Ab dem morgigen Donnerstag, dem 12. Januar, nimmt die Internet-Verwaltung ICANN nach mehreren Verzögerungen Bewerbungen für neue Top Level Domains (TLD) entgegen. Dann können sich Unternehmen, aber auch Städte und Regionen eigene Adress-Endungen nach dem Muster „www.xyz.firma“ oder „www.xyz.stadt“ sichern. Dies gilt als einschneidener Schritt in der Geschichte des Internets.
Wie der Münchener Registrar United Domains mitteilt, gibt es nach derzeitigem Stand etwa 140 öffentlich bekannte Intiatitiven für neue TLDs. Schätzungen gingen sogar von 200 bis 1000 Bewerbungen aus. Zum Vergleich: In den letzten zehn Jahren waren insgesamt nur etwa 20 Endungen wie .info oder .mobi hinzugekommen.
In Deutschland gibt es laut dem Branchenverband Bitkom unter anderem Initiativen für die Adressen .berlin, .hamburg und .köln. Branchen-Domains wie .film, .hotel oder .shop sind ebenfalls geplant. „Alle interessierten Institutionen sollten jetzt aktiv werden, wenn sie die neuen Möglichkeiten schnell nutzen wollen“, rät Bitkom-Präsident Dieter Kempf.
Bewerbungen können zunächst bis zum 12. April eingereicht werden. Die Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, wie die ICANN in voller Länge heißt, will bis November die Anträge prüfen und neue TLDs zulassen. Anfang 2013 können die Bewerber dann voraussichtlich ihre neuen Webadressen nutzen. Durch spezielle Services für Markenrechtsinhaber soll verhindert werden, dass Webseiten zu Spekulationszwecken reserviert werden.
Privatleute können keine Homepage-Suffixe wie „www.homepage.meier“ beantragen, weil die ICANN den wirtschaftlichen Betrieb der Adress-Endungen langfristig sichern will. Mit Kosten von rund 120.000 Euro allein für die Bewerbung und etwa 200.000 Euro für den laufenden Betrieb pro Jahr dürfte dies für Privatleute aber ohnehin wenig interessant sein.
In den USA erwartet man vor allem eine starke Nachfrage nach TLDs wie „.car“, „.love“, „.movie“, „.web“ und „.gay“. Europäische Beobachter gehen vor allem von Städtenamen als beliebten TLDs aus. Klar ist, dass Domainregistraren ein glänzendes Geschäftsjahr 2012 bevorsteht. Globalen Marken bleibt wenig anderes übrig, als sich ihren Namen unter jeder halbwegs interessanten TLD zu sichern. Kein Wunder, dass die Entscheidung umstritten war und seit Jahren heftig bekämpft wurde.
Abgeschmettert wurde unter anderem ein amerikanischer Vorschlag, der der US-Regierung (und einigen anderen) ein Vetorecht eingeräumt hätte. Regierungen haben nun die Möglichkeit, die ICANN bei der TLD-Vergabe unverbindlich zu beraten.
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