PageRage bringt Facebook in Rage

Facebook erwägt offenbar juristische Maßnahmen gegen einen Softwareanbieter, dessen App eine individuelle Gestaltung von Facebook-Profilseiten zulässt. Mit PageRage können Nutzer – wie bei MySpace schon seit Jahren möglich – den Hintergrund und Designelemente ihres Profils anpassen. Die Anwendung stellt dafür eine größere Anzahl fertiger Layouts bereit.

Besonders verärgert Facebook, dass die kostenlose Version von PageRage ihre eigene Werbung mitbringt. An ihr verdient das Soziale Netzwerk nicht nur nicht mit, sondern sie verdeckt teilweise Facebooks eigene Werbung oder drängt sie zumindest weiter nach unten. Trotz des unbestreitbaren Nutzens für die Anwender bezeichnet Facebook die App daher als „Adware“. Nach einem Bericht des Wall Street Journal (WSJ) hat es dem Anbieter Sambreel eine Unterlassungsaufforderung zukommen lassen.

Sambreel reagierte gelassen; es habe keine vertragliche Beziehung mit Facebook und sei daher auch nicht an dessen Richtlinien gebunden. Sambreels CEO Arie Trouw rechtfertigte die Produkte seines Unternehmens damit, dass sie Internetnutzern erlaubten, „das Web so zu sehen, wie sie es gerne sehen wollen“. Die Verbraucher entschieden sich selbst für den Download der Software, und die in Webseiten eingefügten Inserate seien klar als Werbung gekennzeichnet, die von außerhalb kommt. Es gebe zudem werbefreie Versionen für 1,99 Dollar.

PageRage ermöglicht es Nutzern, ihre Facebook-Seite zu personalisieren (Screenshot: ZDNet).
PageRage ermöglicht es Nutzern, ihre Facebook-Seite zu personalisieren (Screenshot: ZDNet).

„Es ist bösartig, uns vorzuwerfen, es handle sich um Adware“, sagte Sambreels Finanzchef Kai Hankinson gegenüber der Zeitung. „Wir nennen es lieber werbe-unterstützte Software.“ Ein Facebook-Sprecher erklärte, sein Unternehmen prüfe alle legalen und technischen Möglichkeiten, um „die bestmögliche Erfahrung für unsere Nutzer zu sichern“. Unklar ist aber, ob es dafür eine juristische Handhabe gibt. Eine Software wie PageRage zu blockieren, ist laut WSJ nicht nur rechtlich schwierig, sondern könnte zudem zu einem Katz-und-Maus-Spiel führen, weil sich beide Anbieter möglicherweise mit Software-Updates überhäuften.

Nicht nur Facebook befindet sich in dieser Situation. Mit einer weiteren App namens BuzzDock provoziert Sambreel Google, Yahoo und Bing-Betreiber Microsoft. Die Software fügt unter dem gewohnten Suchfeld der jeweiligen Suchmaschine ein weiteres Feld ein und erlaubt Nutzern, mit mehreren Diensten gleichzeitig zu suchen – platziert aber im Gegenzug eigene Werbung über der vorhandenen.

Yahoo wollte die Situation nicht kommentieren, Google ist ebenfalls nicht erfreut: „Anwendungen, die ohne klare Offenlegung installiert werden, schwer zu entfernen sind und die Nutzererfahrung in unerwarteter Weise verändern, sind schlecht für die Nutzer und das Web insgesamt.“ Microsoft würde auch gerne etwas dagegen unternehmen: „Wir unterstützen keine Adware, die Werbung in unverantwortlicher Weise darstellt und die Rechte der Nutzer, Werbetreibenden und Anbieter von Webdiensten ignoriert. Wir werden dagegen einschreiten, wenn es angemessen ist, um unsere Kunden und Plattformen zu schützen.“

All diese Beschwerden prallen an Sambreel ab: „Wenn überhaupt, dann erhöhen wir vermutlich das Engagement oder das Vergnügen, das die Nutzer auf ihren Sites haben.“

ZDNet.de Redaktion

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