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Praxistest: Hat Lenovo das ThinkPad unter den Tablets?

Zwar haben sich die IT-Abteilungen anfangs gewehrt, die Ausbreitung von Tablets in Unternehmen konnten sie aufgrund des starken Interesses der Anwender aber nicht verhindern. Ungeliebt sind die flachen Rechner bei Admins vor allem, weil die beiden populärsten Tablet-Plattformen iOS und Android meist nicht mit denselben Tools administriert werden können wie die üblicherweise Windows-basierten Clients. Und Windows-Tablets sind aufgrund mangelnder Eignung von Windows 7 eine Randerscheinung. Geräte wie das Fujitsu Stylistic Q550 konnten im ZDNet-Test nicht wirklich überzeugen.

Die Problematik ist natürlich auch Hardwareherstellern wie Lenovo nicht verborgen geblieben. Vermutlich ist man dort zu der Einschätzung gekommen, dass die Erfolgsaussichten eines reinen Windows-Tablets zu gering wären und hat sich daher trotz der Hindernisse beim Unternehmenseinsatz für Android als OS entschieden. Für den Privatkundenmarkt fällt die Entscheidung zumindest derzeit ganz eindeutig zu Gunsten des Google-OS aus. Diesen deckt Lenovo mit dem IdeaPad Tablet K1 ab.

Das Lenovo ThinkPad Tablet ist in mehreren Ausführungen erhältlich. Die mit 480 Euro „günstigste“ Version verfügt über 16 GByte integrierten Speicher und verzichtet auf mobiles Internet. Für 570 Euro bringt das Tablet bei gleicher Kapazität dann ein integriertes UMTS-Modem mit. Für 32 beziehungsweise 64 GByte Speicher werden schließlich 660 respektive 750 Euro fällig.

Design

Das ThinkPad Tablet fühlt sich wie ein schwerer Bildband an. Es ist groß, schwer und robust. Im Hochformat gehalten ist das Gehäuse 26 Zentimeter hoch sowie 18,2 Zentimeter breit und liegt damit ziemlich genau zwischen DIN A4 und A5. Mit 14 Millimetern baut es 60 Prozent höher auf als das Apple iPad 2. Mit 778 Gramm ist es zudem etwa 100 Gramm schwerer.

Auf der Vorderseite befindet sich oben rechts eine 2-Megapixel-Kamera für Videotelefonate. Die zweite Digicam sitzt auf der Rückseite und löst 5 Megapixel auf. Diese ist mit einem griffigen, matten Finish versehen und trägt die Lenovo- und ThinkPad-Logos.

Einer der ersten Punkte, der beim Design auffällt, sind die vier mechanischen Tasten unterhalb des Bildschirms für Bildschirmdrehung sperren, Browser öffnen, Zurück und Home. Zumindest für die beiden letzteren Funktionen gibt es direkt darüber zwei virtuelle Buttons, die genau dieselbe Funktion erfüllen. Zudem finden sich hier noch zwei Schaltflächen für zuletzt benutzt Apps und der sogenannte App Wheel von Lenovo.

Eine kreisrunde Öffnung in der Seite nimmt den optional erhältlichen digitalen Stift auf. Sowohl am Stift als auch am Tablet gibt es kleine Laschen, mit denen sich das recht teure Eingabegerät (circa 40 Euro) festbinden lässt. Wer keinen Stift benutzen möchte, kann das Loch mit einer mitgelieferten Plastikabdeckung versiegeln.

Android als Betriebssystem

Lenovo setzt als Betriebssystem trotz möglicher Schwächen bei der Business-Integration Android Honeycomb Version 3.1 ein. Das Tablet bietet somit alle Vorzüge von Android 3.1. So steht der offizielle Android Market mit hunderttausenden Anwendungen zur Verfügung. Außerdem ist auch Googles Software-Palette von Maps und Navigation über Gmail bis hin zu Google Books und Talk mit von der Partie. Der hervorragende Android-Browser ist prominent auf dem Homescreen untergebracht und von einer Reihe von Symbolen für weitere häufige Anwendungen gesäumt: Videos ansehen, E-Mails lesen, Musik hören, Bücher lesen. Der Hersteller nennt dieses Fensterchen Lenovo Launcher. Im Test erweist sich das Widget als recht nützlich. Wer anderer Meinung ist, verbannt es mit wenigen Fingertipps vom Homescreen.

Allerdings gibt es auch auch eine Anpassung von Lenovo, die sich nicht ändern lässt. Auf der Unterseite des Bildschirms befindet sich mittig ein Sprechblasen-Icon, das die Lieblingsapps des Benutzers im sogenannten App Wheel aufs Display holt. Wie der Name schon verrät, handelt es sich dabei um einen virtuellen Drehteller, den man mit dem Finger anschiebt, um so durch die ganzen Programme zu blättern. Über ein Icon in der Mitte dieses Rads lassen sich Programme hinzufügen oder entfernen. An sich ist das Konzept nicht verkehrt, aber letztendlich an dieser Stelle überflüssig. Auf dem Homescreen befinden sich bereits rechts oben das Symbol für die Standard-App-Liste und links oben das Icon für die zuletzt benutzten Programme. Eine dritte Liste braucht man nicht.

