Nokia 701 mit NFC und HSPA: Symbian-Smartphone im Test

Nokia hat in den letzten Jahren viel Kritik einstecken müssen und hatte gegen iPhone et cetera nicht viel gegenzusetzen. Daran hat auch die Entscheidung, künftig bei den Top-Modellen auf Windows Phone 7 zu setzen, nichts geändert. Um so mehr überrascht das neue Nokia 701. Es ist ein Nokia-Smartphone der alten Schule mit überdurchschnittlicher Ausstattung, Symbian-Betriebssystem und hochwertiger Hardware. Hier kommt erstmals die neueste Version des Betriebssystems, Symbian Belle, mit vielen neuen Funktionen und frischer Oberfläche zum Einsatz. Und die Software begeistert. Nokia ist endlich auf dem Niveau der Konkurrenz angekommen, bietet aber zu einem fairen Preis eine bessere Ausstattung.

Design

Bereits auf den ersten Blick wirkt das Nokia sympathisch. Es hat stark abgerundete Ecken und erinnert ein bisschen an einen Palm Pre. Bei dem vorliegenden Testgerät handelt es sich um die anthrazitfarbene Version, wobei weitere, teils sehr bunte Varianten erhältlich sind.

Das Display misst 3,5 Zoll in der Diagonalen – genau wie beim iPhone, allerdings wirkt das 701 ein gutes Stück kleiner. Das liegt am anderen Seitenverhältnis: Die Anzeige des Nokia ist nicht so breit wie die des iPhone, aber dafür höher. Das Display ist das zentrale Element auf der Oberseite des 701. Oberhalb der Anzeige finden sich der Nokia-Schriftzug, links davon die Frontkamera sowie der Sensor für die Umgebungshelligkeit. Ganz oben verbirgt sich der Lautsprecher hinter einer schützenden Abdeckung aus schwarzem Kunststoff.

Um das Gerät zieht sich ein stabiler Rahmen aus Kunststoff. So, wie er sich anfühlt, könnte er auch aus Metall sein. Beim Glas auf der Oberseite verwendet Nokia Gorilla-Glas von Corning, auf das auch Apple setzt.

Auf der linken Seite hat Nokia oben den bekannten, proprietären Ladestecker untergebracht. Ein entsprechendes Netzteil ist im Lieferumfang enthalten. Ganz oben verbirgt sich eine Micro-USB-Buchse unter einer Klappe. Hier ist nicht nur das Übertragen von Daten, sondern auch das Laden des Akkus möglich – praktisch, wenn man das Nokia-Ladegerät einmal nicht zu Hause hat. Außerdem können Käufer auch Standard-Aufladegeräte für das Auto nutzen oder den Akku über einen USB-Port vom PC laden. Rechts davon folgt die 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse zum Anschluss von Standard-Kopfhörern oder Headsets. Auch ein analoger Videoausgang ist vorhanden, einen HDMI-Port gibt es allerdings nicht. Ganz rechts oben sitzt der Ein-Aus-Taster. Er ist etwas versenkt angebracht, aber ohnehin in der Praxis kaum notwendig.

Auf der rechten Seite haben die Entwickler eine ganze Reihe an Tasten untergebracht. Die oberen drei Buttons regeln die Lautstärke und aktivieren die Spracheingabe. Darunter folgt ein Schiebeschalter, der das Gerät sperrt und entsperrt – und zwar ohne, dass der Nutzer danach noch eine Aktivität auf dem Touchscreen durchführen muss. Die ursprüngliche Befürchtung, dass man das Smartphone deswegen versehentlich in der Hosentasche aktiviert, hat sich während des Praxis-Tests nicht bewahrheitet. Ganz unten auf der rechten Seite folgt der Auslöser für die Kamera. Er ist nur einstufig ausgeführt, denn die Digicam verfügt über keinen Autofokus. Ganz unten gibt es die Möglichkeit, an einer Schlaufe kleine Gadgets zu befestigen.

