Mitglieder der Hackergruppe Anonymous in Mexiko haben am Wochenende ihre Drohung zurückgezogen, die Namen von Angehörigen des Drogenkartells Zetas zu veröffentlichen. Offenbar ist das Anonymous-Mitglied freigekommen, das angeblich von den Verbrechern entführt worden war, was die Operation „OpCartel“ erst auslöste.
In einer Mitteilung von Anonymous Lateinamerika heißt es, das Mitglied sei frei. „Obwohl er verletzt ist, können wir sagen, er ist sicher und es geht ihm gut.“ Das Drogenkartell, das für seine Brutalität und Gewalt bekannt ist, drohte nach der Freilassung damit, für jeden im Zusammenhang mit dem Kartell veröffentlichten Namen zehn Menschen zu töten.
„Das Anonymous-Kollektiv hat einstimmig entschieden, dass die Information, die wir haben, vorerst nicht veröffentlicht werden“, heißt es weiter in der Stellungnahme der Hacker. „Wir können die Drohungen gegen unschuldige Menschen, die nichts mit unseren Aktionen zu tun haben, nicht ignorieren.“ Deswegen sei die Operation „OpCartel“ gestrichen.
Anfang der vergangenen Woche hatten die Hacker ihre Kampagne gegen das Zetas-Kartell aus Sicherheitsgründen abgesagt, um dann wenige Tage später für eine Wiederaufnahme zu stimmen. Barrett Brown, der schon bei früheren Aktionen als Sprecher von Anonymous aufgetreten war, sagte im Interview mit ZDNet, er habe die Hacker bei der Durchsicht der gesammelten Daten unterstützt. Auch wenn die Durchführung von OpCartel nun unmöglich sei, werde er weiter Daten über Korruption von Regierungen und internationale Intrigen sammeln. Unter anderem hatte Brown behauptet, es gebe Verbindungen zwischen einem US-Staatsanwalt und den mexikanischen Drogenbaronen.
Die Drohungen gegen das Drogenkartell waren bei Sicherheitsexperten auf Skepsis gestoßen. So hatte der US-Nachrichtendienst Stratfor befürchtet, die Veröffentlichung der Daten werde zu Todesopfern unter den angeblichen Zetas-Mitgliedern führen. Es bestehe aber auch Gefahr für die Hacker. In der Vergangenheit hätten Drogenkartelle schon kritische Online-Journalisten und Blogger umgebracht.
Anonymous richtet sich normalerweise gegen Firmen, Regierungs- und Polizeibehörden. Zuletzt nahmen die Hacker auch Websites in Visier, die Kinderpornografie verbreitet haben sollen. Mit dem organisierten Verbrechen hatten sie sich zuvor noch nicht angelegt.
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