Optionen-Schaltfläche, die zwischen dem Modusumschalter und dem Blitz-Symbol sitzt. Hier lassen sich eine Zwei-mal-zwei-Raster- und eine HDR-Automatik aktivieren. Mit aktivierter HDR-Funktion schießt die Kamera bei jedem Druck auf den Auslöser drei unterschiedlich belichtete Fotos und kombiniert diese zu einer einzigen Aufnahme mit erhöhtem Dynamikumfang. Insbesondere bei kontrastreichen Motiven bleiben so in sehr hellen und sehr dunklen Bildteilen mehr Details erhalten.
Das auf dem iPhone 4S vorinstallierte iOS-5-Betriebssystem bietet außerdem ein paar neue Möglichkeiten bei der Bildbearbeitung. Geschossene Fotos lassen sich zuschneiden und rotieren. Außerdem gibt es eine Funktion zum Eliminieren des Rote-Augen-Effekts und eine automatische Farbkorrektur. Beide Features erfordern lediglich einen Fingertipp und liefern beeindruckend gute Ergebnisse. Man hätte sich allerdings schon vor Jahren ein paar einfache Bildbearbeitungsfunktionen beim iPhone gewünscht. Und auch jetzt könnten ein paar zusätzliche Möglichkeiten nicht schaden. Aber gut – im Zweifelsfall heißt es seitens Apple eben: „Es gibt für alles eine App.“
Mit iOS 5 kommen ein paar weitere von der Fangemeinde herbeigesehnte Kamera-Features hinzu. So gibt es rechts unten auf dem Lockscreen nun beispielsweise ein Icon, dass sofort die Fotoapp startet – und den Sperrcode umgeht. So soll das iPhone 4S endlich richtig schnappschusstauglich werden. Wenn man den Code nicht eingetippt hat, kann man nur Fotos schießen und die gerade eingefangenen Aufnahmen löschen. Das Durchblättern des Fotoalbums ist zum Schutz der Privatsphäre des iPhone-Besitzers nicht möglich – dafür muss man dann doch wieder das Passwort eingeben.
Die Videofunktion hat ebenfalls einen Sprung nach vorne gemacht. Das iPhone 4S fängt Full-HD-Clips mit 1920 mal 1080 Pixeln und 30 Vollbildern pro Sekunde ein. Außerdem gibt es einen digitalen Bildstabilisator. Die Clips sehen scharf aus und bilden auch schnell bewegte Objekte flüssig ab. Bild und Ton sind synchron.
Konnektivität
Eine der großen Enttäuschen beim iPhone 4S dürfte wohl die mangelnde LTE-Unterstützung sein. Gut, besonders verbreitet ist der UMTS-Nachfolger noch nicht. Aber wenn man sich ein extrem teures Smartphone kauft, dann möchte man es auch mindestens zwei Jahre – und nicht schon morgen neidisch auf das schneller surfende Samsung-Handy vom Kollegen schielen.
Auf der anderen Seite hat Apple natürlich auch seine Gründe dafür. Wie bei allen mobilen Geräten ist die Akkulaufzeit auch beim iPhone 4S ein heikles Thema. Und anscheinend hat der Hersteller beschlossen, dass man mit einem integrierten LTE-Modem hier einfach auf keinen grünen Zweig kommt. Außerdem setzt Apple traditionell nicht auf sich gerade entwickelnde Technologien, sondern entweder auf Etabliertes oder schafft selbst neue Standard. Als Apple das erste iPhone vorgestellt hat, waren 3G-Netze bereits recht verbreitet – das iPhone 3G kam jedoch erst ein Jahr später auf den Markt.
Unter der Haube gibt es zum ersten Mal bei einem Handy den neuen Bluetooth-Standard 4.0. Er ermöglicht besonders energiesparendes Zubehör wie einen Pulsmesser, der mit einer einfachen Knopfzelle eineinhalb Jahre bei einer Benutzung von zirka 1,5 Stunden am Tag durchhalten soll.
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