Es sah alles nach einer dieser schönen Geschichten aus, wie sie das Silicon Valley seit Jahrzehnten immer wieder schreibt: Aus der Garage (wahlweise dem Wohnzimmer der Eltern oder dem Kabuff im Studentenwohnheim) zum erfolgreichen Unternehmer und aufs Börsenparkett. Der Verlauf der Story stimmt beim Tageschnäppchenportal Groupon fast. Allerdings gibt es zwei Schönheitsfehler: Alles hat statt in Kalifornien in Chicago angefangen und inzwischen sieht es immer weniger nach einem Happy-End aus.
Der Börsengang Anfang November klappt gerade noch so. Die Presse bejubelte den „größten Internet-IPO seit Google“, das „glänzende Debüt der Groupon-Aktie“ und Gründer Andrew Mason als „Milchgesicht, das 12,6 Milliarden schwer ist“. Kritische Stimmen wurden sowohl im Vorfeld als auch beim Börsengang selbst weitaus seltener laut. Und wenn, dann wurden sie oft von den ansehnlichen Kursgewinnen zum Handelsbeginn beiseite gewischt.
Seit Montag, dem ersten Tag an dem frühe Anteilseigner und Mitarbeiter ihre Aktien verkaufen dürfen, sieht alles anders aus. Dass einige Aktionäre, die unter Umständen schon lange auf diese Gelegenheit gewartet haben, Gewinne mitnehmen ist verständlich und eher die Regel als die Ausnahme. Dass sich das plötzliche Angebot negativ auf den Kurs auswirkt, ist ebenfalls normal. Aber bei Groupon fiel der Kurs diese Woche um fast ein Drittel und sackte damit weit unter den Ausgabepreis von 20 Dollar ab. Und das ist nicht normal.
Warum auf einmal diese Flucht der Aktionäre? Einerseits ist – zunächst vor allem in den USA – die Konkurrenz durch Living Social (mit Amazon im Rücken) sehr groß. Außerdem hat sich Google mit den Übernahmen von The Dealmap und DailyDeal darauf vorbereitet, im Schnäppchenmarkt ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. Sowohl Amazon mit seinen etablierten Händlerbeziehungen als auch Google mit seinem detaillierten Wissen über die Interessen vieler Nutzer haben Ressourcen, über die Groupon nicht verfügt.
Zudem ist eine beliebig große Anzahl von lokalen oder regionalen Wettbewerbern mit deutlich besserem Zugang zu den Kunden denkbar. Infrage kommen etwa Tageszeitungen auf der Suche nach neuen Einnahmequellen, Telefonbuchverlage oder Radiostationen. Sie alle könnten leicht ins Schnäppchengeschäft einsteigen, indem sie es mit bestehenden Angeboten verknüpfen.
Zum Wertverfall der Aktie hat aber auch noch ein Börsenphänomen beigetragen: So wackelig wie das Papier gestartet war, musste es Broker, die auf Leerverkäufe setzen, geradezu anziehen. Durch diese Wetten auf sinkende Kurse verstärkt sich der Abwärtstrend jetzt noch – zumal es laut dem Wirtschaftsdienst Bloomberg eine zunehmende Anzahl von Interessenten dafür gibt.
Wedbush Securities hat mit der Einstufung der Groupon-Aktie am 17. November auf „neutral“ eine Stellungnahme abgegben, die die Situation ziemlich gut zusammenfasst: „Groupon hat zwar Großes dabei geleistet, den Markt für per E-Mail vermarktete Tagesschnäppchen zu etablieren und schnell aufzubauen, aber wir glauben, dass seine Führungsposition durch viele neue Wettbewerber gefährdet wird. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass sich das Wachstum des Segments stark abschwächt, weil bei den Verbrauchern Ermüdungserscheinungen einsetzen oder der Markt hinsichtlich teilnehmenden Unternehmen und Verbrauchern seinen Sättigungsgrad erreicht.“
Hier noch ein paar Zahlen, die die Lage von Groupon gut beschreiben:
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