Der frühere britische Innenminister David Blunkett hat enthüllt, dass Frankreich eine Zeitlang E-Mails der britischen Regierung überwachte und ihre Inhalte zur Kenntnis nahm. Blunkett sprach bei der McAfee-Sicherheitskonferenz „Focus 11“ in London. Er berichtete von diplomatischen Verhandlungen im Jahr 2002, die er mit dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy – damals noch Innenminister – führte. Es ging dabei um die Zahl von Flüchtlingen aus dem französischen Flüchtlingslager Sangatte, die Großbritannien aufzunehmen bereit war.
Sarkozy gab Blunkett zu verstehen, dass er dessen Verhandlungslinie und maximale Zugeständnisse bereits kenne. Wie er das wissen könne, fragte Blunkett zurück, der einen Bluff vermutete. Sarkozy gab einen eindeutigen Hinweis: „Vielleicht wäre es besser, die E-Mails zu verschlüsseln, die Sie Ihrer Botschaft in Paris schicken.“
„Sie haben uns angezapft“, sagte Bunkett und führte aus, wie Regierungen noch immer mit dem Problem Cybersicherheit kämpfen. Die britische Regierung bedient sich inzwischen des Systems GSi („Government Secure Intranet“), das mit gesicherten Peer-to-Peer-Netzen das öffentliche Web umgeht, um vertrauliche Dokumente auszutauschen. Dabei wurde das System der Vertraulichkeitseinstufung vom engsten Verbündeten USA übernommen. Das frühere System hatte sich als fehleranfällig erwiesen und zur versehentlichen Veröffentlichung heikler Dokumente geführt.
Er muste allerdings auch von Sicherheitspannen berichten, die auf alltäglicher Achtlosigkeit beruhten und peinlich waren für die britische Regierung. 2008 ließ ein Beamter hochgeheime Papiere des Joint Intelligence Committee in einem Bahnabteil liegen, die umgehend der BBC zugespielt wurden. Bob Quick, der frühere Chef der Gegenspionage, hielt offene Dokumente vor sich, als er das Regierungsgebäude in der Downing Street betrat. Einem Fotografen gelang eine scharfe Aufnahme mit Zoom-Objektiv, und Einzelheiten einer geplanten Operation des Geheimdienstes MI5 gegen mutmaßliche Terroristen wurden bekannt. Quick musste ganz schnell zurücktreten.
Blunkett forderte außerdem die Schaffung einer internationalen Organisation zur Bekämpfung von Cyberkriminalität. Er argumentierte, Cyberverbrechen stellten nicht nur eine militärische, sondern auch eine wirtschaftliche Bedrohung dar. „Zu verstehen, woher diese Bedrohungen kommen, ist eine wichtige Voraussetzung für die Abwehr“, erklärte er.
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