Im Wettlauf mit Zensoren hat das TOR-Projekt verschlüsselte Verbindungen erprobt, die nicht als solche erkennbar sind. Das Anonymisierungsnetz antwortet damit auf eine massiv ausgeweitete Internetfilterung, mit der sich die iranische Regierung vermutlich auf erwartete Proteste zum 33. Jahrestag der Islamischen Revolution am 11. Februar vorbereiten wollte.
Um den iranischen Nutzern zu helfen, setzen die Aktivisten auf „eine besondere Art von TOR-Brücke, die so etwas wie eine Traffic-Tarnung bewirkt – wir nennen es eine verschleierte Brücke“. Sie wiesen zugleich auf die technischen Schwierigkeiten hin, solche Brücken zu installieren. Sie seien noch nicht besonders ausgereift. Zum anderen sei nicht auszuschließen, dass sie im Wettlauf mit der staatlichen Zensur nur wenige Tage Bestand hätten.
Die Gegenmaßnahme heißt „obfsproxy“ oder „obfuscated proxy“. TOR-Geschäftsführer Andrew Lewman vergleicht sie damit, „deinen Ferrari wie einen Toyota aussehen zu lassen, indem das echte Blechkleid eines Toyota über einen Ferrari gestülpt wird“. Der Toyota stehe dabei für die übliche Kommunikation, der Ferrari darunter für verschlüsselte Kommunikationsformen. Obfsproxy soll damit erreichen, dass selbst die von Irans Zensoren eingesetzte Deep Packet Inspection (DPI) nichts Verdächtiges mehr zu erkennen vermag.
Nach den USA ist der Iran mit 50.000 bis 60.000 täglichen Nutzern das Land, in dem TOR-Dienste am häufigsten zum Einsatz kommen, gefolgt von Deutschland. Internetaktivist Jacob Appelbaum hatte kürzlich über die Zensurkampagne des Iran gesprochen, aufgrund derer fast der gesamte verschlüsselte Datenverkehr mit Secure Sockets Layer (SSL) und Transport Layer Security (TLS) über wichtige iranische Internet Service Provider blockiert wurde. Nach Informationen aus dem Land waren E-Mail-Dienste wie Google Mail, Hotmail und Yahoo Mail nicht mehr erreichbar. Soziale Netze wie Facebook sowie Online-Banking-Dienste sollen ebenfalls betroffen gewesen sein.
Auf der Liste der „Feinde des Internets“, erstellt von der Organisation „Reporter ohne Grenzen“, steht der Iran neben China, Kuba und Nordkorea regelmäßig an der Spitze. Das Land setzt mit gesperrten IP-Adressen, blockierten Stichwörtern und DPI verschiedene Zensurtechniken zugleich ein. Die jetzt verschärften Internetfilter könnten einer vollständigen Abschottung vom weltweiten Netz Vorschub leisten. Im vergangenen Monat hatte der iranische Informationsminister angekündigt, ein schon länger vorbereitetes nationales „Intranet“ solle schon bald das Internet im Iran ersetzen. „Wir werden Nordkorea immer ähnlicher“, befürchtet ein von CNET.com kontaktierter Iraner, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Ich kenne die Infrastruktur nicht, die man verwenden will, aber ich glaube nicht, dass es dafür einen Ausweg gibt.“
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