Microsoft hat einen ehemaligen Anwalt der Federal Trade Commission eingestellt. Wie das Wall Street Journal berichtet, gehörte Randall Long dem für Wettbewerbsfragen zuständigen Bureau of Competition der Handelsbehörde an. Dort hatte er sich zuletzt als Spezialist für Googles Akquisitionen einen Namen gemacht.
Long wird seine neue Stellung dem Bericht zufolge Ende März antreten. Als Leiter der Abteilung Regulatory Affairs werde er sich in der US-Hauptstadt Washington um die Lobbyarbeit des Softwarekonzerns kümmern. Unter anderem sei es seine Aufgabe, das Interesse von Bundesbehörden an Untersuchungen zu Googles Aktivitäten zu steigern.
Bei der FTC war Long an den Kartellverfahren zu den Übernahmen von DoubeClick und AdMob durch Google beteiligt. Laut den Quellen des WSJ hatte der Anwalt sehr offen den Kauf von AdMob kritisiert und eine Ablehnung des Geschäfts gefordert. Seine Bedenken fanden offenbar keine Beachtung, denn die FTC genehmigte 2010 die Transaktion.
Angesichts der gemeinsamen Geschichte beider Firmen sollte es nicht überraschen, dass Microsoft seine Lobbyarbeit gegen Google verstärkt. Unter anderem reichte Microsoft in den USA zuletzt Beschwerden wegen Handypatenten und in Europa wegen des Suchmaschinen-Rankings ein.
Im vergangenen Monat reklamierte das Unternehmen aus Redmond, dass Motorola Mobility seine als Industriestandard angesehen Patente für die Videotechnologie H.264 nicht zu fairen Bedingungen lizenziere. Auch in diesem Fall richtete sich Microsofts Aufmerksamkeit auf Google, das kurz vor Abschluss der geplanten Übernahme von Motorola Mobility für 12,5 Milliarden Dollar steht. Microsofts stellvertretender Chefjustiziar Dave Heiner bezeichnete die Fusion in diesem Zusammenhang als „das Ende von Video im Web“ – eine allerdings sinnfreie Aussage, da Google seinen Video-Codec VP8 lizenzfrei verfügbar macht.
In einer Stellungnahme meldet Google nun Bedenken wegen der Personalie an. „Wir hoffen, dass Herr Long an den ethischen Regeln der FTC festhält und sich nicht bei der FTC gegen Google einsetzt oder vertrauliche Informationen benutzt“, schreibt ein Sprecher des Unternehmens in einer E-Mail an News.com.
Googles Chefjustiziar hatte Microsoft im August 2011 vorgeworfen, mit „dubiosen“ Patentansprüchen die Kosten von Mobiltelefonen mit Googles Android OS in die Höhe zu treiben. Die Kritik bezieht sich darauf, dass Microsoft angeblich versucht, Hersteller von Android-Smartphones zur Unterzeichnung von Lizenzabkommen zu zwingen. Tatsächlich hat Redmond inzwischen Abkommen mit gut der Hälfte der Android-OEMs (Original Equipment Manufacturer) geschlossen. Einer der wenigen Hersteller, die sich dem immer noch widersetzen, ist Motorola.
[mit Material von Don Reisinger, News.com]
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