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Praxistest: Was leistet das Weltbild-Tablet für 160 Euro?

Da für die meisten Anwender ein Tablet nur eine Ergänzung zu PC oder Notebook ist, suchen sie ein eher günstiges Gerät. Bislang konnte man von Tablets der Sub-200-Euro-Klasse aber nur abraten. Schon ein Blick ins Datenblatt disqualifizierte die Geräte: Man musste mit miesen Displays, niedrigen Auflösungen, resistiven Touchscreens oder viel zu wenig Arbeitsspeicher auskommen.

Zumindest den ersten Datenblatt-Check meistert das Weltbild-Tablet mit Bravur. Die üblichen Mankos umschifft das Gerät vorbildlich mit ausreichender Auflösung, der richtigen Touch-Technologie und With-Google – also Zugang zum offiziellen App Store namens Android Market. ZDNet hat getestet, ob auch der Rest des günstigen Tablets überzeugt.

Design

Im Gegensatz zu Samsung muss der Hersteller dieses Tablets wohl nicht fürchten, wegen einer Geschmacksmusterverletzung von Apple verklagt zu werden – wie das iPad sieht das Cat Nova nicht aus. Von oben ist es schwarz. Das 8-Zoll-Display zeigt sich auch im abgeschalteten Zustand einwandfrei, da es leicht gräulich aussieht. Die Scheibe überm Display zieht sich seitlich und oben etwa einen Zentimeter in den Rand hinein, dann folgt der eigentliche Rahmen des Gerätes aus mattschwarzem Kunststoff – er ist etwa acht Millimeter breit. Unterhalb der Anzeige befinden sich noch vier Soft-Touch-Tasten für Home, Menü, Zurück und Suche, deren Symbole in weiß aufgedruckt sind. Oberhalb der Anzeige ist ebenfalls in weiß das Cat-Logo aufgebracht, unten rechts sitzt neben den Knöpfen die Linse der frontseitigen Kamera.

Auf den ersten Blick wird klar, dass das Weltbild-Tablet in einer anderen Preisklasse spielt als das iPad. Beim Display kommt eine Kunststoff-Scheibe statt echtem Glas zum Einsatz, das Gehäuse besteht aus Plastik statt aus Alu. Insgesamt kann man sich aber nicht beschweren – wirklich billig wirkt es nicht. Dazu trägt vor allem auch das matte Finish des Gehäuses seinen Teil bei. Über das verhältnismäßig riesige Cat-Nova-Logo auf der Rückseite hingegen kann man streiten – etwas kleiner und dezenter wäre nicht schlecht.

Auch ansonsten hat es der Hersteller sehr gut gemeint mit der Beschriftung. Auf der Rückseite sind alle Elemente, die die Unterseite zu bieten hat, klar erklärt: Ein-Aus, Speicherkarte, Stromversorgung, USB, Kopfhörer, HDMI und Reset. Dass für den microSD-Kartenslot die veraltete Bezeichnung TF (für TransFlash, seit 2005 microSD) zum Einsatz kommt und der Stromanschluss mit einem recht technischen Symbol erklärt wird, erscheint unverständlich. Das sollte aber niemanden vom Kauf abhalten. Ansonten hat der Rücken des Tablets noch die Linse der zweiten Kamera sowie eine Aussparung für den Lautsprecher zu bieten.

Sehr eigensinnig ist der Rand des Cat Nova. Hier zieht sich eine dünne Leiste aus einer Art Moosgummi ums Gehäuse. Alle Elemente befinden sich auf der Unterseite – nur zwei Tasten zur Regelung der Lautstärke, die durch einen optischen Trick aussehen wie ein Wippschalter, gibt es hier. Das Material ist etwas weich und zumindest beim Testgerät nicht sonderlich gut eingepasst. Dementsprechend gibt es hier Spaltmaße wie bei chinesischen Autos. Aber den meisten Käufern wird das wohl noch nicht einmal auffallen – deswegen kann man in Anbetracht des günstigen Preises auch darüber hinwegsehen. Ein guter Grund für diese Konstruktion erschließt sich einem aber nicht.

