Nokia startet Qt-Projekt mit unabhängiger Infrastruktur

Nokia hat die Infrastruktur des Frameworks Qt an eine unabhängige Stiftung ausgelagert. Das hat Entwickler Lars Knoll im Qt Labs Blog bekannt gegeben. Damit hat Nokia zum Start der Qt Developer Days einen weiteren Schritt in Richtung Open Source unternommen. Die Entwicklerkonferenz findet vom 24. bis zum 26. Oktober in München statt.

Das Qt Project besitzt jetzt eine eigene Domain und ist ab sofort unter www.qt-project.org erreichbar. Es soll Knoll zufolge in einem offenen Governance-Modell betrieben werden. Zu diesem Zweck wurde ein Gerrit-Server für Code-Reviews eingerichtet, wo Patches überprüft und getestet werden. Künftig können diese Aufgabe auch Programmierer übernehmen, die nicht bei Nokia angestellt sind.

Das Unternehmen hatte den Schritt Mitte September angekündigt. Anfang März hatte es die Verwertungsrechte am C++-Framework sowie seine Qt-Serviceverträge an den finnischen Softwarehersteller Digia abgetreten. Die Transaktion sollte ursprünglich bis Ende März abgeschlossen sein, wie Nokia mitteilte. Den Kaufpreis gaben die Unternehmen nicht bekannt.

Von Nokias Seite hieß es, dass der Verkauf keineswegs ein Ende der Unterstützung von Qt bedeute. Man werde sich künftig auf Qt Quick, Qt WebKit und HTML 5 konzentrieren. Dienstleistungen für kommerzielle Qt-Kunden bereitzustellen sei jedoch nicht das Kerngeschäft von Nokia. Um einen sanften Übergang zu gewährleisten, werde das technische Support-Team für Qt auch im nächsten Jahr eng mit Digia zusammenarbeiten.

Digia gehört seit sieben Jahren zu Nokias Qt-Partnern. Es liefert unter anderem ERP- und Business-Intelligence-Lösungen sowie Beratung. 2010 erwirtschafteten die 1600 Mitarbeiter des Unternehmens einen Umsatz von rund 130 Millionen Euro im Vergleich zu 120 Millionen Euro im Vorjahr. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) betrug 17,2 Millionen Euro. 2009 hatte Digia noch einen Verlust von 7,8 Millionen Euro ausgewiesen.

Nokia hatte Qt 2008 zusammen mit Trolltech übernommen. Noch Ende Oktober 2010 betonte der finnische Handyhersteller, in Zukunft bei der Anwendungsentwicklung ausschließlich auf Qt zu setzen. So sollten mobile Anwendungen sowohl zu Symbian als auch zu MeeGo kompatibel sein. Mitte Februar gab Nokia eine Partnerschaft mit Microsoft bekannt, die von mehreren Seiten kritisiert wurde. Künftig setzen die Finnen Windows Phone als primäres Mobilbetriebssystem ein.

ZDNet.de Redaktion

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