Videomeetings gibt es in allen Qualitäts- und Preisklassen, vom kostenlosen Skype-Dienst bis hin zu Hunderttausenden von Euros kostenden Videostudios. Die Ausrüstung für einen Video-Meeting-Raum, den Cisco als TelePresence System 3000 vermarktet, kostet etwa 250.000 Euro. Für eine echte TelePresence-Konferenz braucht man mindestens zwei solcher Räume. Hinzu kommen erhebliche MPLS-Leitungskosten für die Audio- und Videoübertragung zwischen den Studios. Dazu braucht man einen globalen MPLS-Leitungsanbieter wie British Telecom oder T-Systems.
Die Oberkörper von bis zu sechs entfernten Gesprächspartnern werden mit so einem Cisco-System-3000 freilich in veritabler HD-Qualität auf drei exzellenten Full-HD-Fernsehern dargestellt, je zwei Personen pro TV-Screen. Die entfernten Meeting-Partner wirken bei so einem Cisco-System-3000 zum Greifen nah, fast so, als wären sie im gleichen Raume anwesend. Daher der Name Tele-Präsenz.
Auch die Tonqualität dieser Studios kann dank Richt- und Raumwirkung voll überzeugen, was der Autor im TelePresence-Studio von BT Germany schon mehrfach live erleben konnte. So teure TelePresence-Studios leisten sich aber meist nur große Organisationen – und auch die nicht immer: So gibt es etwa in Hotelketten oder von Dienstleistern wie Tata Communications oder T-Systems Telepräsenz-Räume zu mieten oder als Managed Service.
Telepresence als Service
Für ein paar Dutzend Euro pro Monat können sich aber auch mittlere und kleine Firmen „Video-as-a-Service“ aus dem Internet mieten. Dabei kommt der Video-Konferenz-Dienst direkt aus der Cloud in den Browser des eigenen Laptops. Teure MPLS-Leitungen sind dafür nicht nötig. Es reicht ein stabiler DSL-, VDSL-, HSPA- oder LTE-Anschluss für gute Videokonferenz-Connections. Zu den führenden Web-Meeting-Diensten zählen WebEx von Cisco und GoToMeeting von Citrix Online. Die Mietpreise dafür fangen schon unter 40 Euro pro Monat an.
Im privaten Umfeld schließlich dominiert die Skype-Video-Telefonie, etwa von Laptop zu Laptop, über ganz normale DSL-Verbindungen. Viele Skype-User kaufen sich nur deshalb einen neuen Laptop mit integrierter Videocam im Deckel, um stundenlange Videocalls mit Freunden und Verwandten in fernen Ländern bequem und quasi kostenlos über die Internet-Flatrate führen zu können. Wer tausende Kilometer entfernt von seinen Liebsten lebt und arbeitet, kennt die Sehnsucht nach mehr Nähe: Ganz viele nutzen daher Skype, vom kellnernden Gastarbeiter bis zum Ex-Pat-Manager. Skype will mit seinem neuen Videokonferenz-Tool für Gruppen-Videoanrufe aber auch in das kostenpflichtige Geschäft mit Firmen und zahlungsbereiten Privatusern einsteigen.
Einladungsmail zur Citrix-Videokonferenz
Für einen ersten Citrix-Video-Meeting-Test lässt sich der Autor von der Citrix-Online-Pressestelle per E-Mail zu einem sogenannten „GoToMeeting mit HDFaces“ einladen:
Lieber Herr Karcher, anbei erhalten Sie nun die Einwahldaten für das Gespräch morgen mit unserem Vice President und General Manager für die Region EMEA, Robert Gratzl. Ich freue mich auf unser Gespräch!
Mit freundlichen Grüßen, Clarissa Czipri
Sie können sich auch mit dem Telefon einwählen. Australien: +61 (0) 3 9008 7854. Belgien: +32 (0) 28 08 4345. Deutschland: +49 (0) 892 2061 115" … und viele weitere Länder.
Die Einladungs-Mail wird per Mausklick auf „Teilnehmen Ja?“ automatisch in den Google-Terminkalender übernommen und aus der Google-Cloud sofort per Mobilfunk auf das Handy synchronisiert: „Zeitpunkt Fr 2011-12-23 12:00 – 13:00. Wo: GoToMeeting“. Zehn Minuten vor dem Beginn des Video-Meetings vibriert das HTC Desire HD in der Hosentasche, Zeit zum PC zu gehen und in der Einladungs-Mail auf den Einladungslink zu klicken.
Ein neues Browser-Fenster „Citrix Online LLC US https …“ öffnet sich. Im Hintergrund wird die Citrix-Video-Software sehr schnell auf den Rechner geladen, dann kommt die Meldung: „Ladevorgang abgeschlossen. Ihr Meeting sollte in einigen Sekunden starten… Verbindung erfolgreich hergestellt! Auf Organisator warten… Die Wartezeit können Sie nutzen, indem Sie währenddessen unsere Audio-Checkliste mit hilfreichen Tipps lesen …“. Dort steht unter anderem: Citrix empfiehlt ein USB-Headset mit USB-Kopfhörer und USB-Mikrofon für beste Konferenzqualität. Am unteren Ende der Liste stehen integrierte Laptop-Lautsprecher samt Laptop-Mikrofon.