Ausstattung

Technisch musste der Hersteller natürlich einige Abstriche machen, um im Vergleich zum Branchen-Vorreiter iPad so signifikant günstiger zu sein. Los geht’s beim Display: 800 mal 600 Pixel treffen auf eine Diagonale von 8 Zoll. Das ist nicht viel. Zum Vergleich: Apples iPhone löst bereits seit eineinhalb Jahren mit 960 mal 640 Bildpunkten signifikant höher auf – und muss damit eine erheblich kleinere Fläche bedienen (3,5 Zoll in der Diagonalen). Je mehr Punkte auf gleich großer Fläche sind, um so schärfer ist die Darstellung. Damit ist klar: „Gestochen scharf“ ist die Anzeige des Cat Nova nicht. Auch bei der Panel-Technik lässt sich „verdeckt“ sparen. Denn ob man ein IPS- oder TN-Display einbaut, wird üblicherweise nicht hinterfragt – und „LCD“ sind beide. Aber: TN-Panels sind deutlich günstiger als ISP-Panels. Der Preis, den der Anwender dafür in der Praxis zahlt, ist eine deutlich geringere Blickwinkelstabilität. Beim Cat Nova merkt man schnell: Hier wurde ein TN-Panel verbaut. Wer gerade auf das Tablet blickt, sieht ein ordentliches Bild. Aber schon ein paar Grad zu den Seiten, nach oben oder nach unten, und schon stimmt die Farbwiedergabe nicht mehr. Außerdem zieht die Anzeige schnell Schlieren, wenn man das Gehäuse etwas kräfiger mit den Fingern packt.

Genug der Kritik – schließlich kostet dieses Gerät ja auch nur 160 Euro. Und dafür geht die Anzeige schon in Ordnung. Sie ist nicht gut, und wer hier die Darstellungsqualität eines um ein vielfaches teureren Handys erwartet, wird enttäuscht. Aber zum Surfen, Spielen, als Ersatz für die TV-Zeitschrift und um sich mal einen Youtube-Clip anzusehen reichtves aus. Um das digitale Foto-Album des letzten Urlaubs vorzuführen, sollte man aber lieber zu einem Gerät mit besseren Blickwinkeln greifen.

Der Touchscreen setzt auf die kapazitive Technik. Heißt, er reagiert auf Berührung und nicht auf Druck. Ganz wie das iPad. Und diese Technik ermöglicht auch die coolen Multitouch-Gesten. Hier hat der Hersteller nicht gespart. Das Cat Nova unterstütz „echtes“ Multitouch anstelle des Zwei-Finger-Zooms und reagiert auf die Eingaben von bis zu fünf Fingern gleichzeitig.

Auch ansonsten stimmt die Ausstattung. Dass das WLAN-Modul nur den g-, nicht aber den flotteren n-Standard unterstützt, ist in der Praxis kein Problem. GPS ist drin, zwei Kameras auf Vorder- (1,3) und Rückseite (2,0 Megapixel) auch, USB-Ein- und Ausgang, Beschleunigungssensor zum automatischen Drehen des Display-Inhalts sowieso. Der 1,2 GHz schnelle Cortex-A8-Prozessor von Telechip verspricht auf dem Datenblatt eine ordentliche Geschwindigkeit und auch 512 MByte RAM gehen in Ordnung. Dazu ist noch ein Vibrationsmotor an Bord, der haptisches Feedback beim Berühren der vier Soft-Touch-Tasten unter der Anzeige gibt. Dass es sich dabei ein recht nerviges Sirr-Geräusch handelt, könnte manchen stören.

