HPs neue Servergeneration soll Rechenzentren automatisieren

Hewlett-Packard hat vergangene Woche neue Server vorgestellt. Die HP ProLiant Generation 8 (Gen8) genannte Linie soll mit neuer Technik die Automatisierung von Rechenzentren erleichtern. HPs Serverfamilie ProLiant stammt ursprünglich von Compaq. Sie ist im Serverbereich seither das Brot-und-Butter-Geschäft des Herstellers aus Palo Alto.

Und das wird angesichts der vielen Fronten, an denen HPs Serversparte derzeit kämpft, immer wichtiger. Die Position im Highend gerät durch den Streit mit Oracle über Itanium ins Wanken. Als Rechenzentrumslieferant ist HP den Marktforschern von Canalys zufolge Ende vergangenen Jahres von Cisco als wichtigsten Anbieter abgelöst worden. Allerdings umfasst die Canalys-Statistik alle erforderlichen Komponenten, nicht nur Server. Bei den Industriestandardservern ist laut Gartner im Herbst 2011 IBM an Hewlett-Packard vorbeigezogen (siehe Tabelle unten). Allerdings sind solche Zahlen immer mit Vorsicht zu genießen, wirken sich doch gerade bei großen Rechenzentren die Produktzyklen der Hersteller immer stark aus: Steht eine neue Produktgeneration bevor, halten sich die Kunden mit Bestellungen zurück.

Ob das auch bei HP der Fall war, wird sich im zweiten Quartal 2012 zeigen: Dann sind alle Modelle der im Rahmen des „Voyager“ genannten Projekts von HP entwickelten neuen Generation seiner x86-Server verfügbar. Sie soll mit einer Reihe von Verbesserungen bei Technik und Administration Partnern und Kunden das Arbeiten in Rechenzentren erheblich erleichtern und deren Kosten senken.

Voyager, Moonshot und Odyssey

Das Projekt Voyager ist seit Ende vergangenen Jahres das dritte Schlüsselthema von Hewlett-Packard. Mit den im November 2011 vorgestellten Projekten „Moonshot“ (Energieeinsparungen durch den Einsatz von ARM-Chips in Serverfarmen) und „Odyssey“ (geschäftskritische Anwendungen auf x86 Servern) wird nun mit Voyager die notwendige Automatisierung der Rechenzentren auf breiter Basis in Angriff genommen.

Nach Angaben der HP-Entwickler aus dem ehemaligen Compaq-Stammsitz in Houston im US-Bundesstaat Texas war es Ziel des 300 Millionen Dollar teuren Projekts, jeden Aspekt im Lebenszyklus eines Servers zu automatisieren. Dabei hat HP über 900 Patente angemeldet. Außerdem wurde eine neue Systemarchitektur namens HP ProActive Insight geschaffen. Sie wird künftig die Grundlage von HPs kompletter „Converged Infrastructure“ sein.


Mit „Gen8“ bringt Hewlett-Packard eine Reihe technischer und organisatorischer Verbesserungen für seine ProLiant (Bild: Hewlett-Packard).

Nach Untersuchungen von HP geben große Unternehmen im Schnitt in einem Zeitraum von drei Jahren etwa 24 Millionen für händische Operationen bei der Unterstützung ihrer Serverstrukturen aus. Dieser Aufwand soll mit der integrierten Automatisierungstechnik auf ein Drittel gesenkt werden. Die ProLiant-Server der achten Generation sollen die Produktivität der Administratoren verdreifachen, indem die meisten manuellen Verwaltungsaufgaben, etwa Server-Updates automatisiert werden, verspricht HP. Bei Updates reduziert sich der Aufwand beispielsweise von bis zu fünf Stunden auf weniger als zehn Minuten Administrationszeit pro Rack.

Vor allem sollen aber mit Hilfe der achten Generation der ProLiant-Server hohe Ausfallzeiten vermieden werden, die häufig auf Grund menschlicher Fehler mit hohen Kosten zu Buche schlagen. Ungeplante Ausfallzeiten kosteten Unternehmen im Schnitt zehn Millionen Dollar pro Stunde, wie Hewlett-Packard unter Berufung auf Zahlen von Gartner erklärt.

Gartner: Anteile am weltweiten Servermarkt im dritten Quartal 2011 (in Milliarden Dollar)

Anbieter Umsatz 3. Quartal 2010 Marktanteil Umsatz 3. Quartal 2011 Marktanteil Veränderung zum Vorjahr
IBM 3,717 30,2 % 3,847 29,7 % 3,5 %
Hewlett-Packard 3,943 32,0 % 3,802 29,3 % -3,6 %
Dell 1,790 14,5 % 1,903 14,7 % 6,3 %
Oracle 0,764 6,2 % 0,764 5,9 % 0,0 %
Fujitsu 0,582 4,7 % 0,603 4,7 % 3,6 %
Andere 1,534 12,4 % 2,049 15,8 % 33,6 %
Gesamt 12,329 100,0 % 12,968 100,0 % 5,2 %

Mit den Technologien HP Active Health und HP Insight Online analysieren die Gen8-Server in einer Art Selbstverwaltung ihren „Gesundheitszustand“. Durch diese Selbstüberwachung, Selbstdiagnose und vorausschauenden Support können Unternehmen ungeplante Ausfallzeiten bis zu 66 Prozent schneller beheben, verspricht HP.

Zusätzlich gilt es den stetig steigenden Energieverbrauch und die damit verbundenen Kosten besser in den Griff zu gekommen. So werden nach HP-Schätzungen – wiederum auf Basis von Material von Gartner – in drei Jahren die Ausgaben für Energie und Ausstattung in Rechenzentren im Schnitt um bis zu 29 Millionen Dollar anwachsen.

Um den Anstieg der Kosten einzudämmen, verfügen die Gen8-Server über die Technologie HP 3-D Sea of Sensors. Mit ihr lässt sich die Rechenkapazität pro Watt um bis zu 70 Prozent verbesseren. Sie identifiziert überlastete Server auf Grundlage ihrer Position im Rechenzentrum, ihres Stromverbrauchs, ihrer Arbeitslast und ihrer Temperaturdaten. Die neue Technologie schließt laut HP zudem menschliche Fehler bei manuellen Konfigurations- und Inventarisierungsprozessen aus.

In Zeiten des zunehmenden Einsatzes von Cloud Computing und stark wachsender Services für mobile Geräte, beides Faktoren, die Ausfallzeiten immer weniger tolerierbar machen, stehen hier alle namhaften Serverhersteller unter großem Druck. In diesem Umfeld will HP mit Gen8 punkten. Dazu dürfte auch auf der CeBIT noch einiges zu sehen sein.

Die Server HP ProLiant Gen8 sind für Early Adopter ab sofort erhältlich. Ab März 2012 sind die ProLiant-Server der achten Generation allgemein über HP-Partner und HP verfügbar. Dies umfasst die Tower-Server der ML-Reihe, die Rackmount-Server der DL-Reihe, die Blade-Reihe BL und die hochskalierbaren Server der Reihe HP ProLiant SL.

ZDNet.de Redaktion

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