Update vom 20. Oktober, 12.13 Uhr: Aufgrund von Problemen an der russischen Sojus-Trägerrakete wurde der Start der ersten beiden Galileo-Satelliten verschoben. Neuer unverbindlicher Abschuss-Termin ist der morgige Freitag um 12.30 Uhr.
Mit fünfjähriger Verspätung sollen heute die ersten beiden Satelliten für das europäische Navigationssystem Galileo ins All geschossen werden. Der Start der Sojus-Trägerrakete ist für 12.34 Uhr angesetzt. Rund 3,5 Stunden später sollen sich die Satelliten von den Raketen abtrennen und in ihre Erdumlaufbahn eintreten.
Wie bei jedem Satelliten markiert die Abtrennung den Beginn der kritischen Start- und frühen Orbitphase (Launch and Early Orbit Phase, LEOP), in der der Flugkörper eine Reihe automatisierter und später ferngesteuerter Befehle ausführen muss. Dazu zählen etwa das Ausfahren der Sonnensegel zur Energieversorgung, das Einschalten der Kommunikation und anderer Systeme sowie das Durchführen der Erstkonfiguration. Dies alles muss zur rechten Zeit und in der richtigen Reihenfolge geschehen.
Überwacht wird die rund sieben Tage dauernde LEOP von einem Team von Ingeneiuren der Europäischen Weltraumorganisation ESA und der französischen Raumfahrtagentur CNES. „Jedes unserer Teammitglieder steht für jahrzehntelange Erfahrung aus dutzenden Starts“, sagte Nigel Head, ESA-Mitarbeiter und Leiter des gemeinsamen LEOP-Teams. „Wir haben 2009 mit dem gemeinsamen Training begonnen und arbeiten seitdem sehr harmonisch zusammen.“ Operationszentrale ist der Kontrollraum des CNES-Zentrums in Toulouse. Er ist direkt mit den Bodenstationen und Netzwerken verbunden, die mit den Satelliten im Orbit kommunizieren werden.
Den ersten beiden Satelliten sollen bis 2015 18 weitere folgen. Erst dann stehen auch erste Dienste zur Verfügung. Voll installiert wird das System voraussichtlich 2019 sein. Insgesamt sind dafür 30 Satelliten nötig. Deren Start soll abwechselnd von Toulouse und dem Europäischen Raumflugkontrollzentrum (ESOC) in Darmstadt aus überwacht werden.
Nach Ende der LEOP übernimmt das Galileo-Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen bei München die Überwachung der Satelliten. Es wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) betrieben. Die Nutzdaten für die Navigationsdienste werden vom italienischen Raumfahrtunternehmen Telespazio in Fucino, nahe Rom, verwaltet.
Ursprünglich war der Start der ersten Galileo-Satelliten für 2006 geplant gewesen. 2008 sollte das System bereits voll einsatzfähig sein. Die Pläne für eine europäische Alternative zum vom US-Militär entwickelten Global Positioning System (GPS) reichen allerdings bis ins Jahr 1994 zurück.
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