Datenschützer fordern FTC-Untersuchung zu Googles personalisierter Suche

Das Electronic Privacy Information Center (EPIC) hält Googles neue Suchfunktion „Search plus Your World“ für stärker personalisierte Suchergebnisse in mehrfacher Hinsicht für bedenklich. Die Datenschützer sehen kartellrechtliche Probleme und sind besorgt um die Privatsphäre der Nutzer. „Wir glauben, das ist etwas, was sich die FTC ansehen muss“, erklärte EPIC-Chef Marc Rotenberg gegenüber der Los Angeles Times.

Google ist ein etablierter Marktteilnehmer, der den Herausforderer Facebook abzuwehren versucht, indem er seine Marktdominanz in einem anderen Bereich einsetzt“, sagte Rotenberg. „Ich denke, das sollte viele beunruhigen.“ Gefahren für die Privatsphäre sieht er in den personalisierten Ergebnissen, die persönliche Daten der Teilnehmer von Google+ leichter zugänglich machten. Rotenberg erwägt, eine Beschwerde bei der US-Handelsaufsicht FTC einzureichen und die Behörde zu einer Untersuchung der neuen Google-Suche anzuregen.

Seine Pläne wollte Rotenberg gegenüber ZDNet nicht weiter kommentieren. „Morgen wird es Nachrichten dazu geben“, erklärte er nur. In einem Blogeintrag führen die Datenschützer ihre Einschätzung weiter aus: „Obwohl Kontaktdaten eines Teilnehmers von Google+ nicht öffentlich gemacht werden, werden sie durch die von Google umgesetzten Veränderungen leichter zugänglich. Die Nutzer können sich gegen personalisierte Suchergebnisse entscheiden, aber sie können nicht verhindern, dass ihre Informationen durch die Google-Suche gefunden werden.“

Es handle sich nicht um die erste Beschwerde wegen wettbewerbswidrigen Verhaltens von Google, betont EPIC: „Bei einer Anhörung des US-Senats ging es kürzlich darum, wie Google seine marktbeherrschende Stellung in der Suche nutzt, um den Wettbewerb zu verdrängen. Außerdem hat EPIC die Federal Trade Commission gebeten, Googles Nutzung von Suchranglisten bei YouTube zu untersuchen, mit der es seine eigenen Videos gegenüber den Inhalten anderer Anbieter bevorzugt. Google hat außerdem zugegeben, dass die FTC bereits prüft, inwieweit Google seine Dominanz im Bereich der Suche nutzt, um Wettbewerb auf anderen Feldern zu behindern.“

Google hat gute Gründe, die Kampfansage gegen die personalisierte Suche ernst zu nehmen. Eine EPIC-Beschwerde bei der FTC, die Google Buzz betraf, führte ein Jahr später zu einem Vergleich zwischen der FTC und Google, mit dem sich das Unternehmen zu umfassenden Datenschutzmaßnahmen verpflichten musste. Es muss außerdem über einen Zeitraum von 20 Jahren durch einen unabhängigen Dritten erstellte Datenschutzberichte vorlegen. Während Buzz im Oktober endgültig eingestellt wurde, erreicht Google+ heute rund 60 Millionen Nutzer.

Mit „Search plus Your World“ können sich mit ihrem Google-Konto eingeloggte Anwender für personalisierte oder „umfassende“ Ergebnisse entscheiden. Die personalisierte Suche berücksichtigt Einträge bei Google+ und Bilder von Picasa stärker. Sollte ein Freund bei Google+ etwas zum jeweiligen Suchbegriff geschrieben haben, zeigt sie seinen Eintrag an.

In die Kritik kam auch, dass Google bei dieser personalisierten Suche bislang vor allem Google+ und nicht Informationen von Twitter und Facebook berücksichtigt. Twitter beschwerte sich lautstark darüber, während Facebook jeden Kommentar verweigerte. Laut Google Fellow Amit Singhal, der als Kopf hinter der Google-Suche gilt, ist die Suchmaschine jedoch offen für andere Soziale Netze und will darüber verhandeln: „Allerdings muss es in einer Weise umgesetzt werden, die nicht zu einer allmählichen Verschlechterung der Nutzererfahrung führt. Die Nutzer müssen bestimmen können, was sie von wem zu sehen bekommen, und nicht Drittanbieter.“

Google steckt ganz offensichtlich in einem Dilemma und ist mit seiner personalisierten Suche Angriffen von allen Seiten ausgesetzt. Es dürfte die kritischen Reaktionen auf sein Vorpreschen aber erwartet haben. TechCrunch interpretiert das Vorgehen sogar als bewussten Schritt: „Es könnte eine groß angelegte Strategie sein, um die US-Regierung zu einer Untersuchung der Marktanteile von Suche und Social-Products als einem gemeinsamen Bereich zu provozieren – in einer Weise, die Facebook in die Defensive drängt, während es sich auf seinen Börsengang vorbereitet.“


In einigen Fällen zeigt Googles personalisierte Suche Resultate von anderen Sozialen Netzen wie Twitter oder Facebook so weit unten an, dass sie nicht ohne Scrollen zu sehen sind (Screenshot: Elinor Mills/CNET).

ZDNet.de Redaktion

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