Remote-Zugang zum PC: die besten Fernsteuerungs-Tools

Der komfortable Fernzugang zur grafischen Benutzeroberfläche eines Rechners ist auch heute noch keine einfache Angelegenheit. Zwar kann man sich ohne Probleme von einem Windows-PC auf den nächsten einloggen, wenn beide im selben LAN stehen, aber über das Internet ist dazu bereits Port-Forwarding erforderlich, um NAT-Grenzen zu überwinden.

Von Mac zu Mac geht es einfacher. Mit dem Dienst „Back to my Mac“ kann man sich auch über NAT-Grenzen hinweg über das Internet anmelden. Apple übernimmt die Vermittlung der Verbindung mit der kostenlosen Basisversion seiner iCloud.

Auch bei den Protokollen für die Fernsteuerung gibt es Unterschiede. Die bekanntesten sind X11, VNC und RDP. VNC ist ein Protokoll, das den Bildschirminhalt ausliest und überträgt. Dabei kann es sich auch um einen virtuellen Bildschirm handeln. Dieses Prinzip macht das Protokoll universell und es kann auf jedem Betriebssystem verwendet werden. So kann man sich beispielsweise von einem PC auf einem Mac oder Linux-Rechner anmelden. Das Standard-Fernsteuerungsprotokoll bei Mac OS ist eine Erweiterung von VNC.

Allerdings ist VNC nicht besonders effizient: Es werden große Datenmengen übertragen. Zwar wird nicht immer der gesamte Bildschirminhalt gesendet, sondern nur die Differenz zum vorherigen. Trotzdem ist das Protokoll langsam – insbesondere bei hohen Latenzzeiten, obwohl die Daten in der Regel komprimiert werden.

Bei RDP (Microsoft Remote Desktop Protocol) werden Bildschirmsteuerungs-Befehle nicht an die Grafikkarte übertragen, sondern über das Netzwerk versandt. Ein Client wertet diese Befehle aus und stellt sie am lokalen Screen dar. Dadurch ist das Protokoll effektiver. Allerdings ist es stark an die Windows-Architektur gekoppelt. Im Wesentlichen werden GDI-Befehle geschickt. Will man RDP auf einem anderen Betriebssystem implementieren, müssen die Befehle des fremden OS auf Windows-Befehle umgesetzt werden.

X11 ist das älteste Protokoll und wurde für Unix-Systeme entwickelt. Es diente ursprünglich nicht dazu, den gesamten Desktop auf einen fremden Rechner zu bringen, sondern einzelne Anwendungen und Fenster, was auch heute noch möglich ist.

Da das X11-Protokoll erweiterbar ist, gibt es zahlreiche Zusatzprotokolle, um auch moderne Grafikkarten mit ihren 3D-Fähigkeiten zu unterstützen. Das führt aber dazu, dass viele Erweiterungen auf X11-Servern (aus Sicht des Users eigentlich Clients) nicht verfügbar sind und die Darstellung unvollständig und nicht korrekt ist. Es wird nur noch selten für den Fernzugriff verwendet.

Wer möglichst wenige Probleme beim Fernzugriff haben möchte, sollte dafür einen Dienst in Anspruch nehmen. Neben der eigentlichen Remote-Software bieten diese Dienste eine Vermittlung über NAT-Grenzen hinweg. Auch um die Verschlüsselung muss sich der Nutzer keine Gedanken machen.

LogMeIn Free

LogMeIn Free ist der wohl bekannteste Fernsteuerungsdienst. Er arbeitet mit Windows- und Mac-Rechnern. LogMeIn unterstützt bereits in der Free-Version Wake-On-LAN, um einen ausgeschalteten Rechner aus der Ferne einzuschalten. Ferner gibt es Clients für iOS und Android. Wegen der kleinen Bildschirme von Smartphones ist die Nutzung insbesondere von einem Tablet aus sinnvoll.


Registrierte Rechner kann man bequem aus einem Webinterface heraus fernsteuern.

Nach der Installation der Software auf dem eigenen Rechner lässt sich dieser über jeden PC mit Internetanschluss durch einen Browser fernsteuern. Der Nutzer hat dabei vollen Zugriff auf alle installierten Programme. Die Oberfläche ist einfach und verständlich.

Erweiterte Features wie das Kopieren von Dateien per Drag and Drop, Ferndrucken, Videoübertragung in HD-Qualität und Tonausgabe des ferngesteuerten PCs gibt es allerdings nur in der Pro-Version. Die Mac-Version enthält nicht alle Funktionen. Der Hersteller hält eine genaue Feature-Übersicht bereit.

Teamviewer

Einen ähnlichen Dienst bietet Teamviewer. Die Software ist für Linux, Mac OS und Windows verfügbar. Für Android und iOS sind Apps vorhanden. Anders als bei LogMeIn gibt es nur eine Vollversion, die dürfen Privatleute aber kostenlos nutzen.

