Bei SAP schien man auf das iPad nur gewartet zu haben: Fast zeitgleich mit dessen Verkaufsstart haben die Walldorfer den neuen Formfaktor in ihre Produktstrategie integriert. Bereits wenige Wochen später zeigten auf der Kundenveranstaltung Sapphire viele SAP-Mitarbeiter, wie sie damit arbeiten und welche Nutzungsmöglichkeiten SAP sieht. Und CEO Bill McDermott warb in seiner Ansprache mit dem markigen Spruch: „Mobile Geräte sind der neue Desktop“.
Dass McDermott es ernst gemeint hat, belegte einige Monate später SAP-CIO Oliver Bussmann, als er im Interview mit ZDNet zum aktuellen Stand und der weiteren Strategie von SAP Fakten nannte: Damals gab es bei dem Softwarekonzern rund 1500 iPad-Nutzer und etwa 17.000 Blackberry-Besitzer. Sowohl die Zahl der Nutzer, als auch die der mobil verfügbaren Anwendungen und die Vielfalt der Geräte sollte jedoch rasch erhöht werden. Jetzt, zwölf Monate danach, hat ZDNet nachgefragt, was aus den Plänen geworden ist, wie die weitere Strategie aussieht und was man aus dem Einsatz bisher für Lehren gezogen hat.
ZDNet: Was hat SAP in den vergangenen zwölf Monaten im Rahmen seiner Mobilitätsstrategie getan?
Bussmann: Wir haben in mehreren Bereichen Riesenfortschritte gemacht. Das fängt schon bei der Durchdringung an: Rund 21.000 Mitarbeiter besitzen Blackberrys, rund 10.000 nutzten Tablets und etwa 5000 ein iPhone. Außerdem fangen wir gerade an, mit den ersten Android-Smartphones Erfahrungen zu sammeln.
ZDNet: Sie verfolgen also eher eine Mobil- als eine iPad-Strategie?
Bussmann: Wir haben uns ganz klar die Geräteunabhängigkeit auf die Fahnen geschrieben. Die Infrastruktur dafür besitzen wir mit der Afaria-Lösung von Sybase. Damit lassen sich ganz unterschiedliche Geräte automatisch zur Verfügung stellen und ein Roll-Out wie bei PCs abwickeln.
ZDNet: Wie läuft das im Detail ab?
Bussmann: Momentan beschaffen wir zum Beispiel rund 3000 Tablets für den Vertrieb. Diese werden im gewohnten Einkaufssystem bestellt und über die bekannten und bewährten Wege versandt. Beim Nutzer angekommen aktiviert dieser sie mit einem Code. Anwendungen und Sicherheitseinstellungen werden daraufhin automatisch übertragen. Über einen internen App Store versorgt er sich dann mit den für ihn wichtigen und nützlichen Applikationen.
ZDNet: Im Vergleich zu manchen PC-Rollouts in Firmen klingt das Vorgehen sogar recht unkompliziert …
Bussmann: Ist es auch. Eine wichtige Erkenntniss aus den vergangenen anderthalb Jahren ist, dass das Device Management auch bei einer großen Zahl an Geräten funktioniert und das Verteilen sowie die Inbetriebnahme auch automatisiert möglich sind. In nächster Zeit werden wir das nun auch für Android erproben.
ZDNet: Als Gastredner auf der Security-Fachmesse it-sa in Nürnberg hat SAP-Deutschlandgeschäftsführer Michael Kleinemeier angekündigt, bei SAP wolle man in absehbarer Zeit 90 Prozent der Mitarbeiterschaft „mobil machen“. In welchen Bereichen sind denn Mitarbeiter bisher vorrangig versorgt worden?
Bussmann: Wir haben die Nutzung in drei Bereichen stark ausgeweitet: im Management, bei Vertrieb und Außendienst sowie der mit dem Begriff „Mobile Wannabes“ umschriebenen Gruppe. Wenn man einmal zusammenrechnen – 22.000 Blackberry-Nutzer plus 5000 iPhone-Nutzer und 10.000 iPad-Besitzer – kommt man auf rund 37.000. Bei etwa 50.000 Mitarbeitern sind wir von den 90 Prozent also gar nicht mehr so weit entfernt.