Das zentrale Element auf der Rückseite ist der aus Metall gefertigte Akkudeckel. Er rastet solide mit einem hochwertigen Schieber an seinem Platz ein und verbirgt die SIM-Karte sowie den Akku mit einer Kapazität von 1300 mAh. Die SIM-Karte ist erreichbar, ohne dass zuvor der Akku entnommen werden muss – die microSD-Speicherkarte nicht. Oberhalb des Akkudeckels hat die 8-Megapixel-Kamera samt dem vergleichsweise hellem Doppel-LED-Fotolicht ihren Platz gefunden, links und rechts davon deuten die Perforationen Stereo-Lautsprecher an – tatsächlich sitzt hier aber nur ein Lautsprecher. Darüber folgen noch etwa 1,7 Zentimeter Kunststoff. Darunter verbirgt sich die NFC-Antenne.

Wer das 701 zum ersten Mal in die Hand nimmt, wundert sich über das hohe Gewicht. Es bringt 132 Gramm auf die Waage und ist damit nur 5 Gramm leichter als das iPhone 4. Das hohe Gewicht strahlt eine gewisse Wertigkeit aus. Das Gerät misst knapp 11,8 mal 5,7 Zenimeter und ist 12 Millimeter dick. Das ist etwas mehr als bei den ultraflachen Smartphones, aber absolut im Rahmen.

Ausstattung

Das 701 ist mit allen Standards der Smartphone-Oberklasse ausgestattet, darunter Quad-Band-GSM und UMTS mit HSPA, WLAN nach dem n-Standard, Bluetooth 3.0 und GPS. Dazu gibt es ein paar Extras, die die meisten Konkurrenten nicht zu bieten haben. So ist ein UKW-Transmitter integriert, der Musik vom Handy direkt ins (Auto-) Radio funkt. Außerdem gibt es NFC sowie eine USB-Host-Funktion. Dabei kann man, ein entsprechender und leider nicht im Lierumfang enthaltener Adapter vorausgesetzt, USB-Geräte wie Tastatur, Maus, Speicherstick oder externe Festplatte am Smartphone anschließen.

Beim Display handelt es sich nicht, wie häufig irrtümlich berichtet, um ein AMOLED-Panel. Stattdessen kommt ein IPS-LCD zum Einsatz. In der Praxis fällt das kaum auf: Die Anzeige ist auf hohem Niveau, erreicht ordentliche Schwarz-Werte und gute Blickwinkel und stellt realistische Farben dar. Mit einer Auflösung von 640 mal 360 Pixeln (iPhone 4: 960 mal 640) stellt das 701 keinen Rekord auf, muss sich aber auch nicht vor der Konkurrenz verstecken. Der Touchscreen arbeitet nach dem kapazitiven Prinzip, reagiert also auf Berührung und nicht auf Druck und unterstützt Mehrfingergesten.

Die Kamera auf der Rückseite löst Fotos mit einer Auflösung von 8 Megapixeln auf und legt Videos in HD-ready-Auflösung (720p) auf der Speicherkarte ab. Einen Autofokus gibt es nicht. Das, was Nokia auf seiner Webseite als Digitalfokus bezeichnet, ist eigentlich ein Fix-Fokus. Das bedeutet, dass alles, was sich weniger als 50 Zentimeter vor der Linse befindet, unscharf erscheint. Damit sind Nahaufnahmen oder Makrofotos von Blumen oder Insekten nicht möglich. Der Vorteil: eine extrem schnelle Reaktion. So nimmt das 701 ein Bild ohne spürbare Verzögerung auf. Damit gelingen vor allem Schnappschüsse mit dem Nokia häufig besser als bei der Konkurrenz – vorausgesetzt, das Motiv ist eben mindestens einen halben Meter vom Fotografen weg. Die Frontkamera löst VGA – also 0,3 Megapixel – auf.

Im Inneren arbeitet ein 1,0 GHz schneller Prozessor. Auch damit stellt Nokia in Anbetracht der Dual-Core-CPUs der Konkurrenz mit höheren Taktraten keinen Rekord auf, aber die Geschwindigkeit reicht ganz offensichtlich aus. Das Gerät verfügt über 8 GByte internen Speicher, der sich mit einer microSD-Karte erweitern lässt.