Neben der Kompatibilität mit dem VNC-Standard bietet das Programm zahlreiche Zusatzfeatures. Mit der VPN-Funktion lässt sich auf alle Netzwerkdienste des entfernten Computers zugreifen. Außerdem können Meetings und Präsentationen mit bis zu 25 Teilnehmern abgehalten werden.


Teamviewer bietet eine einfache Oberfläche für den Fernzugriff.

Anders als bei LogMeIn ist es allerdings nicht ohne weiteres möglich, auf entfernte Desktops zuzugreifen. Man benötigt zuerst die ID-Nummer und den Code der Zielperson, bevor eine Verbindung gestartet werden kann.

Tools ohne Vermittlungsdienst

Nicht immer ist die Verwendung eines Dienstes sinnvoll, etwa, wenn sich beide Rechner im selben LAN befinden oder wenn es die Security-Policy des Unternehmens grundsätzlich nicht erlaubt, einen Dienstleister dazwischen zu schalten.

Um von einem Mac-Rechner auf einen Windows-PC zuzugreifen, kann man den Microsoft Remote Desktop Connection Client für Mac einsetzen. Für den umgekehrten Fall lässt sich ein VNC-Client wie UltraVNC oder TightVNC nutzen. Ein VNC-Client für Windows bietet allerdings nicht die optimale Performance beim Zugriff auf einen Mac. Die Windows-Clients unterstützen die Mac-Erweiterungen nicht. Es kommt nur eine unkomprimierte Basisverbindung zustande. Innerhalb eines LANs ist die Geschwindigkeit jedoch akzeptabel. Auf dem Mac muss dafür nur die „Bildschirmfreigabe“ aktiviert werden.

Die beiden Programme UltraVNC und TightVNC lassen sich auch als VNC-Server für Windows einsetzen, wenn man von einem Client mit dem VNC-Protokoll zugreifen möchte, etwa weil dort kein RDP zur Verfügung steht. Das Setup ist allerdings komplex. Je nach Client müssen zahlreiche Einstellungen vorgenommen werden, um eine akzeptable Geschwindigkeit zu erreichen.


Um UltraVNC als Server zu nutzen, ist viel Erfahrung erforderlich.

Für Windows- und Linux-User empfiehlt sich als Alternative zu einem reinen VNC-Client das Programm RD Connection Manager. Die Open-Source-Software beherrscht sowohl das RDP-Protokoll als auch VNC sowie den Citrix-ICA-Standard. Fertige Pakete gibt es für Windows und Debian-basierende Linux-Versionen wie Ubuntu oder Linux Mint in 32- und 64-Bit.


Der RD Connection Manager verbindet Linux- und Windows-Rechner an fremde Desktops mittels RDP, VNC oder Citrix-ICA-Protokoll.

Mit dem RD Connection Manager kann man bequem auf Windows-Rechner via RDP sowie auf Linux- und Mac-Rechner mittels VNC zugreifen. Somit hat man einen universellen Client für alle Protokolle. RDP wird in der Protokoll-Version 6 unterstützt. Viele andere Clients beherrschen nur Version 5.

RDP-Protokoll mittels VirtualBox nutzen

Fernzugriff ist auch bei virtuellen Maschinen ein Thema. Wenn das Gastbetriebssystem kein geeignetes Protokoll bietet oder die Netzwerkanbindung der Gastmaschine mittels NAT erfolgt, was bei vielen Desktop-Virtualisierungsprogrammen unsinnigerweise als Default festgelegt ist, muss der Fernzugriff durch die Virtualisierungssoftware geregelt sein. So kann man sich auch auf Gastbetriebssystemen wie MS-DOS, Windows 95 oder OS/2 per Fernzugriff anmelden.

Die kostenpflichtige VMWare Workstation setzt hierbei auf das VNC-Protokoll. Konkurrent Oracle hingegen verwendet bei VirtualBox das RDP-Protokoll, das ein flüssigeres Arbeiten erlaubt. Auch die Linux- und Mac-Versionen bieten einen RDP-Zugriff auf beliebige Gastmaschinen an.


Mit dem vorinstallierten Remote-Desktop-Client aus Windows kann man auch Linux oder jedes andere Betriebssystem fernsteuern – vorausgesetzt man betreibt das OS in einer virtuellen Maschine unter Virtual Box.

So kann man mit einem RDP-Client, der in jeder Windows-Version vorinstalliert ist, auf eine Gastmaschine zugreifen. Zu beachten ist allerdings, dass man jeder Gastmaschine unter „Anzeige – Fernsteuerung“ einen eigenen TCP-Port zuweisen muss. Auf Windows-Rechnern sollte die Voreinstellung 3389 geändert werden, um nicht mit dem RDP-Zugang zum Host-Rechner in Konflikt zu kommen. Um eine Gastmaschine zu steuern, gibt man im Client als Zielhost die IP-Adresse oder den Namen des Hostrechners (nicht der Gastmaschine) gefolgt von einem Doppelpunkt und der selbstgewählten Portnummer an, beispielsweise 192.168.1.5:4444.

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ZDNet.de Redaktion

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