Microsoft hat die Zahl der Lizenzoptionen für seine IT-Verwaltungslösung System Center 2012 drastisch reduziert: von über 100 auf zwei. Das neue Preismodell zwingt Kunden jedoch, eine Lizenz für alle acht Module der Managementsuite zu kaufen, so dass sie sich nicht wie bisher eine eigene Auswahl zusammenstellen können.
„Während der vergangenen zehn Jahre ist unser Lizenzangebot sehr umfangreich geworden mit zuletzt über 113 verschiedenen Preispunkten“, erklärte Gareth Fort, der als General Manager für Microsofts Server- und Cloud-Sparte verantwortlich ist. Die beiden neuen und ausschließlichen Lizenzoptionen heißen Standard und Datacenter. Standard kostet 1300 Dollar, gilt für alle Komponenten von System Center 2012 und lässt zwei Virtuelle Maschinen zu. Datacenter unterstützt zum Preis von 3600 Dollar eine unbegrenzte Anzahl Virtueller Masachinen.
Das neue Schema bedeutet, dass auch 1300 Dollar fällig werden, wenn nur eines der acht verschiedenen Module benötigt wird – etwa der Virtual Machine Manager. In der Vergangenheit bezahlten Microsoft-Kunden beispielsweise 500 Dollar für eine Lizenz von Virtual Machine Manager Workgroup Edition und 900 Dollar für VMM Enterprise Edition.
System Center 2012 wird laut Microsoft Deutschland in der ersten Jahreshälfte verfügbar sein – ein Release Candidate liegt seit dieser Woche vor. Schwer einzuschätzen ist außerdem, wie sich die umgestalteten Lizenzoptionen und Preise auf einzelne Kunden auswirken. Wie IDC-Analyst Rene Millman gegenüber ZDNet erklärte, wirken sie sich unterm Strich vielleicht nicht so stark aus.
„Microsofts Geschäftsmodell läuft darauf hinaus, eine unternehmensweite Lizenzvereinbarung zu treffen, in die alles hineingepackt wird“, erklärte Millman. „Es wäre in jeden Fall schwierig, einen Unterschied zu sehen, wenn Sie auf der punktierten Linie unterschreiben und Microsoft eine Menge Geld überreichen. Es könnte letztlich vom Wetter abhängen, was Sie an einem bestimmten Tag aus Microsoft und einem bestimmten Verkäufer herausholen können.“
Microsoft schätzt die Lizenzveränderungen als wesentlich ein: „Es ist definitiv nicht nur Augenauswischerei“, erklärte ein Microsoft-Sprecher. „Wir sind überzeugt, dass diese Umgestaltung zum Vorteil sowohl neuer als auch vorhandener Kunden ist. Die Lizenzierung entspricht dem Konzept einer Integration aller Funktionen, die für Cloud-basierte Architekturen benötigt werden, und stellt dem Kunden alle benötigten Leistungen in einer vereinfachten Produktpalette zur Verfügung.“
Einige Microsoft-Beobachter begrüßten den Schritt. „Die Umstellung ist insgesamt positiv und wird den Kunden nützen“, erklärte Richard Gibbons, Softwaremanager bei Bechtle Direct, gegenüber ZDNet. „Sie wird in einigen Fällen Probleme bereiten, aber ich denke, das ist bei solchen Veränderungen immer der Fall.“
Microsofts neue Lizenzoptionen spielen auch im Wettbewerb mit VMware eine Rolle. VMware hatte kürzlich das Lizenzierungsmodell für seine Virtualisierungs- und Verwaltungssuite vSphere 5 auf Preise umgestellt, die nach der Anzahl von Prozessoren und dem verwendeten RAM berechnet werden. Im mittleren Marktsegment treffen die beiden Anbieter nun mit unterschiedlichen Lizenzmodellen aufeinander. „VMware ist sehr stark im Enterprise-Bereich, und sie versuchen jetzt weiter unten im mittleren Segment mitzuspielen“, sagte IDC-Analyst Millman. „Microsoft bietet hier eine Menge an und hält mit Windows Server sowie den Lizenzvereinbarungen für System Center 2012 dagegen.“
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