Kostenloser Virenjäger: AVG Anti-Virus Free 2012

Der kostenlose und als sehr zuverlässige geltende Virenscanner der Firma AVG erfreut sich großer Beliebtheit. Das Programm (zum Download), das nun in seiner 2012er Version vorliegt, bietet einen umfangreichen Schutz für Privatnutzer und kommt mit einigen interessanten und nützlichen Funktionen. Dazu zählen das Überwachungstool AVG Advice, ein „LinkScanner“ und der ressourcenschonende Smart-Scan. Andere Funktionen, wie der Download-Beschleuniger AVG Accelerator bleiben allerdings Anwendern der Bezahlversion Internet Security 2012 vorbehalten.

Die Standardaussage der Anbieter von Sicherheitspaketen lautet meist: „schnellere Scans, leichter zu bedienen, höhere Leistung“. Auch AVG macht hier keine Ausnahme. Die neue Version Anti-Virus Free 2012 soll Herstellerangaben zufolge alle drei Ansprüche erfüllen. Zwei Änderungen an den zentralen Sicherheitsfunktionen erhöhen zudem die Sicherheit der Anwender.

Installation

Das Programm benötigt vom abgeschlossenen Download bis zur Funktionsbereitschaft etwa fünf Minuten. Der Installationsprozess ist, wie schon im vergangenen Jahr, kurz, allerdings nicht so flink, wie die einminütigen Installationen einiger Mitbewerber.

AVG hat bereits in der letzten Version die Anzahl der Installationsbildschirme von 13 auf 5 reduziert. Allerdings sollten erfahrende Anwender trotzdem auf einige Dinge achten. So warnt das Programm sie beispielsweise nicht davor, dass es während der Installation offene Browser ohne Nachfrage beendet.

Zu beachten ist auch, dass AVG seine Security Toolbar bei einer Installation mit Standardeinstellungen automatisch mitinstalliert und als bevorzugte Suchmaschine seine Secure-Search-Suchmaschine konfiguriert. Anwender, die bei einer Installation die Toolbar-Option ablehnen, aber später doch verwenden möchten, müssen das Installationsprogramm erneut ausführen.

Positiv ist, dass Benutzer nicht automatisch die Vollversion AVG Internet Security 2012 ausprobieren müssen, sondern am Anfang der Installation entscheiden können, ob sie AVG Anti-Virus Free 2012 oder eine 30-tägige Testversion der Internet Security Suite installieren möchten. Insgesamt betrachtet hat sich die Installation zwar verbessert, aber einige Unzulänglichkeiten sind geblieben.

Benutzeroberfläche

Die Benutzeroberfläche der 2011er Version wurde nur geringfügig geändert. Abgesehen von den überarbeiteten, einfacher anzusehenden Icons im Hauptfenster gibt es auf den ersten Blick keine großen Unterschiede. Die Benutzerfreundlichkeit verbessert sich dadurch jedoch deutlich.

Eine Schaltfläche für die automatische Reparatur von Sicherheitslücken auf Knopfdruck taucht am oberen Rand zusammen mit einem Gelben „X“ auf, wenn die Systemsicherheit kompromittiert ist. Sie verschwindet, sobald die Sicherheit wiederhergestellt ist.


Die Benutzeroberfläche von AVG Anti-Virus Free Edition 2012 hat sich im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert (Screenshot: Seth Rosenblatt/CNET).

Neben der Schaltfläche zum Aktualisieren auf Knopfdruck auf der seitlichen Navigationsleiste gibt es nun eine weitere Schaltfläche zum sofortigen Scannen auf Knopfdruck. Die Navigationsleiste sieht mit ihren größeren Schriften und Zeitangaben für den letzten Scan und das letzte Update ebenfalls aufgeräumter aus.

In einem zentralen Bereich im Hauptfenster befinden sich Symbole für die Sicherheitskomponenten von AVG. Durch einen Doppelklick auf ein Symbol erfährt man mehr über das jeweilige Werkzeug und bekommt Zugriff auf dessen grundlegende Konfigurationseinstellungen. Erweiterte Einstellungen stehen unter Tools in der Menüleiste oben im Fenster zur Verfügung.

