Heute beginnt die vom Bundeswirtschaftsministerium initiierte und von zahlreichen Partnern aus der Wirtschaft unterstützte Gründerwoche. Die als Rahmen für zahlreiche Einzelveranstaltungen in ganz Deutschland dienende Aktionswoche scheint dieses Jahr notwendiger als zuvor: Nach Angaben des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) wurden in Deutschland im vergangenen Jahr zwei Prozent weniger Hightech-Unternehmen gegründet als im Jahr zuvor. Mit rund 14.100 liege die Zahl der Neugründungen zudem deutlich unter dem Niveau der zweiten Hälfte der 90er Jahre. Damals gab es jährlich rund 18.500 Gründungen, so das ZEW.
Der Hightech-Verband Bitkom schiebt die Schuld auf den Rahmenbedingungen für Unternehmensgründer in Deutschland und fordert Verbesserungen. „Ein Ingenieurland wie Deutschland lebt von Innovationen, und Innovationen entstehen eben oft in sehr jungen Unternehmen. Politik, Verbände und Banken müssen an einem Strang ziehen und gemeinsam gute Ideen für Start-ups unterstützen. Eine moderne Volkswirtschaft kann es sich nicht leisten, wertvolle Geschäftsideen in großem Maßstab zu verlieren“, so Bitkom-Präsident Dieter Kempf zum Start der Aktionswoche in einer Pressemitteilung.
Von der Politik fordert der Verband eine steuerliche Förderung von Forschung und Entwicklung sowie niedrigere bürokratische Hürden bei der Unternehmensgründung. Zudem bräuchten Gründer bessere Finanzierungsmöglichkeiten. „Gerade in der Hightech-Branche, die von neuartigen und oft außergewöhnlichen Geschäftsideen lebt, fehlt es zu oft an der Risikobereitschaft der Kapitalgeber“, bemängelt Kempf.
Innovators´ Pitch
Der Bitkom beschränkt sich jedoch nicht nur auf Kritik an den Rahmenbedingungen: Mit dem Beginn der Gründerwoche startet der Verband seinen bereits zum siebten Mal stattfindenden Wettbewerb Innovators’ Pitch. In dessen Rahmen werden junge Unternehmen und Gründer für innovative Geschäftsideen im Bereich „Digitales Leben“ ausgezeichnet. Die Auswahl und Ehrung der Preisträger findet im März 2012 vor.
Die Finalisten dürfen versuchen, mit ihrer Geschäftsidee während der CeBIT in drei Minuten das Publikum und eine Experten-Jury zu überzeugen. Gewinner der Vorjahre, die es inzwischen zu einer gewissen Bekanntheit gebracht haben, sind unter anderem Busuu.com, eine Online-Community zum Sprachenlernen, die Beratungs- und Vermittlungsplattform Käuferportal.de, das Soziale Netzwerk Aka-Aki und Scoreloop, Entwickler von Infrastruktur für mobile Spiele, der inzwischen von RIM übernommen wurde.
High-Tech-Gründerfonds
Die vom Bitkom geforderte, finanzielle Unterstützung scheint auch notwendig, weil die Venture-Capital-Szene in Deutschland weniger stark ausgeprägt ist. Ein Mittel, Abhilfe zu schaffen, ist der vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie angestoßene High-Tech-Gründerfonds, dessen zweite Auflage Anfang des Monats die Geschäftstätigkeit aufgenommen hat.
In seinem Rahmen stellt das Bundeswirtschaftsministerium 220 Millionen Euro zur Verfügung. Als Partner sind die staatliche KfW Bankengruppe (40 Millionen Euro) und mit Altana, BASF, B.Braun, Bosch, Cewe Color, Daimler, Deutsche Post DHL, Deutsche Telekom, Qiagen, RWE Innogy, Tengelmann und Carl Zeiss zwölf Firmen an Bord, die sich mit 28,5 Millionen beteiligen.
Der Fonds soll an die Tätigkeit seines Vorgängers anknüpfen, der erst sechs Partner aus der Industrie vorweisen konnte (BASF, Bosch, Daimler, Telekom, Siemens, Zeiss). Er war mit 272 Millionen Euro ausgestattet und hat in rund 250 High-Tech-Unternehmen investiert, vor allem Ausgründungen aus Hochschulen, Forschungseinrichtungen und der Industrie, aber auch in Eigenentwicklungen aus der Garage.
„Ziel ist es, auch mit dem Fonds II frühzeitig in innovative Technologien zu investieren, um diese zu entwickeln und marktfähig zu machen. Das Management-Team des High-Tech-Gründerfonds ist hochmotiviert, die Gründerlandschaft im Bereich der Spitzentechnologien in Deutschland nachhaltig zu stärken“, so Alexander von Frankenberg, dessen Geschäftsführer. Wobei High-Tech nicht nur Informationstechnologie ist, sondern, wie die Beteiligung von zwei Firmen aus der Medizinbranche zeigt, auch andere Segmente umfassen kann.
Und sonst?
Wie sieht es aber mit Gründungen im IT-Umfeld aus? Wie hat sich die Szene verändert, welche Fördermöglichkeiten gibt es, wie sehen die Rahmenbedingungen aus und welche Firmen haben es geschafft? Inwieweit ist von großen Firmen Unterstützung zu erwarten? Und kann man in Deutschland inzwischen ebenso wie im Silicon Valley auf finanzkräftige Käufer hoffen, oder muss man doch selbst Geld verdienen? ZDNet geht diesen Fragen in den kommenden Tagen in einer Artikelserie anlässlich der Gründerwoche 2011 nach.
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