Jim Balsillie und Mike Lazaridis ziehen sich fast vollständig aus der Unternehmensspitze des kanadischen Handyherstellers Research In Motion zurück. Einer Pressemeldung zufolge geben sie ihre Posten als Chief Executive Officers und auch Vorstandsvorsitzende („Chairmen“) auf. Neuer CEO des Unternehmens ist mit sofortiger Wirkung der ehemalige Siemens-Manager Thorsten Heins.
Heins, der auch einen Sitz im Vorstand erhält, ist seit 2007 bei RIM. Anfänglich war er als Senior Vice President für Hardware Engineering verantwortlich. Im August wurde er zum Chief Operating Officer für Produkte und Verkauf ernannt.
„Es gibt einen Zeitpunkt in der Entwicklung jedes erfolgreichen Unternehmens, an dem die Gründer erkennen, dass sie den Taktstock an eine neue Führung übergeben müssen“, sagte Lazaridis. „Jim und ich sind zum Vorstand gegangen und haben ihm erklärt, dass wir denken, dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen.“
Nach Unternehmensangaben wurde Lazaridis zum stellvertretenden Vorstandvorsitzenden ernannt. Balsillie bleibe einfaches Mitglied des Gremiums. Wie schon zuvor von der kanadischen Financial Post vermutet, wurde Barbara Stymiest, leitende Managerin der Bank of Canada, zur Vorstandsvorsitzenden berufen.
Mehrere Investoren des Blackberry-Herstellers hatten schon länger Veränderungen an der Unternehmensspitze gefordert. Grund dafür sind sinkende Marktanteile und fallende Aktienkurse. Im dritten Fiskalquartal musste RIM nach einer Abschreibung auf die Lagerbestände des Blackberry-Tablets Playbook einen Gewinnrückgang von 71 Prozent hinnehmen. Zudem verschob das Unternehmen die Einführung der nächsten Blackberry-Generation auf Ende 2012.
Im vergangenen Jahr war es Balsillie und Lazaridis, die zweit- und drittgrößter Anteilseigner des Unternehmens sind, nicht gelungen, die jüngste Blackberry-Generation erfolgreich gegen das iPhone 4S und die zahlreichen Android-Smartphones zu positionieren. Auch der Einstieg in den Tablet-Markt scheiterte. Zuletzt senkte RIM den Preis für alle Varianten des Playbook einheitlich auf 299 Dollar.
Zudem droht RIM eine Sammelklage in Kanada wegen des weltweiten Ausfalls seines Blackberry-Diensts im vergangenen Oktober. Die Störung, die am 10. Oktober begann, war die Schlimmste in der zwölfjährigen Geschichte des Unternehmens. Sie führte dazu, dass Blackberry-Nutzer in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika sowie später auch in den USA und Kanada nicht auf E-Mails, Messaging und das Internet zugreifen konnten. Die von RIM als Entschädigung angebotenen kostenlosen Premium-Apps im Wert von 100 Dollar hatten viele Kunden als unzureichend kritisiert.
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