Funktionen und Support

AVG 2012 enthält einige Veränderungen, die die Sicherheit erhöhen. Dazu zählt eine zum Patent angemeldete Methode, die eine der größten Gefahren erkennen soll, denen Anwender ausgesetzt sind: gefälschte Antivirenprogramme und Online-Virenscanner. Diese geben vor, dem Anwender zu helfen, lassen sich nach einer Installation aber nur dann wieder entfernen, wenn dieser eine Lizenz „kauft“. Diese Art von Infektion ist sehr ähnlich zu der von Ransomware, mit dem Unterschied, dass Ransomware gar nicht erst den Aufwand betreibt, sich als Antiviren-Programm auszugeben. AVG 2012 blockiert beide Varianten.

Der LinkScanner wurde verbessert. Er achtet nun noch mehr auf dynamischen Code, was im Sicherheitsgeschäft äußerst wichtig ist, da Schädlinge sehr schnell mutieren.

Die Vollversion Internet Security 2012 wurde zudem mit einer neuen Funktion namens AVG Accelerator ausgestattet, welche die Aufgabe hat, Internetverbindungen zu optimieren, um Inhalte schneller herunterladen zu können. Technisch gesehen werden hierbei Dateien und Videos, die größer als 10 MByte sind, in mehrere kleinere Segmente aufgeteilt und parallel über mehrere Netzwerkverbindungen gesendet. Bei dem Accelerator-Protokoll handelt es sich um eine interne Entwicklung von AVG. Dies funktioniert zurzeit allerdings nur mit zwei Websites: YouTube, wo Blockierungen und Verzögerungen beim Ansehen von Videos minimiert werden, und Download.com, wo das Herunterladen von Binärdateien beschleunigt wird.

AVG beinhaltet nun ein Überwachungstool, welches Anwender automatisch warnt, wenn Firefox, Chrome oder der Internet Explorer zu viel Arbeitsspeicher verbrauchen. Das AVG Advice genannte Tool öffnet hierzu beim Erreichen kritischer Werte ein kleines Fenster und fragt, ob der Browser neu gestartet werden soll. Es ist allerdings nicht möglich, das Tool gezielt selber zu aktivieren, um auf diese Weise einen Browser neu zu starten.

Die Software bietet eine Smart-Scan-Funktion, die auf das Verhaltenserkennungsnetzwerk von AVG zugreift, um Dateien, die als ungefährlich bekannt sind, nur dann erneut zu scannen, wenn Änderungen an ihnen fsrgestellt werden. Wie bei den Wettbewerbern enthält das Netzwerk Daten, die von den Rechnern der AVG-Benutzer anonym an die Cloud übermittelt werden. Die Bereitstellung der Daten kann bei der Installation oder später im Optionen-Menü deaktiviert werden. AVG zufolge wird dadurch die Sicherheit des Computers nicht beeinträchtigt.

Die Smart-Scan-Technologie stellt auch einen eingebauten Systemressourcen-Manager bereit, der das Scannen priorisiert. Beginnt ein geplanter Scan zu einem Zeitpunkt, an dem der Computer benutzt wird, wird der Scan automatisch eingeschränkt, sodass er langsamer läuft und andere Aufgaben des Computers nicht behindert. Erkennt der Manager dagegen, dass sich der Computer im Leerlauf befindet, teilt er dem Scan mehr Leistung zu. Die Sensibilität der Funktion lässt sich über einen Schieberegler anpassen.

Für Vista- und Windows-7-Benutzer gibt es ein Gadget, mit dem Scans per Knopfdruck ausgelöst werden können, ohne hierfür die ganze Benutzeroberfläche öffnen zu müssen. In dem Gadget befinden sich zudem Links zu den Twitter- und Facebook-Seiten von AVG, die Informationen zu aktuellen Bedrohungen enthalten.

Der PC-Analyzer durchsucht den Computer nach Fehlern in der Registry, unnötigen Dateien, beschädigten Verknüpfungen und kann die Festplatten-Fragmentierung analysieren. Um Reparaturen vorzunehmen, muss man allerdings ein separates Werkzeug mit dem Namen AVG PC TuneUp herunterladen. Dieses kann jedoch nur einmal kostenlos ausgeführt werden, eine weitere Nutzung des Werkzeugs erfordert den Kauf einer Lizenz.