Video-Einwahl per PC
Der Autor sitzt beim Test an einem wahrlich nicht mobilen, dafür aber schnellen Tower-PC Acer Predator G5900 mit Intel-SSD und Intel Core-i7-CPU. An dessen AMD-Grafikkarte HD 6870 hängt ein 27-Zoll-Monitor. Mit 2560 x 1440 Bildpunkten geht die Auflösung des Fujitsu Display P27T-6 IPS deutlich über die Full-HD-Auflösung hinaus. Full-HD-Videos bewältigt diese Hardware mit einem Bruchteil ihrer Rechenpower. Komprimiertes Videoconferencing ebenso. Der Rechner hängt im Test per Gigabitkabel über eine Fritz-Box Fon WLAN 7390 an einem stabilen VDSL-50-Anschluss in München.
Auf dem Display sitzt eine externe Full-HD-1080p-Webcam (Logitech HD Pro Webcam C910) mit eingebautem Mikrofon. Bild und Ton werden also, wie von Citrix empfohlen, per USB-Kabel in den Rechner übertragen. Für 99 Euro liefert das Logitech-Teil eine beachtliche Audio- und Video-Qualität. Im Citrix-Video-Meeting-Test zeigt sich, dass diese Webcam allzeit ein recht scharfes Bild in die Videokonferenz schickt.
Um die entfernten Meeting-Partner gut zu hören, hängt ein Lautsprecher (Bose Soundlink Wireless Mobile Speaker) per Audio-Kabel und 3,5-mm-Miniklinkenstecker am Tower-PC. Er erzeugt bei den mittleren Frequenzen einen sehr klaren Klang. Menschliche Sprache ist damit ausgesprochen gut verständlich. Der Lautsprecher bietet auch Bluetooth und einen Akku für acht Stunden Sound und Musik. Damit ließ er sich in weiteren Video-Meeting-Tests auch bequem an einem Laptop in mobilen Video-Konferenzen einsetzen, ganz ohne Kabelverhau, was ja gerade im mobilen Einsatz noch wertvoller ist als am heimischen Schreibtisch.
Der Versuch, den Bose-Speaker in der laufenden Citrix-Video-Konferenz raumfüllend aufzudrehen, führt allerdings zu Rückkopplungen über das Logitech-Webcam-Mikrofon. Das liegt aber weder an Bose noch an Logitech, sondern an den Gesetzen der Akustik. Bei mäßiger Zimmerlautstärke war das verhallte Pfeifen gleich wieder weg.
Alle genannten Hardware-Peripherie erkennt die Citrix-Software schnell und steuert sie richtig an, egal an welchen Rechnern oder Laptops sie gerade hängen. Insgesamt ist die im Test verwendete Hardware etwas üppiger, als für ein flüssiges Video-Meeting dringend notwendig. Aber je besser die Hardware, umso geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Rechner den Versuch negativ beeinflusst.
Video-Einwahl per ThinkPad aus dem HomeOffice
Kurz vor 12 Uhr öffnet sich auf dem Monitor des Autors in München ein erstes Videofenster mit dem Live-Bild von Clarissa Czipri aus Karlsruhe. Die Citrix-Presseansprechpartnerin sitzt gerade im HomeOffice vor einem Laptop (Lenovo ThinkPad) mit eingebauter Webcam. Das Videobild des ThinkPad bleibt während der gesamten Telekonferenz leicht verschwommen. Der Ton aus dem Headset kommt dagegen recht klar in München an. Trotz des leicht verschwommenen Bewegtbildes entsteht spontan mehr Nähe als in einem bloßen Audio-Telefonat. Im offiziellen Citrix-Büro verfügt Frau Czipri natürlich über eine bessere Webcam.
Ein paar Sekunden später erscheint, rechts neben dem Video von Frau Czipri, automatisch ein zweites Videofenster mit dem Bild des Testers. In einem weiteren Fenster, dem Citrix-Bedienpanel, wird Frau Czipri als Organisator und Moderator der Konferenz ausgewiesen.
In jedem Videofenster steht links unten der Name des Videoteilnehmers. Das hilft, wenn man die Leute nicht näher kennt. Unter den beiden Videofenstern wird zusätzlich der Name des jeweiligen Redners eingeblendet. Reden zwei Personen gleichzeitig, dann blendet das Citrix-System beide Namen ein. Das ist praktisch. Allerdings wird auch jemand mit starken Husten vom System als Sprecher gemeldet. Das ist weniger praktisch.
Video-Einwahl per Apple MacBook Air aus dem Citrix-Büro
Gegen 12 Uhr 03 öffnet sich rechts außen ein drittes Videofenster: EMEA-Präsident Robert Gratzl sitzt in seinem Citrix-Büro in Karlsruhe vor einem Apple MacBook Air. Zuerst nutzt er daran eine externe 1080p-Videocam, später schaltet er auf die eingebaute Webcam des Notebooks um. Der Karlsruher Kamerawechsel wird in München durch ein kurzes Flackern bemerkt. Außerdem stellt die eingebaute Laptop-Kamera des MacBook Air Herrn Gratzl nun formatfüllender dar, als das zuvor etwas entfernter wirkende Weitwinkelvideobild der externen Webcam.
