Twitter-Chef: „Unser Geschäftsmodell basiert auf zufälligen Entdeckungen“

Executive Chairman Jack Dorsey hat auf die seit Jahren immer wieder gestellte Frage nach dem Geschäftsmodell von Twitter eine überraschende Antwort gegeben, die nicht dazu beitragen dürfte, Skeptiker zu beruhigen: „Unser Geschäftsmodell ist vor allem auf überraschende Entdeckungen ausgerichtet“, erklärte er am Sonntag auf der Konferenz Techonomy 2011 in Tucson, Arizona. Dorsey bezog sich damit offenbar auf die Absicht, Gewinne durch Tweets, Trends und Accounts zu erzielen, die von Sponsoren gefördert werden. Die Twitter-Nutzer könnten auf diese Weise Entdeckungen machen und auf Inhalte stoßen, die sie sonst verpassen würden.

Dorsey verglich den Ansatz mit den frühen Tagen bei Google AdWords, der relativ unaufdringlichen Textwerbung neben den Suchergebnissen. „Als AdWords eingeführt wurde, sträubten sich die Leute dagegen“, sagte er. Inzwischen aber hätten sich die Nutzer von einer besseren Sucherfahrung durch die Inserate überzeugen lassen.


Jack Dorsey auf der Techonomy 2011 (Bild: James Martin/CNET)

Er sehe die von Sponsoren geförderten Produkte bei Twitter nicht als „Werbung im traditionellen Sinn“, so der Twitter-Chef weiter. „Es ist unsere Art, Ihnen etwas Neues vorzustellen. Etwas, das vielleicht schwer zu finden ist, an dem Sie aber Interesse haben könnten.“ Twitter bringe damit Sponsoren und ihre Nachrichten ins Gespräch, und laut Dorsey bewährt sich das als ein funktionierendes Geschäftsmodell: „Die Inserenten kommen wieder und wieder und wieder.“

Solche und ähnliche Rechtfertigungen sind nicht neu für Werbung, die vielleicht willkommen ist oder auch nicht. Twitter ist jedoch noch relativ neu im Werbegeschäft, und Dorsey will die Nutzererfahrung nur behutsam ändern. „Es kommt auf die Erfahrung des Nutzers an. Wenn sie schlecht ist, dann scheitern wir.“

Jack Dorsey hatte den Mikroblogging-Dienst ursprünglich entwickelt und war Mitgründer von Twitter. Nach internen Auseinandersetzungen musste er das Unternehmen später verlassen und nutzte die Zeit seines Exils, um mit Square einen erfolgreichen mobilen Bezahldienst zu gründen. Nach einer Führungskrise in diesem Jahr rief ihn Twitter zurück.

Dorsey übernahm bei Twitter die Chefposition als Vorstandvorsitzender, blieb aber gleichzeitig CEO von Square. Dies trug ihm eine strikt durchorganisierte 80-Stunden-Woche ein, die er dem Techonomy-Publikum ausführlich erklärte. Er wendet für beide Unternehmen jeweils acht Stunden täglich auf und konzentriert sich an jedem Wochentag auf ein bestimmtes Arbeitsfeld wie Produktentwicklung, Marketing, Partnerschaften oder Unternehmenskultur.

ZDNet.de Redaktion

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