ZDNet: Und wie unterscheiden sich die drei Gruppen in der Nutzung?
Bussmann: Manager brauchen vor allem mobilen Zugang zu den Unternehmensdaten und müssen Informationen zu Kostenstrukturen oder Verkaufszahlen abrufen können. Außerdem wollen sie jederzeit einen Blick auf die für sie wichtigen Dashboards und Zahlen – Stichwort Reporting – werfen. Das alles lässt sich mit SAP-Software auf die Geräte bringen. Wir konnten feststellen, dass die Anwendungen und Zahlen seit dem Beginn unserer Mobilitätstrategie um ein Vielfaches häufiger genutzt werden als zuvor via Laptop. Das liegt daran, dass der Zugriff nun so einfach ist, wie seine E-Mails zu checken. Und weil es so einfach ist, macht man es öfters, ist besser informiert und kann fundierter argumentieren. Dazu trägt auch unsere In-Memory-Technologie bei, dank der man riesige Datenvolumen in Echtzeit auswerten kann. Etwa in zeitkritischen Phasen wie dem Quartalsende kann man dadurch schneller agieren.
Ich würde es so zusammenfassen: Die Killerapplikation auf dem Blackberry war und ist E-Mail. Auf Tablets sind es Reporting und Dashboards – wobei die Informationstiefe je nach Zielgruppe gestaffelt ist. Weil mit der Bildschirmgröße und der Interaktivität die Attraktivität zugenommen hat, nehmen der Zugang und die Inanspruchnahme von Informationen stark zu.
ZDNet: Das gilt in erster Linie für die Führungsetage …
Bussmann: Ja, bei den mobilen Mitarbeitern in Vertrieb und Außendienst stehen andere Aspekte im Vordergrund. Da überzeugen Tablets zum einen durch die Möglichkeiten des Präsentierens, zum anderen durch den übersichtlichen CRM-Zugang.
Die von Fachleuten als „mobile Wannabes“ bezeichnete Gruppe hat dagegen noch einmal andere Anforderungen: Sie nutzen hauptsächlich Mitarbeiteranwendungen. Dazu zählen wir etwa die Zeiterfassung sowie die Bearbeitung jedweder Art von Anträgen, etwa für Urlaube oder Bestellungen und Einkäufe – letztlich also stark Workflow-getriebene Apps. Davon nutzen wir derzeit rund 20, die in den nächsten Tagen auch für Kunden verfügbar sind.
Weitere 30 werden bis Ende des Jahres dazu kommen. Bei diesen Anwendungen handelt es sich üblicherweise um Aufgaben, die eben erledigt werden müssen. Und jeder weiß aus eigener Erfahrung: Solche Aufgaben schiebt man oft vor sich her. Mit den mobilen Nutzungsmöglichkeiten erledigt ein Mitarbeiter sie schneller. Und das tut nicht nur den Abläufen im Unternehmen, sondern auch der Stimmung der Mitarbeiter gut.
ZDNet: Viele Firmen, die derzeit über die Nutzung von Smartphones und Tablets für ihre Mitarbeiter nachdenken, haben Schwierigkeiten, die Grenzen zwischen beruflicher und privater Nutzung zu ziehen.
Bussmann: Da kommt uns zugute, dass wir schon lange eine Vorreiterrolle einnehmen: Beispielsweise darf das Mailsystem auch privat genutzt werden. Dafür müssen wir uns eben dann an die gesetzlichen Auflagen halten, die in solch einem Fall gelten: Wir haben kurz gesagt dieselben Pflichten wie ein TK-Anbieter. Dass war natürlich schon ein gewisser Aufwand, zahlt sich aber jetzt aus.