Weitere Funktionen bleiben den Anwendern des Premiumprodukts AVG Internet Security 2012 vorbehalten. Diese bekommen unter anderem eine Firewall, einen Identitätsschutz, einen Spam-Blocker, den bereits beschriebenen Accelerator, die Vollversion von PC TuneUp, technische Unterstützung rund um die Uhr und eine Online-Shield-Funktion. Letztere überprüft beim Versenden von Dateien mittels Instant Messaging alle Ports, nicht nur den Standardport 80.

Leistung

Herstellerangaben zufolge wurde AVG 2012 im Vergleich zur Vorgängerversion deutlich verbessert. Das Programm soll nun im Schnitt 45 Prozent weniger Plattenplatz belegen und 20 Prozent weniger Speicher und Prozesse benötigen. Auch der Einfluss auf die Startzeit des Rechners soll sich in der neuen Version reduziert haben.

Die CNET Lab Benchmarks belegen, dass das Programm im Vergleich zur Vorgängerversion insgesamt schneller geworden ist. Allerdings können die ermittelten Ergebnisse nicht direkt mit denen des Vorjahres verglichen werden, da die Rechner, auf denen die Tests durchgeführt werden von Windows 7 (64-Bit) auf Windows 7 SP1 (64-Bit) umgestellt wurden.

Die Bootzeit ist schlechter als der Gesamtdurchschnitt aller bisher getesteten Suites. AVG Free 2012 ist 2 Sekunden langsamer als der Durchschnitt, AVG Internet Security 2012 5,6 Sekunden und AVG Anti-Virus 2012 sogar um volle 18 Sekunden. Die Ergebnisse sind nicht ungewöhnlich für AVG, das bereits in der Vergangenheit durch einen stark verlängerten Bootvorgang auffiel. Der Einfluss auf die für das Herunterfahren eines Rechners benötigte Zeit ist dagegen auch weiterhin minimal und im Mittel sogar etwas kürzer als bei allen anderen Suites.

Die Scan-Zeiten sind die drittschnellsten, die ZDNet bisher in diesem Jahr gemessen hat, aber nicht ganz so gut wie im letzten Jahr, wo die Suite zu den schnellsten zählte. Die Auswirkung auf die Systemperformance ist nahezu gleich zu der des Vorjahres: gewöhnlich besser als der Durchschnitt, aber nicht brillant.

CNET-Labs-Benchmark-Ergebnisse der Bitdefender-2012-Produkte*

Sicherheitslösung Boot-
zeit
Shut-
down-
zeit
Scan-
dauer
MS-Office Perfor-
mance
iTunes-
Deko-
dierung
Media-
Multi-
tasking
Cinebench
Ungeschütztes System 40,0 6,0 395 120 342 17.711
Durchschnitt aller getesteten Antivirenprogramme 64,3 16,6 1185 418 125 348 17.111
AVG Anti-Virus Free 2012 66,3 12,0 753 411 125 347 17.131
AVG Anti-Virus 2012 82,3 13,3 842 410 124 346 17.026
AVG Internet Security 2012 69,9 11,3 792 416 124 344 17.259


*Alle Testmessungen in Sekunden außer Cinebench. Beim Cinebench-Test gilt: je höher die Puntkzahl, desto besser.

In den anderen Tests ist das Programm etwas schneller als der Durchschnitt. Obwohl es im Vergleich zum Vorjahr keine großen Verschiebungen gibt, sind diese doch ausreichend um festzustellen, dass das Programm auf dem richtigen Weg ist. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Systemstart viel langsamer verläuft, Scans schnell sind, das Herunterfahren nur wenig länger dauert und dass die Beeinträchtigung der allgemeinen Systemleistung durch AVG Free mittelmäßig ist.

