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Cedar Trail: Das bringen Intels 32-Nanometer-Atom-Chips

Aufstieg und Niedergang liegen in der IT oft nahe beieinander. Jüngstes Beispiel sind Netbooks. Während man vor anderthalb Jahren kaum an den portablen Billig-Notebooks vorbeikam, spricht heute kaum jemand mehr davon. Zudem scheinen die Käufer das Interesse verloren zu haben. Im Laufe des Jahres 2011 brachen die Auslieferungszahlen zweistellig ein.

Eng mit dem Thema Netbook verknüpft ist Intels Atom-Prozessor. Der Chip ist zwar leistungsmäßig weit von Core-iX-Prozessoren entfernt, dafür aber deutlich billiger und stromsparender. Derzeit kommt in vielen Netbooks der Anfang 2011 eingeführte Atom N570 mit 1,66 GHz, zwei Rechenkernen und Hyperthreading zum Einsatz. In den letzten 12 Monaten hat Intel durch AMDs C-Serie jedoch starke Konkurrenz bekommen. Insbesondere die erheblich schnellere DirectX-11-Grafik haben OEMs und Käufer überzeugt.

Während die aktuellen Desktop- und Notebook-Prozessoren von Intel (Sandy Bridge) seit knapp einem Jahr im 32-Nanometer-Prozess gefertigt werden und der Umstieg auf 22 Nanomteter bereits für die nächsten Monate geplant ist, laufen alle Atom-Chips bislang noch im 45-Nanometer-Verfahren vom Band. Diesen Rückstand will Intel mit der kommenden Generation Cedar Trail aufholen. ZDNet zeigt, was die neuen Prozessoren zu bieten haben.

CPU

Mit Cedar Trail hat Intel die vom Vorgänger Pine Trail bekannte Archtitektur aktualisiert. Grundlegende Änderungen wie man sie beim Wechsel von Arrandale auf Sandy Bridge gesehen hat – etwa die Einführung des Ringbus – gibt es nicht. An einigen Stellschrauben wurde dennoch gedreht, wie die untenstehende Grafik zeigt. Intel bringt zunächst zwei Chips (N2600 und N2800) für Netbooks und einen für Nettops (D2700). Das NM10 Express Chipset, das beispielsweise USB und PCI nach außen führt, bleibt unverändert.

Durch die Umstellung auf den 32-Nanomter-Prozess konnten TDP und Leistungsaufnahme gesenkt werden – im Mobilbereich aufgrund längerer Akkulaufzeiten immer willkommen. Dazu trägt auch der jetzt unterstützte Stromsparmodus C6 bei, der eine weitere Absenkung der Spannung ermöglicht, wenn ein Kern nicht ausgelastet ist.

Aber auch in Sachen Performance hat sich etwas getan: Cedar Trail gibt es nur als Doppelkern-Version, Einzelkerne werden nicht mehr angeboten. Der schnellste Netbook-Doppelkern N2800 taktet mit 1,86 um 200 MHz höher als der N570. Statt DDR3-667 unterstützen die neuen Chips auch DDR3-800 beziehungsweise DDR3-1066.

Intel verspricht eine um bis zu 28 Prozent höhere Leistung im PCMark 05. Es ist aber unklar, welche Systeme mit welchen Taktraten miteinander verglichen wurden. Alleine aufgrund der höheren Taktung, der schnelleren Speicheranbindung sowie einem verbesserten Prefetcher sollten einige Prozent drin sein.

Atom-Prozessoren der N2000- und D2000-Serie

Formfaktor Rechenkerne Hyperthreading Prozessortakt Grafiktakt TDP
Intel Atom N2600 Netbook 2 ja 1,60 GHz 400 MHz 3,5 Watt
Intel Atom N2800 Netbook 2 ja 1,86 GHz 400 MHz 6,5 Watt
Intel Atom D2700 Nettop 2 ja 2,10 GHz 640 MHz 10 Watt

Grafik

Die Grafikeinheit wurde aufgebort: Sie ist mit 400 (GMA 3600) beziehungsweise 640 MHz (GMA 3650) deutlich höher getaktet. Bislang lag die Obergrenze bei 200 MHz. Über Verbesserungen der Architektur ist nichts bekannt. Sie ist jetzt aber mit einer Decodiereinheit für HD-Content (MPEG2, VC1, AVC, H.264) ausgestattet. Diese Aufgabe wird bei Pine Tail auf den zu langsamen CPU-Kernen ausgeführt, eine flüssige Wiedergabe ist nicht möglich.

