So wünschen sich Angestellte ihre Computer-Arbeitsplätze

2011 haben sich tiefgreifende Veränderungen in der Nutzung von IT am Arbeitsplatz angekündigt. Mit Consumerisierung und BYOD (Bring your own Device) etablierten sich auch gleich die passenden Schlagworte, die diese Veränderungen beschreiben.

Als Katalysator der Entwicklungen sahen viele das iPad. Während Smartphones wegen des kleinen Displays für den Business-Einsatz nur bedingt geeignet waren, bieten Tablets einen ausreichend großen Screen und elegante Bedienmöglichkeiten. Das schätzen nicht nur Führungskräfte, sondern auch Mitarbeiter im Vertrieb, die Kunden zumindest anfangs mit einer schicken Präsentation auf dem iPad leichter beeindrucken können.

Allerdings fehlte es lange an Beispielen aus der Praxis und einer soliden Datengrundlage: Vieles, was in den Medien und auf Veranstaltungen diskutiert wurde, basierte lediglich auf von Analysten und Herstellern postulierten Entwicklungen: So sei es eben, die IT-Abteilung könne sich nicht dagegen wehren und wer nicht mitmache, verliere den Anschluss.

Interessante Einblicke gibt jetzt eine von TNS im Auftrag von Dell und Intel durchgeführte Umfrage unter über 8300 Beschäftigten in elf Ländern. Die Ergebnisse zeigen, wie Menschen heute am und mit dem PC arbeiten sowie welche Veränderungen sie wünschen beziehungsweise befürchten. Befragt wurden dafür Angestellte in Firmen und aus dem öffentlichen Sektor in Deutschland, den USA, Großbritannien, Frankreich, Australien, Indien, China, Brasilien, Mexiko und Japan. Die wichtigsten globalen Ergebnisse hat ZDNet in dieser Bilderstrecke übersichtlich zusammengefasst. Auf die Besonderheiten in Deutschland und die aus den zu erwartenden Entwicklungen entstehende Sicherheitsproblematik wird im Folgenden näher eingegangen.

Zunächst einmal ist festzuhalten, dass die Befragten – die ziemlich repräsentativ für die gesamte an PC-Arbeitsplätzen tätige Bevölkerung sein dürften – Technologie grundsätzlich aufgeschlossen gegenüberstehen. 81 Prozent sehen das Internet als Möglichkeit zur Leistungssteigerung am Arbeitsplatz und für 78 Prozent im privaten sowie 66 Prozent im öffentlichen Sektor schaffen Internet und Technologie neue Arbeitsmethoden in Deutschland. Außerdem gaben 87 Prozent an, dass ihnen ihr Arbeitgeber den verantwortungsvollen Umgang mit Mitteln des Unternehmens zutraut – gute Voraussetzungen also, für die schöne neue Welt der – wie Dell es in der Zusammenfassung der Studie treffend ausdrückt – „arbeitnehmergesteuerten Innovation“.

Allerdings hinkt der öffentliche Bereich dem privaten Sektor leicht hinterher. Dell schränkt das jedoch ein: „Es ist jedoch nicht so, dass der Staatssektor schlecht dasteht, sondern vielmehr sticht der Privatsektor leistungsmäßig heraus – besonders bei Finanzdienstleistungen und in der Produktion. Ob es um die Aufnahme neuer Arbeitsmodelle, die Beurteilung von Angestellten nach Leistung statt Arbeitszeit, die Interoperabilität von Arbeitsgeräten oder um andere Maßnahmen geht, waren die Leistungen des Staatssektors hinreichend, aber nicht ganz so gut wie bei den Banken und Fabriken. Hier besteht ganz klar Raum, von diesen zu lernen.“

Geringe Unterschiede zwischen den Generationen

Ein weiterer interessanter Aspekt der Umfrageergebnisse ist, dass die Unterschiede zwischen den Generationen geringer sind, als dies oft plakativ kommuniziert wird. Ältere Arbeitskräfte in Deutschland nehmen den technologischen Fortschritt und das Internet äußerst ernst und machen sich Sorgen, den Anschluss zu verlieren. Deshalb tun sie viel, um mit jeder Neuerung Schritt zu halten.