Die Videoströme kommen zwar mit beiden Kameras, extern wie intern, recht lebensecht in München an. Die externe Webcam wirkt jedoch einen Tick schärfer. Gratzl macht mit der Webcam erst mal einen kurzen Schwenk durch das Citrix-Office: Der Videoschwenk zeigt auch einen 37-Zoll-Fernseher. Den schließt Gratzl oft an sein Laptop an, wenn mehrere Personen die Videokonferenz in seinem Büro verfolgen wollen. Später dreht Gratzl die Webcam auch in Richtung Fenster: Nasskaltes Regenwetter, nicht besser als in München. Keine Frage: So eine Videokonferenz schafft auf Anhieb viel mehr Nähe als eine reine Telefonkonferenz. Die Videoqualität kann spontan beeindrucken. Später verabschiedet sich Gratzls Sekretärin in den Weihnachtsurlaub. Man kommt sich vor, als wäre man bei Citrix in Karlsruhe.
Die beiden Videofenster der Karlsruher Meeting-Partner sind offenbar standardmäßig auf das 16:9-Breitbildformat eingestellt. Das wirkt modern, zumal die meisten neuen Fernseher und HD-Sendungen just dieses angesagte Format nutzen. Der Autor hat sein Videobild in den Settings aber schon vor dem Meeting auf das 4:3 Format umgeschaltet, weil ein Oberkörper in der Regel ja doch kein Breitformat benötigt. Das 4:3 Format bleibt während der ganzen Videokonferenz erhalten.
PowerPoint-Vortrag mittels Screen-Sharing
Nach dem Smalltalk über Karlsruhe, München, Bayern und das miese Weihnachtswetter öffnet Gratzl seine Powerpoint-Vortragsfolien. Diese werden jetzt unter den drei Videofenstern in einem weiteren Dokumenten-Fenster für alle Teilnehmer sichtbar angezeigt.
Spätestens an dieser Stelle spielt der hochauflösende 27-Zoll-Monitor einen gewissen Vorteil aus, denn die vier Citrix-Fenster haben zusammen eine Breite von knapp 2000 Pixel und eine Höhe von knapp 1300 Bildpunkten. Ein High-End-Laptop-Display mit Full-HD-Auflösung müsste diese vier Fenster schon auf 1920 mal 1080 Pixel zusammenquetschen. Ein 13,3-Zoll-Laptop müsste die vier Fenster sogar auf die üblichen 1366 mal 768 Bildpunkte stauchen.
Nach einer Stunde und zehn Minuten ist die Videokonferenz zu Ende. Der Autor konnte in dieser Zeit auf seinem Münchner Monitor kein einziges, systembedingtes Videoruckeln und auch keinen Tonaussetzer erkennen. Einzig das kurze Flackern beim beabsichtigten Kamerawechsel in Karlsruhe schränkte das optische Vergnügen für ein paar kurze Augenblicke ein.
Mitschnitt der Videokonferenz
Später schickt Clarissa Czipri den Mitschnitt der Videokonferenz mit einer Stunde und zehn Minuten. Da die WMV-Datei mit 58,33 MByte für eine E-Mail zu groß war, erfolgte der Versand über einen Download-Link zu Sharefile, ebenfalls ein Produkt aus dem Hause Citrix. Als Organisator der Videokonferenz hatte Frau Czipri nach Zustimmung aller Teilnehmer die Option genutzt, die Audiogespräche und das Dokumentensharing-Fenster mitschneiden zu lassen. Die Video-Ströme der drei Konferenzteilnehmer wurden aber nicht aufgezeichnet. Der Mitschnitt ist eine gute Grundlage, wenn für betriebliche Zwecke später ein Protokoll der Videokonferenz angefertigt werden muss. Auch bei der Erstellung dieses Erfahrungsberichtes war er eine gute Hilfe und Gedächtnisstütze.
In weiteren Versuchen konnte der Autor auch selber Videokonferenzen als Organisator planen und weitere Teilnehmer dazu einladen. Die einmalige Einrichtung eines Organisator-Accounts dauert wenige Minuten. Als Organisator verschickt man eine Einladungs-E-Mail mit einem Internetlink und einem Passwort. So kann sich der Empfänger einfach nur mit seinem Browser in die Videokonferenz einklicken. So eine Videokonferenz lässt sich auch spontan binnen weniger Sekunden aufsetzen. Im Zweifel ruft man den gewünschten Teilnehmer auf dem Handy an und gibt die Zugangsdaten telefonisch durch oder verweist auf die soeben verschickte E-Mail mit den Einwahldaten. Das Aufsetzen einer Videokonferenz mit GoToMeeting und HDFaces ist in der Tat so einfach, wie es sich hier anhört.
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