Betrügerbande erleichtert 100.000 Telefonkunden um 1,6 Millionen Euro

Die Polizei hat am Dienstag acht Personen verhaftet, die gemeinsam mit der Firma Telomax mindestens 100.000 Telefonkunden um insgesamt 1,623 Millionen Euro betrogen haben sollen. An den Durchsuchungen von Wohnungen und Büros in Deutschland, Österreich und der Schweiz waren rund 1000 Polizeibeamte und 10 Staatsanwälte beteiligt, wie die federführende Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main mitteilt. Dabei habe man umfangreiches Beweismaterial sichergestellt.

Unter den acht festgenommenen Männern befanden sich der mutmaßliche Kopf der Bande, seine „rechte Hand“ sowie der Geschäftsführer von Telomax. Sie sollen dem Haftrichter vorgeführt werden. Insgesamt richtet sich das Verfahren derzeit gegen 14 Personen im Alter von 26 bis 58 Jahren.

Die Beschuldigten haben laut Staatsanwaltschaft eine neu ins Telekommunikationsgesetz eingeführte Vorschrift ausgenutzt, die es Netzbetreibern ermöglicht, sogenannte Mehrwertdienstleistungen über die Telefonrechnung einzuziehen. Der 31 Jahre alte Bandenchef habe offensichtlich erkannt, „dass diese Art der Abrechnung die Möglichkeit bietet, leichter als über einen Lastschrifteneinzug vermeintliche Forderungen einzuziehen, da diese Art des Inkasso in der Bevölkerung weitgehend unbekannt ist und Betroffene somit bei der ausgewiesenen ‚Mehrwertdienstleistung‘ nicht ohne Weiteres an einen unberechtigten Forderungseinzug denken“, erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Bechtel. Zudem prüften viele Kunden ihre Telefonrechnung nicht ausreichend.

Die Betrüger riefen aus Callcentern im Kosovo und in Bulgarien vor allem ältere Menschen an und behaupteten, sie hätten Kosmetik- oder Benzingutscheine gewonnen. Dann brachten sie ihre Opfer durch eine irreführende und manipulative Gesprächsführung dazu, verschiedene Fragen mit „Ja“ zu beantworten und so einen kostenpflichtigen Vertrag zur Eintragung in über 200 Gewinnspielen zum wöchentlichen Abonnementpreis von 9,90 Euro abzuschließen. Bei diesem Gespräch wurde den Kunden auch der Berechtigungscode genannt, um die Voraussetzungen für den Forderungseinzug nach dem Telekommunikationsgesetz zu erfüllen. Telomax buchte als Carrier anschließend das Geld ab.

Spätestens seit dem 22. Juli 2010 sollen die Betrüger auf diese Weise Kasse gemacht haben. Zu den rund 1,6 Millionen Euro kommen nochmals 810.000 Euro hinzu, die Telomax beanspruchte, aber aufgrund von Auszahlungsverboten der Bundesnetzagentur nicht mehr erhielt. Die Deutsche Telekom rechnet seit Ende Februar 2011 keine Forderungen von Telomax mehr ab. Etwa die Hälfte des von dem Carrier eingezogenen Geldes floss der Frankfurter Staatsanwaltschaft zufolge an den 31-jährigen Kopf der Bande.

ZDNet.de Redaktion

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