Es gibt bisher noch keine unabhängigen Effizienztests für AVG Anti-Virus Free 2012. Die Ergebnisse der kostenpflichtigen 2011er Version sind solide, jedoch nicht spektakulär. In Tests, die im ersten Quartal 2011 von AV-Test.org durchgeführt wurden, erhielt AVG Internet Security 2010 (Version 2011) auf Windows-7-Rechnern 5 von 6 Punkten für seine Schutzwirkung, 4 von 6 Punkten für seine Reparaturleistung, sowie 4,5 von 6 Punkten für Benutzerfreundlichkeit. In der Gesamtwertung erreicht das Produkt 13,5 von maximal 18 Punkten und belegt damit einen guten Platz im Mittelfeld.

AV-Test.org definiert seine Kategorien wie folgt: Schutzwirkung ist der Schutz gegen Malware-Infektionen, wie Viren, Würmer oder trojanische Pferde. Reparaturleistung beschreibt die Effektivität bei der Säuberung und Reparatur eines mit Malware infizierten Rechners. Die Benutzbarkeit quantifiziert die Auswirkungen der Sicherheitssoftware auf die Benutzbarkeit des gesamten Rechners. Zu dieser Kategorie gehören beispielsweise die Verlangsamung des Computers durch die Software, Fehlalarme, falsche Warnungen und das irrtümliche Blockieren von Anwenderaktivitäten.

In einem weiteren Test von AV-Test.org, der im zweiten Quartal 2011 auf einem Windows-XP-Rechner durchgeführt wurde, verschlechterte sich allerdings das Gesamtresultat leicht um 0,5 Punkte auf 13 von 18 Punkten. Während sich sowohl die Reparaturleistung als auch die Schutzwirkung auf 5,5 von 6 Punkten verbesserten, fiel die Benutzbarkeit von 4,5 auf 3,5 Punkte zurück, was höchstwahrscheinlich auf eine erhöhte Fehlalarm-Quote zurückzuführen ist.

Beim neuesten „Whole Product Dynamic Test“ von AV-Comparatives.org, in dem insgesamt 17 Sicherheitsprodukte getestet wurden, landet AVG Internet Security 2011 auf den hinteren Rängen. Bei diesem praxisnahen Test wird ein äußerst realitätsnaher Malware-Schutz simuliert, wie ihn ein durchschnittlicher PC-User im wirklichen Leben sehen würde. Bei der Schadprogramm-Abwehr kommen hierbei alle integrierten Sicherheitstechnologien zum Einsatz.

In einer Langzeitstudie des Labors, die alle Resultate von Januar bis Juni 2011 kumuliert, belegt AVG mit einer Erfolgsrate von 95,1 Prozent den dreizehnten Platz. Verantwortlich hierfür sind vor allem die schlechten Resultate im März und April. Im Mai war die Suite wieder im Bereich von 96 Prozent.

Aus den Labortests der unabhängigen Testorganisationen kann der Schluss gezogen werden, dass die Wirksamkeit von AVG durchschnittlich ist, wobei es allerdings Anzeichen dafür gibt, dass sich das Programm in den letzten Monaten verbessert hat. Da AVG Internet Security 2012 und AVG Anti-Virus Free 2012 auf der gleichen Engine basieren, bekommen Benutzer der kostenlosen Version eine starke Schutzleistung effektiv umsonst zur Verfügung gestellt.

Fazit

Der erneuerte Fokus auf die Performance von AVG Anti-Virus Free 2012 stellt sicher, dass die Scans auch weiterhin flott bleiben. Allerdings kämpft das Programm mit langsamen Startzeiten und zu vielen Fehlalarmen.

Anwender achten zunehmend auf die Geschwindigkeit und gleichzeitig gibt es mehr alternative Betriebssysteme als je zuvor. Wenn die Schutzleistung mehr oder weniger gleich ist, prüfen Anwender deren Einfluss auf die Systemleistung wesentlich genauer. Wenn die Startzeit eines Rechners sich aufgrund der eingesetzten Software um weitere dreißig oder sogar noch mehr Sekunden verlangsamt, kann dies möglicherweise nicht nur dazu führen, dass der Anwender die Suite wechselt, sondern gleich das ganze OS austauscht.

Insgesamt betrachtet bietet AVG Anti-Virus Fee auch weiterhin ein exzellentes Maß an Sicherheit. Es lohnt sich auf jeden Fall, die Suite auszuprobieren.

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ZDNet.de Redaktion

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