65 Prozent von ihnen sagen, dass sie dies tun müssen, um bei der Arbeit leistungsfähig zu sein. In der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen sehen das nur 42 Prozent so. Bei jüngeren sind diese Anstrengungen vielleicht nicht so notwendig, da sie mit den neuen Technologien aufwachsen und intuitiver verstehen und einsetzen. Allerdings glauben 87 Prozent der über 45-Jährigen auch, dass Menschen, die sich mit der neuesten Technik auskennen, am Arbeitsplatz einen Vorteil haben. Bei den 18- bis 24-Jährigen sind nur 64 Prozent dieser Ansicht. Auch das könnte für die unterschiedliche Motivation verantwortlich sein.

Unterm Strich unterscheidet sich der Umgang mit Technologie zumindest in der arbeitenden Bevölkerung aber jedoch bei weitem nicht so, wie oft angenommen. Differenzen bestehen zum Beispiel bei der Wahrnehmung der Überwachung der IT-Nutzung: Von Jüngeren wird häufiger eine ausgeprägte Kontrolle angenommen, sie fürchten sie aber weniger als ältere Arbeitnehmer. Insgesamt denken von denjenigen, die mit ihrer Stelle unzufrieden sind, 45 Prozent, dass ihr Arbeitgeber überwacht, was sie während des Arbeitstags tun. Bei denen, die mit ihrer Stelle enorm zufrieden sind, denken dies nur 17 Prozent von ihrem Arbeitgeber.

Jüngeren fällt es auch schwerer, zwischen Arbeit und Berufsleben zu trennen und sie sehen einen Firmen-Rechner häufiger als Anreiz. Aber bei ihnen sind IT-Probleme auch häufiger Grund für Frust als bei älteren Arbeitnehmern – möglicherweise, weil diese sich bereits daran gewöhnt haben, dass in einer Firma nicht alles so funktioniert, wie sie persönlich sich das wünschen würden.

Als problematisch empfundene Bereiche

Trotz genereller Zufriedenheit gaben 61 Prozent der deutschen Befragten an, dass IT-Probleme in der Arbeit täglich für Frust sorgen. Leider wurde hier nicht detaillierter nachgefragt, kann es sich doch vom Papierstau im Drucker über die als langsam empfundene Internetverbindung bis zum fehleranfälligen ERP-System um Vielerlei handeln.

Bemerkenswert ist, dass die Befragten zwar angegeben haben, dass sie mit dem gegenwärtigen Zustand zufrieden sind, sie aber von der Zukunft oft nichts Gutes erwarten: 72 Prozent der deutschen Arbeitnehmer möchten „Wahlfreiheit haben, wie sie ihre Arbeit verrichten“. Aber während zurzeit noch 83 Prozent das Gefühl haben, dieses Privileg zu genießen, gehen nur 76 Prozent davon aus, dass dies auch in zehn Jahren noch so sein wird.

Ein Viertel glaubt zudem, dass ihre Stelle potenziell durch Outsourcing gefährdet ist, viele fürchten, dass sich die Situation in Bezug auf das Vertrauen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, die Überwachung der E-Mails von Angestellten sowie die freie Arbeitseinteilung in absehbarer Zukunft verschlechtert. „Deutsche Arbeitgeber müssen diese schleichende Negativität wahrnehmen und bereits jetzt etwas dagegen tun“, fordern die Autoren der Studie daher.

Flexible Arbeitszeiten, aber keine Telearbeit

An feste Arbeitszeiten zwischen 9 und 17 Uhr halten sich in Deutschland nur noch 59 Prozent der Befragten und nur 48 Prozent halten das auch für wichtig. 65 Prozent wünschen sich dagegen flexiblere Arbeitszeiten, da sie glauben, dadurch produktiver zu arbeiten. Drei Viertel der Befragten haben bereits solche flexiblen Zeiten. Besonders ausgeprägt ist das bei Finanzdienstleistern und Banken (85 Prozent).