Softwareseitig kommt auf dem Tablet Android 2.3 zum Einsatz. Das ist die aktuellste Version der 2er-Serie, die sich auch heute noch auf aktuellen Smartphones findet. Die 3er-Version namens Honeycomb hat der Hersteller leider nicht vorinstalliert. Sie ist an die größeren Displays der Tablets angepasst und bringt beispielsweise zwei- statt einspaltige Menüs, um den Platz auf der Anzeige besser auszunutzen. Darauf müssen Käufer des Cat Nova verzichten, aber das geht in Ordnung. Viel wichtiger: Es gibt die offiziellen Google-Apps wie Mail und Maps – und vor Allem den Zugang zum Android Market, in dem hunderttausende Apps auf Download und Installation warten. Das ist in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit – sollte es aber sein. Denn die alternativen App Stores können mit dem Angebot von Google nicht mithalten. Großartige Veränderungen am Standard-Android haben die Entwickler des Herstellers übrigens nicht durchgeführt – optisch und technisch gibt es hier die bewährte Kost. Das ist zwar nicht so hübsch wie beispielsweise bei HTC, aber immerhin wurde hier auch nichts verbuggt und kaputt gemacht.

Neben den üblichen Standard-Apps inklusive Browser und E-Mail-Anwendung gibt es noch ein paar weitere Programme, die vorinstalliert sind. Dabei handelt es sich zwar um nette Zugaben, sie passen aber nicht so ganz ins Konzept. Den Task- und Dateimanager werden wohl eher gewieftere Anwender nutzen, die eher seltener bei Weltbild einkaufen. Und die kostenlose Navi-Software ZANavi sorgt bei der Bedienung für Probleme, ist qualitativ nicht sonderlich hochwertig, greift auf kostenloses Kartenmaterial zurück, das einfach nicht mit kommerziellen Daten mithalten kann – und außerdem wird wohl kaum jemand so ein großes Tablet an seiner Windschutzscheibe befestigen. Dafür hat Weltbild hier ganz offensichtlich eine Chance verpasst, sich als deutsches Amazon aufzustellen – und das Cat Nova als Konkurrenten zum Kindle Fire zu platzieren. Denn obwohl Hard- und Software durchaus dafür gedacht und geeignet sind, die Inhalte des Versenders – wie E-Books oder Musikdownloads – darzustellen, hat man hier keine ansprechende Oberfläche im Look von iBook oder eben des Kindle-Fire-Homescreens geschaffen. Stattdessen gibt es einen schnöden Weblink in den Online-Store von Weltbild im Menü. Das funktioniert zwar, man gewinnt aber keine Preise damit – und wohl weniger Kunden für seine Inhalte als möglich.

Leistung

Wie hoch ist die Leistung eines so günstigen Tablets? Ausreichend. Obwohl der Prozessor einen ordentlichen Takt von 1,2 GHz aufweist, haut einen die Performance nicht gerade vom Hocker. Die zum Einsatz kommende CPU von Telechip ist dafür bekannt, nicht die schnellste zu sein – sie kommt häufiger mal mit unterschiedlichen Taktraten in diversen Fernost-Tablets vor. Für die üblichen Einsätze im Haushalt inklusive Youtube, Internet und ein paar Spielen reicht das vollkommen aus. Aber wer in Sachen Warte- und Ladezeiten, gelegentlich mal einen verschluckten Buchstaben der virtuellen Tastatur oder Ruckler beim Scrollen und Zoomen empfindlich reagiert, sollte einen Bogen um das Cat Nova machen. In Zahlen erreicht das Gerät übrigens etwa 970 Punkte im Android-Benchmark Quadrant und 33.500 Punkte im Browsermark. Das entspricht 30 bis 50 Prozent der thereotischen Leistung, die die deutlich teureren Alternativen der iPad-Klasse in diesen Tests schaffen.

Wer nach der Frontkamera fragt: Sie ist vorhanden. Viel mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Die Auslöseverzögerung ist lang, die Auflösung wirkt so, als wären es noch nicht einmal zwei Megapixel, das Farbrauschen ist immer vorhanden – im Gegensatz zu den Details im Bild. Für ein Videotelefonat reicht die Qualität allemal aus, und im Notfall auch mal für einen Schnappschuss für Facebook. Außerdem ist die Linse etwas unpraktisch platziert. Wer das Gerät im Hochformat hält, deckt fast immer die Optik mit der Hand ab.