Cedar Trail bietet laut Intel mehr als die doppelte Grafikleistung, was aber besser klingt als es ist. Im 3D Mark 06 wären dies etwa 350 Punkte – ein immer noch miserables Ergebnis. Entgegen anderslautender Gerüchte unterstützt auch die Cedar-Trail-Grafikeinheit lediglich DirectX 9 – eine echte Enttäuschung. Zumindest so genannte Casual Games wie Angy Birds sollen flüssig laufen. Intel rekalmiert für diesen Titel 60 Frames pro Sekunde.

Konkurrent AMD ist mit dem C50 im Grafiksegment besser aufgestellt: Mit ihren 1673 Punkten im 3D Mark 06 spielt die CPU-GPU-Kombination in einer anderen Liga und unterstützt zudem DirectX 11. Nachgezogen hat Intel jetzt allerdings beim Thema Schnittstellen: Cedar Trail bietet endlich einen digitalen Ausgang in Form von HDMI oder Displayport.


Cedar Trail im Vergleich zu seinem Vorgänger (Bild: Intel).

Plattform

Neu ist auch die Unterstütztung für Wireless Display. Damit lässt sich der Inhalt des Displays drahtlos auf einen externen Monitor projizieren. Voraussetzung ist eine Empfänger-Box wie die Belkin Screencast.

Mit Cedar Trail führt Intel die Rapid Start Technology in Netbooks ein. Dabei handelt es sich um eine kleine SSD, die das Hybernate-File speichert. Damit wachen auch auch Maschinen mit klassischer Festplatte schnell aus diesem Tiefschlafmodus aus, bei dem im Gegensatz zum Standby keine Energie verbraucht wird. Dieses Feature ist aufgrund der zusätzlichen Kosten aber optional.

Smart Connect ist ein Dienst, der ein Netbook in regelmäßigen Abständen aus dem Standby aufweckt – zumindest teilweise. Das Display etwa bleibt abgeschaltet. Das Gerät verbindet sich automatisch mit dem Internet, lädt etwa E-Mails und RSS-Feeds herunter, und wechselt nach einer bestimmten Zeit wieder in den Standby. So hat man immer einigermaßen aktuelle Informationen, wenn man sein Gerät aufklappt.

Fazit und Ausblick

Mit Cedar Trail hat Intel seine Atom-Baureihe für Netbooks und Nettops aufgefrischt. Die Umstellung von 45- auf 32-Nanometer-Fertigung sorgt bei gestiegender Rechenleistung für weniger Abwärme und einen geringeren Stromverbrauch. Dank Decoder lassen sich HD-Medien endlich flüssig abspielen. Willkommen sind zudem die digitalen Monitorschnittstellen.

Enttäuschend bleibt hingegen die Grafik: Trotz deutlichem Leistungszuwachs liegt die 3D-Performance deutlich unter der einer AMD-C-Serie. Zudem wird nach wie vor nur das antiquierte DirectX 9 unterstützt.

Alles in allem dürften die Verbesserungen nicht ausreichen, um für neuen Schub im Netbook-Segment zu sorgen. Man darf aber unterstellen, dass Intel dies auch gar nicht anstrebt. Wer ein kompaktes, leichtes Gerät sucht, soll künftig zum Ultrabook greifen, an dem Intel und die Hardwarehersteller deutlich mehr verdienen. Ultrabooks bieten dank Core-basierter CPUs erheblich mehr Leistung, sind aber auch drei- bis viermal so teuer. Man darf gespannt sein, wie gut die Geräte beim Verbraucher ankommen.

Erste Netbooks und Nettopps mit den neuen Atom-Chips sollen Anfang 2012 erscheinen. Auf der Consumer Electronics Show dürften zahlreiche Modelle zu sehen sein. Launchpartner sind Acer, Asus, HP, Lenovo, Samsung und Toshiba.

ZDNet.de Redaktion

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