Der Gründungsvertrag von Apple hat gestern auf einer Versteigerung des Auktionshauses Sotheby’s für 1,35 Millionen Dollar den Besitzer gewechselt. Höchstbietender war laut Bloomberg Eduardo Cisneros, CEO von Cisneros Corp. Inklusive aller Gebühren musste er für das dreiseitige, maschinengeschriebene Dokument (PDF), das den Beginn von Apples Firmengeschichte markiert, 1.594.500 Dollar hinblättern. Zuvor war ein Erlös zwischen 100.000 und 150.000 Dollar erwartet worden.
Die Auktion begann mit einem Einstiegsgebot von 70.000 Dollar in einem halbleeren Saal mit rund 20 Besuchern und ebenso vielen Sotheby’s-Mitarbeitern am Telefon. Wenige Minuten später gab Cisneros telefonisch das Höchstgebot von 1,35 Millionen Dollar ab, wie ein Youtube-Video zeigt. Es setzte sich damit gegen fünf andere Bieter durch.
Der Vertrag vom 1. April 1976 trägt die Unterschriften der drei Gründer Stephen G. Wozniak, Steven P. Jobs und Ronald G. Wayne. Jobs leistete seine Unterschrift als „steven p. jobs“, wie damals in Künstlerkreisen üblich, die Großbuchstaben als konventionell und überholt ansahen.
Aufgesetzt wurde der Vertrag von Ronald Wayne. Er ist als „dritter Mann“ aus dem Grund weniger bekannt als Jobs oder Wozniak, weil er schon nach einer guten Woche wieder aus der Firma ausstieg. Die finanziellen Risiken, die seine Mitgründer einzugehen bereit waren, erschienen ihm zu hoch. Wayne hatte es kurz zuvor erst geschafft, die Schulden für ein eigenes gescheitertes Unternehmen abzubezahlen, das er vor Jahren gegründet hatte.
Jobs und Wozniak hatten die Partnerschaft mit Wayne angestrebt, weil der Atari-Mitarbeiter über wesentlich mehr Berufserfahrung verfügte. Er sollte auch eine Vermittlerrolle zwischen seinen Mitgründern spielen, die in ihrem Wesen sehr gegensätzlich waren. Dem Vertrag zufolge hätte Wayne ein Anteil von 10 Prozent am Unternehmen Apple zugestanden, der heute rund 36 Milliarden Dollar wert wäre. Nach seinen eigenen Worten aber geht er als „Fußnote in die Geschichte“ ein, weil er sich schon am 12. April wieder von Apple verabschiedete, auf seinen Anteil verzichtete und dafür insgesamt nur 2300 Dollar in zwei Raten ausbezahlt bekam. Inzwischen ist er 77 Jahre alt und lebt in relativ bescheidenen Verhältnissen.
Wayne bewahrte den Vertrag auf und verkaufte ihn Mitte der 1990er Jahre an einen Manuskripthändler – kurz bevor Jobs zu Apple zurückkehrte und den unvermeidlich scheinenden Niedergang aufhielt. Von diesem Händler erwarb ihn der ungenannte Besitzer, der ihn jetzt zur Auktion einreichte. Die weltweite Aufmerksamkeit nach dem Tod von Steve Jobs, gefolgt von Walter Isaacsons Bestseller-Biografie, gab dabei offenbar den Ausschlag. „Weil das alles Schlagzeilen machte, schien es der richtige Zeitpunkt dafür zu sein“, erklärt Richard Austin, bei Sotheby’s in New York für Bücher und Manuskripte verantwortlich.
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