Die von Research In Motions Co-CEO Mike Lazaridis genannten Gründe für die Verzögerung des neuen Betriebssystems Blackberry 10 waren offenbar nur vorgeschoben. Das behauptet zumindest Boy Genius Report (BGR). Lazaridis hatte vor einer Woche die Verschiebung des Release auf Ende 2012 damit erklärt, dass noch keine „hochkomplexen Chips“ verfügbar seien, die den schnellen Mobilfunkstandard LTE unterstützen und zugleich eine akzeptable Akkulaufzeit erlauben. Nach einem BGR-Bericht ist der wahre Grund jedoch, dass es RIM bisher nicht geschafft hat, seine Messenger- und E-Mail-Dienste auf die neue Plattform zu portieren.
Der Blog, der schon wiederholt Interna des kanadischen Herstellers enthüllt hat, beruft sich auf „eine unserer verlässlichsten Quellen“. „RIM zieht es einfach so lange wie möglich hinaus, und das nur aus dem einen Grund, weil sie noch kein funktionsfähiges Produkt haben“, zitiert er den Informanten, der ein hochrangiger RIM-Mitarbeiter sein soll. Das Unternehmen setze seine Zukunft auf eine Plattform und ein Ökosystem, das nicht einmal so gut sei wie iPhone OS 1.0 oder Android 2.0.
Research In Motion hat diesen Angaben inzwischen widersprochen. „Wie bei der Präsentation unserer Quartalsergebnisse bereits erklärt, haben allgemeine technische Herausforderungen und weitere Faktoren die zeitliche Planung für die Blackberry-10-Geräte beeinflusst“, heißt es in einer E-Mail an ZDNet. „Die anonyme Behauptung, es verhalte sich anders, ist ungenau und uninformiert.“
Schon bei bei der Einführung des Tablets Playbook sorgte es für Überraschung, dass RIM seine wesentlichen Dienste nicht auch in das Tablet-OS integrierte. Die Käufer mussten das Gerät vielmehr mit ihren Blackberry-Smartphones verbinden, um auch mit dem Tablet auf E-Mail, Kalender und die Messenger-Funktionen zugreifen zu können. Dem BGR-Bericht zufolge hat RIM noch immer keinen Weg gefunden, diese Dienste für Blackberry 10 bereitzustellen. Auch Entwicklern des Playbook 2.0 stünden die Features noch nicht zur Verfügung.
Aus welchen Gründen auch immer sich die nächste Blackberry-Generation verzögert, RIM fällt damit im Wettbewerb noch weiter zurück. Die Flut neuer Android-Geräte verlangsamt sich nicht. Und mit einer LTE-Version von Apples iPhone ist im nächsten Jahr zu rechnen.
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