Servervirtualisierung: ein Schwarzes Loch für Daten?

Den Gründen für Datenverluste wurde in der Umfrage von Kroll Ontrack auch nachgespürt. Der Umfrage zufolge sind menschliche Fehler bei der Bedienung der virtuellen Systeme der häufigste Grund. Versehentlich gelöschte virtuelle Laufwerke und Snapshots sind die Ursache von 36 Prozent der Datenverluste in VMWare-Umgebungen. Auf Fehler bei der Formatierung und Neuinstallation entfallen 10 Prozent. Probleme mit der Virtualisierungslösung aufgrund von Systemfehlern, also beschädigte VMFS-Metadaten oder virtuelle Laufwerke, waren nur in 13 Prozent beziehungsweise in 1 Prozent der Fälle Ursache für Datenverluste.

Das stimmt im Wesentlichen mit den durch die Experten von Kroll Ontrack bei ihrer Arbeit als Datenretter ermittelten Auslösern für Datenverlust ermittelten Gründen überein: Den Erfahrungen der Datenretter zufolge sind 28 Prozent der an sie herangetragenen Fälle auf gelöschte Dateien im virtuellen System und 13 Prozent auf Formatierungen oder Neuinstallationen zurückzuführen – also durch Menschen verursacht. In 28 Prozent der Fälle waren es beschädigte Laufwerke, bei einem Viertel der Aufträge waren RAID- und Hardwarefehler die Ursache.

Eine andere, vor Kurzem im Auftrag von Acronis vom Ponemon-Institut durchgeführte Umfrage zum Einsatz von Backup- und Disaster-Recovery-Lösungen in kleinen und mittelständischen Unternehmen, gibt weitere interessante Aufschlüsse. Befragt wurden dabei rund 6000 IT-Manager aus mehreren Ländern in Unternehmen mit maximal 1000 Beschäftigten.

„Auch in dieser Untersuchung hat sich gezeigt, dass menschliche Fehler der häufigste Grund für Downtime sind. Das betrifft sowohl physische als auch virtualisierte Umgebungen. Wie bei jeder neuen Technologie geht es auch bei der Virtualisierung um die Implementierung von Best Practices. Es ist unserer Einschätzung nach nicht die Frage, ob VMware-Lösungen ausgereift sind, sondern es geht vielmehr um das Know-how des IT-Managers in diesem Lösungsumfeld“, so Acronis-Geschäftsführer Michael Hon-Mong.


Häufigkeit der Ursachen für Datenverlust in virtuellen Systemen, ermittelt auf Grundlage interner Daten von Kroll Ontrack (Grafik: Kroll Ontrack).

Die Ergebnisse sind für Holger Engelland von Kroll Ontrack keine Überraschung: „Virtuelle Infrastrukturen sind wesentlich komplexer und vielschichtiger aufgebaut als die meisten klassischen IT-Umgebungen.“ Zudem seien, wie er unter Berufung auf einen Gartner-Bericht erklärt, die mit der Zeit entwickelten IT-Prozesse der Unternehmen meist nicht für „die Geschwindigkeiten und raschen Änderungen“ virtueller Infrastrukturen ausgelegt.

Aber selbst wenn es so wäre: „Auch die beste Backupstrategie kann menschliche Fehler nicht verhindern. Wichtiger als die Fehlerquelle ist aber die Datensicherungsstrategie. Sind vollständige und auf Wiederherstellbarkeit geprüfte Backups vorhanden, bleibt die Ausfallzeit minimal“, sagt Andreas Neufert, Systems Engineer Central Europe bei Veeam Software.

„Viele Unternehmen führen Wiederherstellungen von VMs auf gut Glück aus“, so Neufert weiter. „Dabei ist der Aufwand für die Erstellung von Notfallplänen und eine ordentliche Prüfung der Wiederherstellungsabläufe deutlich geringer, als viele glauben.“

Auch dafür finden sich Belege in den Ergebnissen der Umfrage von Kroll Ontrack. Immerhin haben 57 Prozent der deutschen Unternehmen einen internen Ansprechpartner benannt, der zuständig ist, wenn es zum Datenverlust auf virtuellen Systemen kommt. Für die Wiederherstellung verlorener Daten greifen rund 80 Prozent von ihnen zunächst auf bestehende Backups zurück, 39 Prozent versuchen es mit Snapshots. Ein Viertel der befragten Unternehmen konnte jedoch trotz aller Bemühungen ihre Daten nicht immer in vollem Umfang selbst wiederherstellen.

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ZDNet.de Redaktion

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