EU-Kommissarin Kroes kritisiert Urheberrecht

EU-Kommissarin Neelie Kroes hat in einer Rede beim Forum d’Avignon das Urheberrecht kritisiert. Die Mehrheit der Künstler werde durch das aktuell gültige Recht nicht belohnt. Die Kreativindustrie müsse sich für neue Wege öffnen, um digitale Kunstwerke zu vertreiben, statt sich wie bisher gegen sie zu sträuben.


Neelie Kroes (Bild: EU-Kommission)

„Ist das jetzige Urheberrechtssystem das richtige, das einzige Werkzeug, um unsere Ziele zu erreichen? Offenbar nein“, sagte Kroes, die bei der EU für die Digitale Agenda zuständig ist. „Die Bürger hören das Wort Urheberrecht immer öfter und fangen an, das dahinterstehende Konzept abzulehnen. Leider sehen viele das jetzige System als Weg an, um zu strafen und jemandem etwas wegzunehmen, statt als Möglichkeit für Anerkennung und Belohnungen.“

Die Kommissarin sieht Cloud-Computing und Online-Distribution als „völlig neuen Weg, kulturelle Werke zu kaufen, zu verteilen und zu konsumieren“. Das gültige Recht sei aber nicht flexibel genug, um die Vorteile dieser Evolution auszuschöpfen. In einem Mitgliedsstaat erhielten beispielsweise 97,5 Prozent aller Künstler weniger als 1000 Euro monatlich aus den Verkäufen ihrer Werke. „Das ist ein schrecklich schwerer Weg, um sich einen Lebensunterhalt zu verdienen.“

Kroes weiter: „In dieser Zeit des Umbruchs benötigen wir Kreativität und den Blick über den Tellerrand hinaus: Gesucht sind Geschäftsmodelle, um Kunst zu Geld zu machen. Derzeit werden aber Modelle, von denen die Künstler profitieren könnten, sofort unterdrückt. Das muss sich ändern.“

Eine typische Maßnahme zum Schutz des Urheberrechts ist es in der Tat, Filesharing-Sites zu sperren. Klagen der Musikindustrie gegen einzelne Nutzer sind hingegen seltener geworden. Länder wie Frankreich und Neuseeland erwägen auch Internetsperren für Filesharer.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

KI-gestütztes Programmieren bringt IT-Herausforderungen mit sich

OutSystems-Studie: 62 Prozent der Befragten haben Sicherheits- und Governance-Bedenken bei Softwareentwicklung mit KI-Unterstützung.

6 Stunden ago

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

4 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

4 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

4 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

5 Tagen ago