Die Open Source Business Foundation (OSBF) hat zusammen mit fünf ihrer Mitgliedsunternehmen die Open Cloud Business Initiative (OCBI) aus der Taufe gehoben. Deren Ziel ist es, das dem Erfolg der Open-Source-Software-Bewegung zugrunde liegende Prinzip der Offenheit auch im Bereich der Cloud voranzutreiben. Neben dem Träger OSBF gehören die Firmen Microsoft, Open-Xchange, Talend, Suse Linux und Zimory zu den Gründern.
Als Basis ihrer Open Cloud Business Initiative definiert die OSBF sechs Prinzipien. Erstens werden alle User- und Metadaten eines Service in einem offenen Standardformat dargestellt. Zweitens ist die Funktionalität eines Service über offene Standard-Schnittstellen bereitzustellen. Drittens muss den Service jeder Anwender ohne jede Diskriminierung nutzen können. Viertens sind Eigentums- und Zugriffsrechte für alle verarbeiteten Daten durch den Benutzer selbst festlegbar. Fünftens achtet der Serviceprovider die Rechte an den Daten des Nutzers, die dieser ihm gewährt. Sechstens sind alle Veränderungen und Erweiterungen von Open-Cloud-Services mittels geeigneter Prozesse und Infrastruktur durch eine Community abgestimmt.
Laut dem OSBF-Vorsitzenden Richard Seibt unterscheidet sich die Open Cloud Business Initiative von bestehenden und aus seiner Sicht grundsätzlich begrüßenswerten Bestrebungen wie dem Open Cloud Manifesto und der Open Cloud Initiative, indem sie zusätzlich zu den von diesen berücksichtigten relevanten technischen Prinzipien auch soziale und rechtliche Rahmenbedingungen einbezieht. Damit stehe sie in der Tradition der Open-Source-Bewegung: Sie hebe sich durch einen völlig neuen Typ von Softwarelizenzen als rechtlichem Aspekt und eine neue Art der Softwareentwicklung in einer offenen Community als sozialem Aspekt vom vorher Dagewesenen ab.
Eine vergleichbare Entwicklung erwarten die OCBI-Initiatoren auch für den Cloud-Markt: In dessen Reifephase werde sich das Prinzip der Offenheit endgültig durchsetzen und Open Cloud zur Commodity. Allerdings sind sich die Akteure über den Zeitraum uneins – laut OSBF-Sprecher Ricco Deutscher werden dafür zwischen zwei und zehn Jahre veranschlagt, er selbst tendiert zu einem Wert „irgendwo dazwischen“.
Die Open Cloud Business Initiative möchte auf alle Fälle die Akzeptanz von Open-Cloud-Ansätzen im Markt beschleunigen. Dazu ist ein Open-Cloud-Zertifikat der OSBF geplant, mit der Anbieter von Cloud-Services ihre Konformität erklären können. Ebenfalls ist ein Open Cloud Award angedacht, der erstmals anlässlich einer Konferenz der OCBI im kommenden Jahr an beispielgebende Projekte verliehen werden könnte. Allerdings muss noch geprüft werden, ob bis dahin schon ausreichend viele Bewerber die derzeit noch unklaren Kriterien erfüllen, um einen echten Wettbewerb zu ermöglichen.
Patentfreiheit gehört jedoch sicher nicht dazu. Denn Patente seien nicht grundsätzlich zu verwerfen, so die OCBI-Initiatoren. Schließlich sicherten sie innovativen Firmen in der Anfangsphase eines Marktes auch die Möglichkeit, Entwicklungskosten wieder hereinzuholen. Allerdings müssten sie maßvoll und vernünftig verwendet werden und dürften nicht dazu dienen, Marktteilnehmer auzuschließen.
Weitere Firmen – ausdrücklich auch Anwenderunternehmen – sind eingeladen, sich an der Initative zu beteiligen. Im Bereich Open SaaS sind Rahmenbedingungen bereits in der Diskussion. Für Open IaaS und Open PaaS sucht die Open Cloud Business Initiative derzeit OSBF-Mitglieder, die zu einer Mitwirkung bereit sind.
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