Ich glaube ohnehin, dass es zum Beispiel getrennte Facebook- und Twitter-Accounts in Zukunft nicht mehr geben wird. Die Frage für Firmen ist, wie man ein Umfeld aufbaut, das inspiriert und begeistert. Beschränkungen helfen da sicherlich nicht weiter. Eher ein gewisses Vertrauen in die Mitarbeiter. Zwar könnte Software – technisch gesehen – durchaus gewisse Einschränkungen durchsetzen, beispielsweise durch das Tracken von Webseiten. Das ist aber rechtlich nicht möglich und auch gar nicht erwünscht. Und für die Datensicherheit haben wir wiederum mit Afaria gute Möglichkeiten, einzugreifen, etwa falls ein Gerät verloren geht: Sobald die Verbindung zum Managementsystem gekappt wird, sind auch die Daten auf dem Device weg.
ZDNet: Würden sie rückblickend bei der Tablet-Einführung etwas anders machen?
Bussmann: Nein, wir haben alles genau richtig gemacht: Frühzeitig angefangen, viel ausprobiert und die Fragen der Sicherheit gründlich ausgelotet. Durch den frühen Einstieg haben wir auch die herrschende Welle der Begeisterung mitgenommen – ebenfalls ein wichtiger Pluspunkt. Ich persönlich kann mir ein Leben ohne Tablet heute nicht mehr vorstellen.
ZDNet: Warum nicht?
Bussmann: Das Tablet hilft mir, besser informiert zu sein, Markttrends frühzeitig zu sehen, und mehr Informationen zu verarbeiten. Es unterstützt aber auch die Social-Media-Integration, also dabei, Informationen etwa über meinen Twitter-Account oder bei Facebook zu verteilen, zu bewerten und kommunikativer zu sein. Ich schaue heute immer öfter in Netzen, wenn ich mich über etwas informieren will: Gibt es dort passende Experten, kann ich die direkt fragen?
ZDNet: Wie geht es Ihrer Ansicht nach weiter?
Bussmann: Das ganze Thema Mobilität ist nicht zu stoppen. Es muss fester Bestandteil künftiger Strategien sein. Momentan sind Tablets noch ein zusätzliches Gerät. Sie dienen hauptsächlich dem Konsum von Daten und Informationen. In 12, 24 oder 36 Monaten kann das schon ganz anders aussehen. Dann gibt es sicher ganz andere Möglichkeiten, Dokumente umfassender zu verändern – und damit für viele Mitarbeiter auch weniger Argumente für ein Gerät neben dem Tablet.
ZDNet: Für manche ist die Bedienung ausschließlich mit dem Finger nicht granular genug, sie wünschen sich für ihr Tablet einen Stift. Haben Sie bei Ihrer Tablet-Nutzung schon einmal einen Eingabestift vermisst?
Bussmann: Eigentlich nicht. Vorstellen könnte ich es mir bei Notizen. Ich habe mir ein persönliches Ziel gesteckt: So weit weg vom Papier zu kommen wie möglich. Da wäre mit einem Stift und dem Vermeiden eines Medienbruchs vielleicht noch etwas machbar. Aber generell reichen für die vorhandenen Anwendungen die Finger aus.
ZDNet: Wir haben jetzt den Begriff Tablets benutzt. Im Grunde haben wir ja aber über das iPad gesprochen, ansatzweise auch über Android. Wie sieht es denn mit Windows aus? Hat Microsoft noch eine Chance nachzuziehen?
Bussmann: Im Augenblick sehen wir ein sehr schnelles Wachstrum des Tablet-Marktes. Hersteller und Experten gehen davon aus, dass rund 50 Prozent der Tablets heute schon in Unternehmen gehen. Es kann gut sein, dass Windows da seinen Platz findet. Der Markt ist sehr schnelllebig und durch ganz andere Entwicklungszyklen bestimmt, als wir sie traditionell in der IT kennen. Microsoft sieht das Feld inzwischen ja auch als strategisch wichtig an. Da kann sich schnell etwas ändern. Grundsätzlich glaube ich auch bei Tablets an die Vielfalt …
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