Möglich ist diese Flexibilität weil die Arbeitgeber wissen, dass sie sich auf die Arbeitnehmer verlassen können: 71 Prozent der Umfrageteilnehmer sagten, dass sie von ihrem Arbeitgeber nach ihrer Leistung bewertet werden. Nur bei 29 Prozent ist dafür die Arbeitszeit ausschlaggebend. Ganz von zuhause arbeiten wollen jedoch wenige: Nur 33 Prozent sprechen sich für Telearbeit aus, aber 46 Prozent gehen davon aus, dass sie innerhalb des nächsten Jahrzehnts kommen wird.

Mein Notebook, mein Tablet, mein Smartphone

Die Möglichkeit, ihre eigenen Geräte auszuwählen, ist für Angestellte von kleinen und mittleren Betrieben (44 Prozent) wichtiger als für Angestellte von Großunternehmen (32 Prozent). Daher trifft es sich gut, dass 46 Prozent der KMU-Angestellten auch die Wahl haben – im Gegensatz zu lediglich 30 Prozent der Angestellten von Großunternehmen. Insgesamt gehen 41 Prozent davon aus, dass diese Option in Zukunft häufiger angeboten wird.

59 Prozent der KMU-Angestellten nutzen ihre Arbeitsgeräte auch für private Zwecke. In Großunternehmen tun dies eigenen Angaben zufolge nur 48 Prozent. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen ist es bemerkenswert, dass eine Mehrheit der deutschen Arbeitskräfte lieber mehrere technische Geräte nutzt, als ein einziges Gerät, das für all ihre Arbeitsbedürfnisse ausreichen würde.

Außerdem scheint es deutschen Arbeitskräften über 45 wichtiger als ihren jüngeren Kollegen zu sein, welche Geräte sie verwenden. Nur 36 Prozent der 18- bis 24-jährigen und 32 Prozent der 25- bis 34-jährigen Arbeitnehmer möchten die technischen Geräte wählen können, die ihnen vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden. Aber 43 Prozent der 45- bis 54-jährigen und 40 Prozent der 55- bis 64-jährigen Arbeitskräfte legen darauf Wert.

Sicherheitsbewusstsein und Sicherheitsprobleme

In der von Dell und Intel mitgetragenen Umfrage drückt ein hoher Anteil der Angestellten in Deutschland (41 Prozent) Besorgnis über den Schutz von Daten und geistigem Eigentum ihres Arbeitgebers aus, wenn private Geräte für die Firma oder Firmengeräte privat genutzt werden. Ausführlicher geht eine aktuelle, europaweite Umfrage von Trend Micro auf diesen Aspekt ein. Mit ihr wurden vom Londoner Marktforschungsunternehmen Loudhouse über 2200 Personen aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Italien, den Niederlanden, Norwegen und Schweden zur Consumerisierung der IT und den möglichen Sicherheitsaspekten befragt.

Laut der Umfrage ist sowohl bei Angestellten als auch bei Arbeitgebern das Bewusstsein der Sicherheitsrisiken als Folge des zunehmenden Einsatzes mobiler Endgeräte – insbesondere im Privatbesitz befindlicher – am Arbeitsplatz nur schwach ausgeprägt. Arbeitgeber sehen vor allem höhere Produktivität und Kosteneinsparungen als Vorteile, für Mitarbeiter stehen die Bequemlichkeit, der Bedienkomfort und die Aussicht auf flexiblere Arbeitszeitgestaltung durch einfacheres Arbeiten von zuhause im Vordergrund. Zum Einsatz kommen in der Regel Notebooks (76 Prozent) und Smartphones (57 Prozent), aber auch Netbooks (32 Prozent) sowie Tablets (30 Prozent).