Besonders gelungen ist die NFC-Integration im 701. Die kontaktlose Übertragungstechnik kann nicht nur Bahn-Tickets ersetzen und soll künftig die Kreditkarte ablösen. Schon jetzt koppeln sich entsprechend ausgestattete Bluetooth-Geräte wie das Nokia-Headset BH-505 ohne umständliche PIN-Eingabe einfach nur durch Auflegen des Handys. Und wenn der Anwender einen Kontakt betrachtet und sein Smartphone an ein anderes NFC-fähiges Telefon hält, werden die Daten übertragen. Das funktioniert auch mit Fotos in der Galerie-Ansicht oder mit Dateien.

Software

Das 701 gehört zu den ersten Geräten mit der neuen Symbian-Version Belle auf dem deutschen Markt. Jeder, der das betagte Symbian-Betriebssystem bereits abgeschrieben hat, sollte hier dennoch einen Blick drauf werfen: Es hat sich unglaublich viel verändert. Die Reaktionen sind flott, die Icons attraktiv, die Bedienung ist intuitiv.

Auch die Nokia-Entwickler haben sich ganz offensichtlich bei den Marktbegleitern umgesehen und gelernt. Apple bringt jetzt mit der neuen iOS-Version 5 eine Notification-Bar im Android-Stil und auch beim neuen Symbian gibt es jetzt etwas ähnliches. Ein Fingerwisch von oben nach unten übers Display holt eine Leiste mit Schnellzugriff auf WLAN, Bluetooth, MP3-Player et cetera, sowie mit verpassten Anrufen, Erinnerungen und neuen Nachrichten.

Der Homescreen bringt jetzt bis zu sechs Seiten mit, die der Nutzer per Fingerwisch flüssig durchblättert – mit eigenen Hintergrundbildern, was sehr attraktiv aussieht, und mit der Möglichkeit, Verknüpfungen und Widgets unterzubringen. Auch das klingt etwas nach Android und wer mit dem Google-Betriebssystem zurecht kommt, wird auch mit dem Nokia 701 keine Probleme haben. Es gibt kurze und lange Fingertipps, Kontextmenüs und so weiter.

Nokia hat auch den Browser weiter überarbeitet. Er unterstützt mehrere Fenster, lädt Webseiten schnell und ist im Gegensatz zu den meisten Android-Geräten auch in der Lage, einen Ladevorgang ohne Verzögerung abzubrechen und zur vorigen Seite zurückzukehren. Vollständig geladene Homepages zoomen und scrollen flüssig, und es gibt einen vorbildlich arbeitenden Doppel-Tipp-Zoom, der den ausgewählten Bildbereich größtmöglich auf dem Display platziert.

Auch an vielen anderen Ecken und Enden wurde gefeilt. Der App-Store hat ebenso an Attraktivität gewonnen, wie viele Programm-Icons, und viele, interessante Programme wie die Musikerkennung Shazam oder die Kult-Spiele Angry Birds und Asphalt 5 sowie der Acrobat Reader und Quick Office sind bereits vorinstalliert. Unverändert gibt es die Nokia-eigene Karten-Anwendung dazu – inklusive Offline-Kartenmaterial, das auch ohne Internet-Verbindung funktioniert und sich zur Navigation eignet. Insgesamt bieten die Finnen hier ein Software-Komplett-Paket, was man sich bei anderen Herstellern ebenfalls wünschen würde. Leider ist die Auswahl im Nokia-App-Store ist nicht so groß wie bei der Konkurrenz.

Hier und da wäre dennoch etwas Tuning wünschenswert. So gibt es immer noch keine Youtube-App. Das Symbol des Videodienstes im Hauptmenü führt auf die Webseite. Immerhin wird spätestens hier klar: Der Browser unterstützt Flash.

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ZDNet.de Redaktion

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