Tim Cook: „100 Millionen Menschen nutzen iCloud“

Tim Cook hat sich auf der jährlichen Goldman Sachs Technology and Internet Conference in San Francisco deutlich offener geäußert als bislang von einem Apple-Chef gewohnt. iCloud und die Sprachsteuerung Siri hob er als wesentlich für Apples langfristige Strategie hervor. Er deutete einen kommenden Apple-Fernseher an und gab den Investoren zu verstehen, dass Apple seine Reserven von fast 100 Milliarden Dollar teilweise für Aktienrückkäufe und Dividenden einsetzen könnte. Er versprach, die Arbeitsbedingungen bei Apples Auftragsfertigern regelmäßig überprüfen zu lassen und die Ergebnisse zu veröffentlichen.


Tim Cook (Bild: News.com)

Mehr als 100 Millionen Nutzer hätten sich bereits für Apples iCloud angemeldet, berichtete der Apple-CEO und stellte den Dienst in einen langfristigen Zusammenhang. Vor rund zehn Jahren habe eine von Steve Jobs angekündigte Strategie noch Mac oder PC als Lebensmittelpunkt gesehen, als zentralen Aufbewahrungsort für alles. „iCloud stellt das auf den Kopf“, sagte Cook. „Es nimmt zur Kenntnis, dass wir in den letzten zwei oder drei Jahren dazu übergangen sind, mit mehreren Geräten zugleich zu leben.“ Siri wie iCloud sind Cook zufolge keine Produkte für ein oder zwei Jahre, sondern gehören zu Apples Strategie für das nächste Jahrzehnt: „Das sind Dinge, an die sich noch Ihre Enkelkinder als tiefgreifende Veränderungen erinnern werden.“

Cook wagte die Prognose, das iPad werde die Verkäufe von Desktop-PCs und Notebooks in den nächsten Jahren zunehmend beeinträchtigen. Er erwarte sogar, dass Tablets insgesamt die PC-Verkaufszahlen übertreffen. Den schnellen Erfolg von Apples Tablet schrieb er großteils den bei seiner Markteinführung bereits vorhandenen Technologien zu: „Das iPad konnte auf den Schultern von allem stehen, was zuvor kam. iTunes war bereits da, der App Store eröffnet. Die Nutzer waren geübt in der iPhone-Bedienung. Sie kannten Multitouch bereits.“

Was den lange erwarteten Apple-Fernseher angeht, rückte Cook vorsichtig von der bisherigen Aussage ab, Apple TV sei nur ein Hobby für das Unternehmen. Als Hobby werde es bezeichnet, um bei den Aktionären nicht den Eindruck zu erwecken, es handle sich dabei um einen ähnlich umfangreichen Geschäftsbereich wie Mac, iPad, iPod oder iPhone.

„Im Allgemeinen geht Apple keinen Hobbys nach“, fügte er dann hinzu. „Wir setzen auf Konzentration und darauf, nur an wenigen Dingen zu arbeiten. Bei Apple TV war es jedoch so, trotz der Eintrittsbarrieren in diesen Markt, dass diejenigen unter uns, die es nutzen, immer davon ausgingen, dass da etwas dran ist. Dass wir auf etwas Größeres stoßen könnten, wenn wir weiterhin unserer Intuition folgen und am Ball bleiben.“ Die heutigen Nutzer seien äußerst zufrieden mit Apple TV, aber das allein reiche nicht: „Wir brauchen etwas, das sich besser für einen breiten Markt eignet, wenn es eine ernsthafte Kategorie sein soll.“

Cook versicherte erneut, dass Apple der Kampf gegen schlechte Arbeitsbedingungen ernst nehme: „Niemand in unserer Branche unternimmt mehr als Apple, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern.“ Sein Unternehmen lasse bei seinen Auftragsfertigern keine Einsparungen auf Kosten der Sicherheit zu. In Zukunft will Apple monatliche Berichte über die Arbeitsbedingungen veröffentlichen, die von unabhängigen Arbeitsrechtsexperten der Fair Labor Association (FLA) untersucht werden.

Obwohl sich Cook bei einigen Themen offen zeigte, wehrte er die Frage nach anstehenden Änderungen unter seiner Führung ab. Apple sei eine einzigartige Kultur und ein einzigartiges Unternehmen, nicht replizierbar. Er wolle das erhalten, weil er so sehr daran glaube: „Steve hat uns allen über viele Jahre eingetrichtert, dass großartige Produkte im Mittelpunkt des Unternehmens stehen sollten. Wir sollten extrem konzentriert sein auf einige wenige Dinge, statt so viele zu erreichen zu versuchen, dass wir nichts wirklich gut machen. Wir sollten nur in Märkte gehen, in denen wir einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft leisten können, und nicht nur, um eine Menge Produkte zu verkaufen.“

„Wir haben uns immer auf die Zukunft konzentriert“, sagte er zuletzt. „Wir sitzen nicht nur herum und denken darüber nach, wie großartig die Dinge gestern waren.“

ZDNet.de Redaktion

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