Ganz wohl ist auch den Angestellten bei der Sache nicht: Unter allen Befragten sind der Verlust von Daten, der Verlust von Privatsphäre sowie das Verwischen der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben die meisten gefürchteten Aspekte der Consumerisierung. Lediglich 14 Prozent der Umfrageteilnehmer haben keinerlei Bedenken, private Geräte in der Arbeit zu nutzen. Die meisten Nutzer greifen mit mobilen Geräten auf E-Mails, Kontaktinformationen und Kalendereinträge zu. Immerhin ein Drittel hat jedoch auch Zugriff auf Datenbanken und firmeneigene Anwendungen. Jeder Sechste kann sein CRM-System mobil erreichen, jeder Zehnte sogar Finanzdaten.

Wissen darüber, mit welchen Lösungen und Methoden mobile Endgeräte geschützt werden können, haben bei keinem Ansatz deutlich mehr als 50 Prozent der Nutzer. In 28 Prozent der Firmen gibt es derzeit nicht einmal Regeln oder Pläne für Regeln für den Einsatz persönlicher Geräte bei der Arbeit. Das kann sogar in Unternehmen vorkommen, die solche Geräte mit dem Firmen-Helpdesk supporten.

Wenn es Regeln gibt, sind diese oft lückenhaft und unklar: Lediglich 54 Prozent der Firmen haben eindeutige Richtlinien aufgestellt, wie von zuhause auf das Firmennetz zugegriffen werden darf. Bei 53 Prozent ist geregelt, wie mit privaten Geräten umzugehen ist, die in die Arbeit mitgebracht werden.

Fazit

Die Ergebnisse der von Dell und Intel finanzierten Umfrage zur Nutzung von IT am Arbeitsplatz zeigen, dass Mitarbeiter Neuerungen durchaus offen gegenüberstehen und diese teilweise auch selbst forcieren, räumen aber zugleich auch mit einigen Annahmen auf, die Marketingabteilungen zum Thema BYOD und Consumerisierung der IT verbreiten. Natürlich ist die Umfrage brachenübergreifend und es wird in Teilbereichen mehr oder weniger starke Ausprägungen geben.

Generell ist es aber eben nicht so, dass jeder ein Tablet will (zumindest nicht für die Arbeit), und auch nicht so, dass die die über 40 Jahre alten Angestellten der Entwicklung nur kopfschüttelnd zuschauen. Auch die Bedeutung von moderner IT für die Rekrtutierung von Nachwuchskräften scheint oft übertreiben zu werden.

Dafür scheinen Angestellte grundsätzlich nach Möglichkeiten zu suchen, flexibler zu arbeiten. Gelegentlich auch von zuhause oder unterwegs produktiv sein zu können, gehört dazu. Denn die Arbeit wird nicht weniger und die Stempeluhren werden immer öfter abgeschafft. Allerding sind komplette Telearbeitsmodelle zumindest in Deutschland wenig beliebt.

Und gerade in Deutschland sollten sich Firmen, bevor sie mit wilden Experimenten beginne, gründlich Gedanken über die Sicherheit der den Mitarbeitern vorgeschlagenen Lösungen machen und sich praktikable Richtlinien überlegen. Die müssen dann zwar auch überprüft werden – dabei gilt es jedoch die Bedenken der Arbeitskräfte ernst zu nehmen, die für ihren Einsatz auch ein Mindestmaß an Vertrauen erwarten: Nicht alles, was technisch an Kontrollen möglich und erlaubt ist, ist auch sinnvoll.

Die Firmen müssen dabei über ihren eigenen Schatten springen: Methoden zu entwicklen, wie sich die Produktivität der Mitarbeiter am Ergebnis ihrer Arbeit und nicht an der Menge ihrer Klicks oder anderen Aktivitäten messen und belohnen lässt, ist sicherlich schwierig. Hat man sie aber einmal, kann man mit einer zufriedeneren Belegschaft sicher mehr ereichen, als mit von digitalen Sklaventreibern nach vorne gepeitschten Galeerensklaven.

Und wer gerne für sein Unternehemn arbeitet, der hat sicher auch Verständnis für die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen. Das zeigen die Ergebnisse der Trend-Micro-Umfrage: Den Mitarbeitern ist nämlich durchaus klar, dass die neue Welt auch neue Risiken bringt – sowohl für sie persönlich, als auch für die Firma.

ZDNet.de Redaktion

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