W3C: Google und Apple gefährden das Offene Web

Daniel Glazman, Co-Vorsitzender des World Wide Web Consortium (W3C), hat Apple und Google als Risiko für das Offene Web bezeichnet. Deren Dominanz auf dem mobilen Browsermarkt führe zu einer Situation, die für Programmierer noch schlechter sei, als zuvor die Vormachtstellung von Microsofts Internet Explorer bei Desktop-Browsern.

Entwickler übersehen demnach häufig die Alternativen, wenn sie neuere Funktionen von CSS (Cascading Style Sheets) nutzen – selbst wenn die anderen Browser sie ebenfalls unterstützen. Glazman zufolge führt das dazu, dass die Konkurrenz – hauptsächlich Firefox, Internet Explorer und Opera – sich im Grunde als anderer Browser „verkleiden“ muss. Wenn das geschehe, sei jedoch das Open Web in Gefahr – eine Programmierplattform, die auf kooperativ erstellten Standards statt proprietären Funkionen fußt.

Das Problem kam während eines Treffens der CSS-Arbeitsgruppe zur Sprache. Vertreter von Mozilla, Opera und Microsoft deuteten an, dass sie sich mit der unangenehmen Option ausgesöhnt hätten, mit dem Etikett „WebKit“ versehene Funktionen zu nutzen. Man könne auf Dauer nicht mehr darauf verzichten. „Ich kann eine Liste der [nicht standardisierten CSS-]Funktionen zusammenstellen, die wir brauchen, und wir sehen dann zu, dass wir sie [vom W3C] standardisieren lassen“, sagte Apple-Vertreter Simon Fraser.

„Vor nicht allzu langer Zeit war IE6 der alles dominierende Browser im Netz“, schreibt Glazman in einem Aufruf. „Im Grunde war das Web voll von ‚Funktioniert nur im IE6‘-Sites, und Hersteller sowie Nutzer anderer Browser heulten.“ IE6 sei tot, die Zeit vorbei, und alle Browserhersteller – selbst Microsoft – seien zufrieden.

„Vorbei? Nicht ganz. IE6 ist Geschichte, das Problem ist zurück“, moniert Glazman. WebKit, die Rendering-Engine von Safari und Chrome, sei jetzt der überdominante Browser im mobilen Web. „Im Grunde ist jetzt das mobile Web voll von ‚Funktioniert nur in WebKit‘-Sites, während Hersteller und Nutzer anderer Browser heulen.“

Das Problem gründet in der Weise, wie sich Webstandards entwickeln. Neue Browser bringen häufig auch neue Technologien mit, die letztlich zu Standards werden, zunächst aber nur in einem Browser funktionieren. Wenn Webentwickler experimentelle Funktionen nutzen, müssen sie sie mit einem Präfix aufrufen – etwa „-webkit“ für eine Funktion, die in WebKit-basierten Browsern funktioniert.

Wird eine Funktion zum Standard erklärt, können Programmierer wieder auf das Präfix verzichten, weil sie nicht mehr Acht geben müssen, für welchen Browser sie schreiben. Derzeit ist es nach Angaben von Glazman aber so, dass Entwickler für WebKit programmieren, ohne Präfixe für Opera (-o), Microsofts IE (-ms) oder Mozillas Firefox (-moz) hinzuzufügen – selbst, wenn die anderen Browser die Funktion unterstützen. „Ich bitte alle Webautoren darum, Sites nicht mehr nur für WebKit zu schreiben, speziell, wenn sich die Unterstützung anderer Browser mit einigen extra CSS-Präfixen hinzufügen lässt.“

ZDNet.de Redaktion

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