Business-Ausstattung

Das Lenovo ThinkPad Tablet ist wie viele andere ThinkPad-Geräte keine Lifestyle-Objekt, sondern eines, das man von seiner IT-Abteilung ausgehändigt bekommt. Und Lenovo ist traditionell stark, wenn es um auf spezielle Anwendungen zugeschnittene Produktpakete und zuverlässigen Support geht. Dementsprechend lässt sich auch die auf dem ThinkPad Tablet vorinstallierte Software auf Wunsch an individuelle Bedürfnisse anpassen – bis hin zu einem benutzerspezifischen App Store.

In der Standard-Konfiguration sind eine Reihe von Business-Anwendungen an Bord, darunter eine Vollversion von Documents To Go, Citrix Receiver und eine Computrace Mobile App, mit der sich das Tablet per Fernzugriff sperren, leeren, verfolgen oder wiederherstellen lässt. Außerdem ist McAfees Mobile Security vorinstalliert und eine App namens PrinterShare zum Senden von Dokumenten an Netzwerkdrucker. Eine Liste der vorinstallierten Apps findet sich auf der Homepage des Herstellers.

Ein Highlight des ThinkPad Tablet ist allerdings die Handschriftumwandlung. Jedes Mal, wenn das On-Screen-Keyboard auf dem Bildschirm erscheint, gibt es die Möglichkeit, den Text einfach via Nuance FlexT9 aufs Display zu schmieren. Das geschieht wahlweise mit dem Finger oder dem optionalen Stift. Die Software wandelt die Eingabe in Echtzeit um und erkennt 27 Sprachen. Im Test arbeitet die Erkennung zuverlässig, solange man einigermaßen leserlich schreibt. Für diverse Anwendungsbereiche ist diese Eingabemethode definitiv sinnvoll.

Erwähnenswert ist noch, dass Lenovo eine externe Tastatur namens Keyboard Folio Case anbietet, die sich über den ausgewachsenen USB-Port mit dem Tablet verbindet. Auf dem Tastenfeld finden sich unter anderem der rote Trackpoint, den man schon von den ThinkPad-Notebooks kennt, sowie diverse Android-Tasten für Lautstärke, Stummschaltung, Mikrofon-Stummschaltung, Home, Zurück, Menü, Play und Suchen. Wer nach einem Gerät sucht, dass die Brücke zwischen Laptop und Tablet spannt, ist hier genau richtig.

Leistung

Wie man es erwarten darf, bringt Lenovos Android-Tablet ein recht eindrucksvolles Datenblatt mit. So gibt es einen 1 GHz schnellen Tegra-2-Dual-Core-Prozessor, dem 1 GByte Arbeitsspeicher zur Seite steht. Außerdem bietet das Tablet einen Mini-HDMI-Ausgang und eine Micro-USB-Buchse. Zum drahtlosen Verbinden gibt es Bluetooth 2.0, WLAN und – auf Wunsch – auch HSPA. Der Akku hält mit aktiviertem WLAN laut Hersteller acht Stunden durch.

Beim 10,1 Zoll großen Touchscreen-Display setzt Lenovo auf ein IPS-Panel, das einen Blickwinkel von 178 Grad bietet. Gorilla Glas von Corning schützt vor Kratzern. Die Auflösung beträgt 1280 mal 800 Pixel, das Seitenverhältnis 16 zu 10. Leider ist die Standard-Helligkeit nicht gerade berauschend – um auf ähnliche Werte wie beim iPad 2 oder beim Samsung Galaxy Tab 10.1 zu kommen, muss man deutlich an den Reglern drehen. Darunter leidet dann die Akkulaufzeit.

Fazit

Das Lenovo ThinkPad Tablet richtet sich in erster Linie an professionelle Anwender, die ein sicheres und stabiles Tablet suchen. Diese Anforderungen erfüllt es besser als die Konkurrenz, die sich in diesem Feld bislang versucht hat – in erster Linie HP, RIM und Fujitsu. Insofern trägt das ThinkPad Tablet seinen Namen zu Recht.

Wer aber in seiner Unternehmens-IT nicht ohnehin mit Lösungen wie Afaria (Sybase/SAP), Altiris (Symantec), Mobile Iron oder Ubitexx (seit kurzem Teil von RIM) einsetzt, wird sich bei der Integration ins Netzwerk schwer tun. Da selbstgestrickte Anwendungen meist für Windows programmiert sind, laufen sie auf dem ThinkPad nicht. Privatanwender, die nach einem Lifestyle-Objekt fürs Wohnzimmer suchen, werden mit dem klobigen Formfaktor vermutlich nicht glücklich.

ZDNet.de Redaktion

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