Der Touchscreen hingegen reagiert ganz gut – und wenn er das mal nicht tut, liegt’s nicht an ihm, sondern an der mangelnden Rechenleistung. Ist das Cat Nova beschäftigt, geht ihm schon mal der eine oder andere Fingertipp durch. Das nervt, aber das ist der Tod, den man bei einer Ersparnis von mindestens 300 Euro im Vergleich zum günstigsten iPad sterben muss.

Zur Installation von Anwendungen stehen gut 900 MByte zur Verfügung. Das reicht für etliche Games und Apps aus. Dazu gibt es noch gut 2,2 GByte – den sogenannten „USB-Speicher“. Hier legt das Gerät heruntergeladene Dateien und Fotos ab, sie sind per USB erreichbar, und hier könnte man auch Filme oder Dokumente ablegen. Wenn das nicht reicht, kann man eine microSD-Speicherkarte in den TF-Slot schieben und die Kapazität um bis zu 32 GByte erweitern. Außerdem greift das Gerät auf Wunsch auf USB-Sticks oder -Festplatten zu, um beispielsweise Dateien kopieren zu können. Löblich, denn das kann das iPad nicht.

Der Lautsprecher ist etwas schwach auf der Brust. Um ein paar Flipp- und Schwirr-Geräusche beim Spielen auszugeben, reicht er. Aber Hörgenuss bei der Musikwiedergabe kommt hier nicht auf, und auch bei der Wiedergabe von Video-Clips in kleinen Gruppen kommt er schnell an seine Grenzen.

Im Betrieb wird das Gerät gut handwarm. Das fällt auf, ist aber nicht weiter schlimm. Tragischer ist da schon eher ein Bug, der das Tablet gelegentlich aus dem Standby-Modus erwachen lässt. Das nervt und tritt auch auf einem zweiten Testgerät auf. Die umständliche Lösung: Wer das Tablet nachts komplett abschaltet, muss sich am nächsten Tag nicht über einen leeren Akku ärgern. Außerdem funktioniert beim Testgerät gelegentlich der Beschleunigungssensor nicht richtig und dreht den Display-Inhalt auch dann, wenn das Gerät eigentlich auf dem Tisch liegt – oder man es in der Hand hält. Immerhin, das kann man umgehen, in dem man bei Bedarf die automatische Drehung per Fingertipp abschaltet. Das entsprechende Symbol findet sich ganz oben in der Notification Bar links neben der Uhr.

Der Akku erreicht in der Praxis die vom Hersteller angegebenen 8 Stunden nicht. Je nach Einsatz geht bei uns der Saft bereits nach drei bis fünfeinhalb Stunden aus. Für den mobilen Einsatz ist das zu wenig, aber für das Wohnzimmer oder um den Nachwuchs bei längeren Autofahrten auf dem Rücksitz zu beschäftigen, reicht das aus.

Fazit

Zugegeben, das Weltbild-Tablet hat Schwächen. Das Display könnte besser sein, gleiches gilt für die Kamera, und man würde sich über etwas mehr Leistung und ein paar Bugs weniger freuen. Aber unterm Strich ist das Cat Nova ein echtes Schnäppchen. Man bekommt fast exakt drei dieser Tablets für den Preis eines iPad 2 in der günstigsten Ausführung. Dass man dabei auf ein paar Aspekte verzichten muss, ist selbstverständlich – und für diesen Unterschied ist der Verzicht erfreulich gering.

Das Gerät ist absolut ausreichend für gelegentliche Nutzung, fürs Surfen, ein paar Youtube-Videos, Angry Birds und andere Spiele. Wer mehr Wert auf Leistung, Design und Darstellung legt, muss eben tiefer in die Tasche greifen. Aber wer auf der Suche nach einem wirklich günstigen Tablet ohne großartigen Verzicht ist, für den lautet die Antwort: Cat Nova.

ZDNet.de Redaktion

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