Yahoo hat seinen neuen CEO vorgestellt. Es ist Scott Thompson, bisher Präsident beim Bezahldienst Paypal. In einer Pressemitteilung wird Yahoos Aufsichtsratschef Roy Bostock zitiert: „Scott hat bewiesen, dass er auf einem soliden Fundament aufbauen, Innovation wiederbeleben und das Wachstum antreiben kann. Das ist genau die Formel, die wir bei Yahoo brauchen.“
Thomson sagte, er wolle „die nächste erfolgreiche Ära von Yahoo einleiten“, indem er es sowohl Anzeigenkunden wie auch Anwendern Recht mache: „Das anhaltende Engagement von Yahoos Nutzern ist Grund für meinen Enthusiasmus.“ Letztes Ziel müsse es sein, den erwarteten Wert für die Aktionäre zu schaffen, doch dazu müsse er kleine Schritte gehen und erst einmal das Team kennenlernen. Er werde auch eng mit den Leitern der einzelnen Länder und dem internationalen Sales-Team zusammenarbeiten.
„Geschwindigkeit ist natürlich wichtig, aber wir werden auch günstige Gelegenheiten und die Herausforderungen des Wettbewerbsumfelds mit der nötigen Balance aus Dringlichkeit und Besonnenheit angehen.“ Bostock will Thompson außerdem in den Prozess der strategischen Neuausrichtung einbeziehen.
Seit der Entlassung von Carol Bartz im September 2011 war Yahoo ohne CEO. Bartz nannte den Aufsichtsrat in der Folge „Blödmänner“, kassierte aber dennoch 10 Millionen Dollar Abfindung. Der Aufsichtsrat dagegen kommunizierte, die strategische Zukunftsplanung habe derzeit Vorrang vor der CEO-Suche. Offenbar wollte Yahoo gern übernommen werden – was bis heute nicht passiert ist.
All Things Digital hatte von Thompsons Berufung vorab Wind bekommen. Autorin Kara Swisher berief sich auf anonyme Quellen. Außerdem wies sie darauf hin, dass Thompson kürzlich bei Facebook ein „Gefällt mir“ für Yahoo abgegeben hat.
Thompson war zuvor Senior Vice President und Chief Technology Officer der Ebay-Tochter Paypal gewesen. Noch früher leitete er die Technik der Visa-Tochter Inovant als Executive Vice President und diente Barclays Global Investors als Chief Information Officer.
Bartz hatte versucht, Yahoos Geschäft – und Aktienkurs – wieder in Schwung zu bringen, doch das gelang nicht. Vielmehr zog Suchkonkurrent Google vorbei, und viele Nutzer, für die früher das Yahoo-Portal erste Anlaufstelle im Web war, konzentrieren sich jetzt auf Facebook. Tim Morse spielt seit September den Übergangs-CEO. An einer Übernahme sollen die chinesische Alibaba Group sowie Investorengruppen rund um Silver Lake sowie TPG Capital interessiert sein.
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