Bill Gates: Bei Entscheidungen zu Windows 95 ging es nicht um Novell

Microsoft hat keine Kernkomponente von Windows 95 zurückgezogen, um Novells Perfect Office zu schaden. Das hat Bill Gates gestern vor einem Gericht in Salt Lake City ausgesagt. Der vor drei Jahren zurückgetretene Microsoft-Chef sicherte dem Richter zu, man habe die Änderungen an den „Namespace Extensions“ nicht vorgenommen, um Konkurrenten zu schikanieren. Sie hätten „mit Textverarbeitung und Tabellenkalkulation wenig zu tun“.

Vielmehr gehe es nur um die Anzeige von Ordnern und Dateien. Gates erklärte, man habe Angst gehabt, dass die Funktion zu Abstürzen führen könnte. „Windows 95 war das herausforderndste Projekt, das wir bis dahin in Angriff genommen hatten.“

Novell wirft Microsoft vor, im Jahr 1995 mit seiner Entscheidung die Veröffentlichung von Word Perfect sowie Quattro Pro verzögert zu haben. Dies sei in der Absicht geschehen, einen Konkurrenten im Bereich Office-Software vom Markt zu drängen. Microsoft habe also gegen Kartellrecht verstoßen. Die Entscheidung war erst in letzter Minute gefallen.

Novell, mittlerweile eine Tochter von Attachmate, fordert 1,2 Milliarden Dollar Entschädigung für entgangene Umsätze. Sowohl WordPerfect als auch Quattro Pro hätten durch Microsofts illegales Gebaren massiv an Marktanteil verloren. In der Folge musste Novell die Programme 1996 mit beträchtlichem Verlust gegenüber dem ursprünglichen Kaufpreis – einer Milliarde Dollar – an Corel verkaufen. Der Prozess läuft seit 2004 vor wechselnden Gerichten.

Beobachter stuften Gates‘ Aussage als deutlichen Fortschritt gegenüber der im ersten Prozess Novell gegen Microsoft vor dreizehn Jahren gemachten ein. Damals habe sich Gates unkooperativ gezeigt und nebulöse Statements abgegeben, was ihn selbst wie auch Microsoft beschädigt habe. Heute soll er in Salt Lake City noch einmal in den Zeugenstand treten.

ZDNet.de Redaktion

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