Keine Intel-Chips für das iPad
Intels CEO Paul Otellini erinnert sich an einen Steve Jobs, „dessen Arroganz vorübergehend gemäßigt war“, nachdem er bei Apple ausscheiden musste und einen Neustart mit NeXT versuchte. Nach seinem Wiedereintritt bei Apple erlebte er ihn wieder als „weit weniger bescheiden“. Obwohl Jobs stets auf Sonderbehandlung und günstigeren Preisen für Apple bestand, konnte Otellini mit ihm relativ gut umgehen. Bei einem internen Treffen von 100 Apple-Managern legte er sogar einen der „Bunny-Anzüge“ an, wie Intels Laborkleidung oft genannt wird, und umarmte Jobs. Später wiederholte Intels Chef den Bunny-Auftritt bei einer öffentlichen Präsentation von Apple.
Nach der Umstellung der Apple-Computer auf Intel-Chips hörte Jobs auf Otellini und wollte auch im iPad die Chips seines neuen Partners einsetzen. Seine Entwickler aber wussten, dass das Tablet auf stromsparendere Prozessoren als Intels Atom-Chips angewiesen war. Mit Tony Fadell musste ein führender Entwickler seinen Apple-Ausweis auf den Tisch legen und mit Rücktritt drohen, um den Einsatz der energieeffizienteren ARM-Prozessoren durchzusetzen.
Jobs steckte zurück und wechselte zum anderen Extrem. Apple lizenzierte die ARM-Architektur und kaufte mit P.A. Semi einen Prozessorendesigner mit 150 Mitarbeitern, die mit A4 einen für Apples Zwecke speziell angepassten Chip schufen. Laut Otellini konnten sich Apple und Intel nur nicht über den Preis einigen. Jobs aber sah Intel als zu langsam an: „Sie sind wie ein Dampfschiff, nicht besonders wendig. Wir sind gewohnt, uns ziemlich schnell zu bewegen.“
„Microsoft ist weitgehend bedeutungslos“
Steve Jobs sah sich selbst an der Schnittstelle zwischen freien Künsten und Technologie. Sein Blick auf die IT-Branche war nicht eben von Respekt geprägt. Hewlett-Packard falle inzwischen der Zerstörung anheim, obwohl es einst symbolisch für das Silicon Valley gestanden habe. Heute stünden dafür Google und noch mehr Apple, während Microsoft inzwischen weitgehend bedeutungslos sei.
Den von ihm ausgemachten Niedergang von Unternehmen wie IBM, Xerox und Microsoft erklärte er vor allem damit, dass sie sich zuerst mit erfolgreichen Produkten einem Monopol näherten und dann die Vertriebsmitarbeiter höher schätzten als die Produktentwickler und Designer: „Wenn die Verkäufer ein Unternehmen führen, dann zählen die Produktleute weniger, und viele von ihnen schalten einfach ab.“ Bei Apple sei das mit der Ankunft von Sculley geschehen, bei Microsoft mit der Übernahme des Chefpostens durch Steve Ballmer: „Apple hatte Glück und erholte sich, aber ich glaube nicht, dass sich bei Microsoft etwas ändert, solange Ballmer das Sagen hat.“
Trotz der Verwerfungen mit Google traf sich Jobs noch einmal mit Larry Page, bevor dieser von Eric Schmidt die Position als CEO übernahm. Page wohnte nur ein paar Blocks entfernt und schmeichelte ihm mit der Bitte um gute Ratschläge für seine Tätigkeit als CEO. Jobs wollte ihn zuerst mit „Fuck you“ abweisen, rief dann aber doch zurück und bat ihn herein. Er sprach mit ihm über Fokussierung und die Auswahl der richtigen Mitarbeiter: „Ich habe vor allem Fokussierung betont. Finde heraus, was Google sein will, wenn es erwachsen ist. Es ist jetzt einfach überall unterwegs. Was sind die fünf Produkte, auf die du dich konzentrieren willst? Wirf die übrigen über Bord, weil sie dich nach unten ziehen. Sie verwandeln dich in Microsoft.“
Besonders wenig hatte Steve Jobs übrig für „Entrepreneure“, die nur ein Start-up gründen, um es zu verkaufen oder an die Börse zu bringen. Sie wollten nicht die Arbeit auf sich nehmen, ein echtes Unternehmen aufzubauen. Nur so aber könne man wirklich einen wichtigen Beitrag leisten und etwas aufbauen, das auch noch in ein oder zwei Generationen für etwas steht: „Das hat Walt Disney getan, das haben Hewlett und Packard getan – und auch die Leute, die Intel geprägt haben. Ich hoffe, dass Apple so sein wird.“
Walter Isaacsons autorisierte Biografie über Steve Jobs wurde im Verlag Simon & Schuster veröffentlicht, der wie ZDNet zu CBS gehört. Die deutsche Ausgabe liegt als Hardcover im C. Bertelsmann Verlag vor (704 Seiten, 24,99 Euro). E-Book-Versionen sind bei Amazon und in Apples iBookStore erhältlich.
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