Innerhalb der kommenden Wochen werden alle rund 800 Millionen Mitglieder auf die neue Profilansicht umgestellt (Bild: Facebook).

Deutsche Datenschützer haben Facebooks Schritt kritisiert, die neue Profilansicht „Timeline“ – hierzulande „Chronik“ – verpflichtend für alle Nutzer einzuführen. Das Verhalten von Facebook sei „ultradreist“, wetterte etwa der Datenschutzbeauftragte von Schleswig-Holstein, Thilo Weichert, im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Druckausgabe). „Es steht in absolutem Widerspruch zu den Zusicherungen, die der Konzern dem irischen Datenschutz gegenüber gemacht hat.“

Facebook habe zugestimmt, bei einer Veränderung der Profileinstellungen die Einwilligung der Nutzer einzuholen, sagte Weichert. „Jetzt wird die Timeline allen aufgezwungen.“ Ob gerade dieses Zugeständnis Teil der Vereinbarungen war, ist allerdings unklar: Weder der irische Data Protection Commissioner (DPC) noch Facebook selbst gehen in ihren Ankündigen darauf ein.

Der Hamburgische Datenschutzbeauftragte, Johannes Caspar, sieht die größte Gefahr der Profilumstellung indes darin, „dass der Nutzer angeregt oder angeleitet wird, aus seiner Vita Daten preiszugeben, die er zuvor nicht preisgegeben hätte“. Betroffene müssten die Risiken kennen, die mit einem interaktiven Lebenslauf einhergingen. „Es muss klar sein, dass noch deutlicher wird, welche Vorlieben, Eigenheiten, Freunde und Kontakte der Nutzer hat“, sagte Caspar gegenüber dem Hamburger Abendblatt. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen werde das zum Problem, wenn sie aufgrund von sozialem Druck immer mehr Daten ins Netz stellten.

Gerade erst hat Facebook bekannt gegeben, dass es in den kommenden Wochen Timeline für alle Nutzer ausrollen wird. Sie haben dann sieben Tage Zeit, ihr Profil zu sichten, bevor es jemand anderes zu sehen bekommt. Die Umstellung ist insofern gravierend, als die Facebook-Chronik alles zu Tage fördert, was ein Nutzer jemals im Social Network verfügbar gemacht hat. Einträge lassen sich aber auch im Nachhinein als nicht sichtbar kennzeichnen oder löschen.

Ende Dezember hatte sich Facebook auf Druck des irischen Datenschutzbeauftragten bereit erklärt, seinen Dienst in Europa zu überarbeiten. Die Europazentrale des Social Network befindet sich in Dublin, weshalb der DPC auch die zuständige Datenschutzbehörde ist. Alle Änderungen sollen in den kommenden sechs Monaten umgesetzt werden. Die Fortschritte werden vom DPC geprüft. Im Juli 2012 findet eine neuerliche Untersuchung statt.

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch formelle Beschwerden des österreichischen Jurastudenten Max Schrems. Der hatte im Juni auf Nachfrage eine CD von Facebook erhalten, die persönliche Daten über ihn aus einem Zeitraum von drei Jahren enthielt. Der DPC warf Facebook daraufhin vor, von Nutzern und auch Nichtmitgliedern ohne deren Wissen Schattenprofile anzulegen.

ZDNet.de Redaktion

Recent Posts

Studie: Ein Drittel aller E-Mails an Unternehmen sind unerwünscht

Der Cybersecurity Report von Hornetsecurity stuft 2,3 Prozent der Inhalte gar als bösartig ein. Die…

3 Tagen ago

HubPhish: Phishing-Kampagne zielt auf europäische Unternehmen

Die Hintermänner haben es auf Zugangsdaten zu Microsoft Azure abgesehen. Die Kampagne ist bis mindestens…

4 Tagen ago

1. Januar 2025: Umstieg auf E-Rechnung im B2B-Geschäftsverkehr

Cloud-Plattform für elektronische Beschaffungsprozesse mit automatisierter Abwicklung elektronischer Rechnungen.

4 Tagen ago

Google schließt schwerwiegende Sicherheitslücken in Chrome 131

Mindestens eine Schwachstelle erlaubt eine Remotecodeausführung. Dem Entdecker zahlt Google eine besonders hohe Belohnung von…

4 Tagen ago

Erreichbarkeit im Weihnachtsurlaub weiterhin hoch

Nur rund die Hälfte schaltet während der Feiertage komplett vom Job ab. Die anderen sind…

5 Tagen ago

Hacker missbrauchen Google Calendar zum Angriff auf Postfächer

Security-Experten von Check Point sind einer neuen Angriffsart auf die Spur gekommen, die E-Mail-Schutzmaßnahmen umgehen…

6 Tagen ago